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  • Verstehen sich: Donald Trump (links) und Kim Jong Un am 30. Juni 2019 bei einem Treffen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea.
  • Foto: AFP

Kim Jong Un tot?: Südkorea reagiert auf angeblich schlechten Gesundheitszustand

Seoul –

Rätselraten um Kim Jong Un: Berichte über eine angeblich schwere Erkrankung des nordkoreanischen Machthabers sorgen weltweit für Aufsehen gesorgt.

Vor allem in der Nacht zu Sonntag, 26. April, trendeten auf Twitter wieder Gerüchte, der 36-Jährige könne tot sein. Auch bei Google lagen Suchanfragen zu Kim Jong Un weit vorne.

Offizielle Angaben aus Nordkorea gibt es natürlich nicht.

Südkorea äußert sich über nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un

Nachbarland Südkorea hat sich über den angeblich schlechten Gesundheitszustand von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am Sonntagabend (26. April) geäußert. Kim lebe und sei „wohlauf“, sagte der Sicherheitsberater der südkoreanischen Regierung Moon Chung dem US-Sender CNN.

So halte sich Kim Yong Un offenbar seit zwei Wochen in der Ferienstadt Wonsan im Osten von Nordkorea auf. Auch habe Südkorea keine „verdächtigen Bewegungen“ in Nordkorea festgestellt.

Donald Trump spricht über Kim Jong Un

US-Präsident Donald Trump hat Berichte über einen angeblich schlechten Gesundheitszustand des nordkoreanischen Machthabers hingegen bereits vor zwei Tagen als inkorrekt bezeichnet.

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Verstehen sich: Donald Trump (links) und Kim Jong Un am 30. Juni 2019 bei einem Treffen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea.

Foto:

AFP

Ein Bericht des US-Nachrichtensenders CNN, wonach Kim sich nach einer Operation mutmaßlich in ernsthafter Gefahr befinde, sei nach seiner Ansicht nicht richtig, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus. Er habe gehört, dass für den Bericht alte Dokumente verwendet worden seien.

Südkorea weiß nichts von kritischem Zustand bei Kim Jong Un

Südkorea reagierte bereits am Dienstag, 21. April, jedoch skeptisch auf den CNN-Bericht, wonach sich Kim nach einer Operation in kritischem Zustand befinde.

Es könne nicht bestätigt werden, dass es Anzeichen für ernste Probleme mit der Gesundheit Kims gebe, teilte das Präsidialamt in Seoul mit. „Auch gibt es keine ungewöhnlichen Aktivitäten in Nordkorea.“

Das abgeschottete Land hüllte sich wie so oft zuvor in Schweigen, eine unabhängige Überprüfung der Informationen ist nicht möglich…

CNN berichtete unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten, es gebe geheimdienstliche Hinweise, dass Kim „nach einer Operation in ernsthafter Gefahr“ sei. Die auf Nachrichten aus Nordkorea spezialisierte Internetzeitung „Daily NK“ in Südkorea meldete, Kim sei am 12. April 2020 am Herzen operiert worden.

Nach einem Eingriff erhole er sich aber wieder in einer Villa am nordöstlich von Pjöngjang gelegenen Berg Myohyang. „Daily NK“ beruft sich auf einen Informanten innerhalb des Landes. Dieser nehme an, dass der Eingriff aufgrund mehrerer Faktoren nötig gewesen sein könnte – Kims Übergewicht, Rauchgewohnheiten und „Überarbeitung“ eingeschlossen.

Zeremonie zum Gedenken an Kim Il Sung: Kims Abwesenheit sorgt für Spekulationen

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Beamten des Präsidialamts in Seoul mit den Worten, Kim halte sich zwar außerhalb Pjöngjangs auf, er scheine aber normal zu arbeiten. Auch die Angaben von „Daily NK“ über Kims Aufenthaltsort wurden demnach infrage gestellt.

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Zuletzt hatte Kims Abwesenheit von einer Zeremonie zum Gedenken an seinen 1994 gestorbenen Großvater und früheren Staatschef Kim Il Sung am 15. April 2020 Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst.

Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Seoul war es das erste Mal seit seiner Machtübernahme Ende 2011, dass er einen Besuch des Mausoleums am Geburtstag Kim Il Sungs verpasste, wo die einbalsamierten Leichen des Großvaters und seines Vaters Kim Jong Il liegen. Eine Erklärung aus Pjöngjang dazu gab es – natürlich – nicht.

Nordkorea gibt kein Statement zu den Gerüchten ab

Noch am 11. April 2020 hatte Kim Jong Un ein wichtiges Parteitreffen in Pjöngjang geleitet. Dabei hatte er seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong erneut auf eine höhere Position im Führungszirkel der Arbeiterpartei befördert.

Nordkorea äußerte sich auch jetzt nicht zu den Berichten aus dem Ausland. Zwar zelebriert die kommunistische Führung um seine Herrscher seit jeher einen Führerkult, doch kontrolliert sie Informationen über Kim Jong Un und seine Familie äußerst streng. Kims Alter wird in Südkorea auf 36 Jahre geschätzt.

„Nordkorea räumte niemals einen Schlaganfall ein”

Trotz der Zweifel an den Berichten zu Kims Zustand blieb die Lage zunächst unklar. Man dürfe nicht erwarten, dass Nordkorea „irgendeine Herzoperation bestätigt“, schrieb die Expertin Jean H. Lee vom amerikanischen Wilson Center auf Twitter. „Nordkorea räumte niemals einen Schlaganfall oder ein Koma beim Vater Kim Jong Il ein.“ Dies sei erst durch einen französischen Arzt geschehen, der den Ende 2011 gestorbenen Kim Jong Il in Pjöngjang behandelt habe.

Kim Yo Jong

Sie ist die Schwester des Diktators: Kim Yo Jong

Foto:

picture alliance / -/YNA/dpa

Die Probleme in Zusammenhang mit der Berichterstattung über innere Vorgänge in Nordkorea illustrierte am Dienstag auch eine Entschuldigung der Journalistin Katy Tur von NBC News. Sie habe ihren Tweet, wonach US-Beamte gesagt hätten, Kim sei hirntot, aus übergroßer Vorsicht wieder gelöscht, schrieb sie. „Warte auf mehr Infos. Entschuldigung.“

Als Kim im Oktober 2014 wochenlang von der Bildfläche verschwunden war, hatte es ebenfalls Gerüchte über seine Gesundheit gegeben. Der südkoreanische Geheimdienst nahm damals an, dass Kim wegen einer Zyste im rechten Sprunggelenk operiert worden und deshalb verschwunden gewesen sei.

Führt Schwester Kim Yo Jong die Staatsgeschäfte weiter?

Südkoreas Regierung geht davon aus, dass Kim seine Position in den vergangenen Jahren gefestigt hat. Dazu gehört auch, dass er eine Reihe von Vertrauten einschließlich seiner jüngeren Schwester um sich geschart hat.

Beobachter in Südkorea gehen mittlerweile davon aus, dass Kim Yo Jong die Staatsgeschäfte ihres Bruder fortführen könnte, sollte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr regierungsfähig sein oder sogar sterben. Die Macht im Land liegt seit mehr als 70 Jahren in den Händen der Kim-Dynastie. (dpa/mg/spol)

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