Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wird von Aleksandar Vucic, Präsident von Serbien, am Flughafen in Belgrad begrüsst.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wird von Aleksandar Vucic, Präsident von Serbien, am Flughafen in Belgrad begrüsst.
  • Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Scholz und das „Weiße Gold“: Kanzler reist wegen wichtigem Rohstoff nach Serbien

Lithium ist ein Kernbestandteil von Batterien und wird insbesondere im Zuge der Elektrifizierung des Verkehrs immer wichtiger. Das Leichtmetall wird deshalb mittlerweile auch als „Weißes Gold“ bezeichnet. Europa ist allerdings zu nahezu 100 Prozent von Importen abhängig, vor allem aus China. Wegen der geplanten Eröffnung einer Lithium-Mine in Serbien reist nun Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) höchstpersönlich nach Belgrad.

Zusammen mit Nickel und Kobalt ermöglicht Lithium die Speicherung und den Transport von Elektrizität und ist daher für die Herstellung von Elektrobatterien unverzichtbar. Die Technologie ist nicht neu, im Zuge der Abkehr von fossilen Brennstoffen gewinnt sie aber enorm an Bedeutung. Europa spielt dabei bislang weder als Produzent noch als Verarbeiter eine Rolle.

Lithium: China ist der bei Weitem wichtigste Lieferant für Europa

Australien ist weltweit der wichtigste Primärproduzent von Lithium, gefolgt von Chile und China. Wichtige Förderstätten gibt es außerdem noch in Argentinien, Brasilien, Bolivien und den USA. Bei der Verarbeitung des Leichtmetalls ist China der einsame Spitzenreiter, nennenswerte Kapazitäten in dem Bereich haben ansonsten noch Chile, Argentinien, Kanada und die USA. China ist der bei Weitem wichtigste Lieferant für Europa.

Lithium-Vorkommen gibt es auch auf dem europäischen Kontinent – in Frankreich, Tschechien oder auch in Deutschland. Die Förderung ist jedoch in den meisten Fällen noch nicht möglich oder wäre mit erheblichen Umweltschäden verbunden. Der einzige nennenswerte Lithium-Produzent der EU ist bislang Portugal.

Norwegen wird zum Vorreiter beim Lithium-Recycling

Eine weitere Möglichkeit ist Recycling. Zum Vorreiter schwingt sich auf diesem Gebiet derzeit Norwegen auf. Auch in Deutschland entstehen Anlagen, um alte Batterien zu verwerten. In diesem Kontext sticht die geplante Lithium-Mine in Serbien von ihrem Potenzial her heraus. Laut dem australischen Unternehmen Rio Tinto, das dort das Weiße Gold abbauen will, könnten im westserbischen Loznica rund 58.000 Tonnen Lithium jährlich gefördert werden – genug für Batterien für 1,1 Millionen E-Autos.

Zum Vergleich: Die Produktion Portugals im Jahr 2021 belief sich auf nicht einmal 600 Tonnen. Allerdings birgt das Thema Sprengkraft. Das serbische Vorkommen wurde bereits 2004 entdeckt. Pläne, es zu erschließen, trafen auf heftigen Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern. Rio Tinto hatte bereits eine Förderlizenz erhalten, 2022 zog die Regierung in Belgrad diese wegen öffentlichen Drucks wieder zurück.

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Das Verfassungsgericht des Landes machte dies vergangene Woche wieder rückgängig, die Regierung gab daraufhin erneut grünes Licht. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sicherte umfassende Umweltschutzgarantien zu und will sich außerdem dafür einsetzen, die Wertschöpfungskette inklusive der Weiterverarbeitung des Lithiums zu Batterien weitgehend im Land zu halten.

Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ sagte der Serbe zudem, dass auch die Chinesen „sehr klar ihr Interesse zum Ausdruck gebracht“ hätten, Zugang zu dem Lithium-Vorkommen zu erhalten. „Wir haben ihnen aber mitgeteilt, dass wir dieses Thema mit den Europäern diskutieren.“ (afp/mp)

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