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  • Die „Razoni“ ist mit 26.000 Tonnen Mais an Bord Richtung Tripoli (Libanon) unterwegs.
  • Foto: IMAGO / SNA

Nach Auslaufen: Erreicht Getreideschiff aus Ukraine seinen Zielhafen?

Es ist zumindest ein kleines Zeichen der Hoffnung in schweren Zeiten. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könne der von der Türkei begleitete Deal zwischen Russland und der Ukraine doch noch platzen. Nun ist zumindest das erste Schiff mit Getreide aus dem zuvor komplett blockierten Hafen von Odessa aufgebrochen. Gerade die südliche Halbkugel dürfte aufatmen.

„Heute macht die Ukraine gemeinsam mit Partnern einen weiteren Schritt zur Verhinderung des Hungers in der Welt“, teilte der ukrainische Infrastrukturminister Olexander Kubrakow mit, als die „Razoni“ tatsächlich den Hafen von Odessa verließ. Mühsam war unter türkischer Vermittlung in Istanbul der Deal zustande gekommen, den beide Seiten als Erfolg für sich verbuchten.

Auch Russland begrüßt offiziell die Einigung

Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow begrüßte das Auslaufen: „Das ist ziemlich positiv“, sagte er. „Das ist eine gute Möglichkeit, die Effektivität der Arbeit von Mechanismen zu testen, die bei den Verhandlungen in Istanbul vereinbart wurde.“

Gemäß diesen Vereinbarungen steuerte das Schiff, das unter der Flagge von Sierra Leone fährt, zunächst die Türkei an. Die durch Istanbul verlaufende Meerenge Bosporus ist der einzige Seeweg vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer. Dort sollen nun laut Abkommen Schiffe bei der Ein- und Ausfahrt ins Schwarze Meer inspiziert werden. So soll auf Verlangen Russland sichergestellt werden, dass die Schiffe keine Waffen oder Ähnliches an Bord haben.

Bis zum Schluss Zweifel, da Russland Odessa bombardierte

Allerdings war bis zum Schluss befürchtet worden, dass der Deal platzen könnte. Nur einen Tag nachdem das Abkommen vereinbart worden war, hatte Russland noch einmal den Hafen von Odessa bombardiert.

Die „Razoni“ hatte laut UN-Angaben 26.000 Tonnen Mais an Bord. Zielhafen ist Tripoli, eine Hafenstadt im vom Hunger geplagten Libanon. Weitere 16 vollbeladene Schiffe sollen laut ukrainischen Angaben im Hafen von Odessa liegen, die nun bald auslaufen dürften. Das Abkommen gilt außerdem noch für die Schwarzmeer-Häfen Tschornomorsk und Juschny.

Eine Milliarde US-Dollar Einnahmen möglich

Durch die Wiederinbetriebnahme der drei Häfen könne die Wirtschaft der Ukraine mindestens eine Milliarde US-Dollar (rund 980 Millionen Euro) einnehmen und Planungen im Agrarsektor ermöglichen, sagte der ukrainische Minister Kubrakow.

Vor allem aber wäre eine dauerhafte Lösung eine gute Nachricht für die Ernährungslage weltweit. Die Nahrungsmittel aus der Ukraine werden auf dem Weltmarkt – vor allem in Asien, Afrika und Nahost – dringend benötigt.

Die UN warnten zuletzt vor der größten Hungersnot seit Jahrzehnten. Wegen der Blockade des Schwarzen Meeres waren die Preise für Getreide enorm angestiegen. Knapp 25 Millionen Tonnen Getreide sollen zuletzt in der Ukraine festgesteckt gewesen sein.

Lesen Sie auch: Ukraine: Russland beschießt Hafen von Odessa trotz Getreide-Abkommen

Allerdings war gestern noch nicht ausgemacht, dass die „Razoni“, ein 186 Meter langer Frachter, ihren Zielhafen auch erreichen wird. Um der Einhaltung des Abkommens nochmal Nachdruck zu verleihen, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag noch einmal den Hafen von Tschornomorsk besucht.

Es bleibt abzuwarten, ob der verhandelte Korridor dauerhaft respektiert wird. Expert:innen schätzen die Lage weiter als hochgefährlich für die Crews ein, wegen möglicher Attacken und losgerissener Seeminen. (km)

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