Ein ukrainischer Soldat nimmt kurz vor Kriegsausbruch an einer Militär-Übung nahe Saporischschja teil (Archivbild).
  • Ein ukrainischer Soldat nimmt kurz vor Kriegsausbruch an einer Militär-Übung nahe Saporischschja teil (Archivbild).
  • Foto: picture alliance/dpa/Ukrinform

Kämpfe an AKW, Forderungen nach Nato-Einsatz – die aktuelle Kriegslage im Überblick

In Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich in der Nacht die Lage um ein Atomkraftwerk zugespitzt. Die Sorge ist international groß, Forderungen nach einem internationalen Eingreifen werden lauter. Die MOPO gibt einen Überblick und Ausblick auf den Tag.

Ein Feuer auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat in der Nacht zum Freitag für Alarmstimmung gesorgt. Der britische Premier Boris Johnson spricht von einer direkten Gefährdung der Sicherheit ganz Europas und will eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen.

Selenskyj wirft Russland Beschuss von Reaktorblöcken vor

Nach dem Vorrücken russischer Truppen zu Europas größtem Atomkraftwerk in der Nähe der Großstadt Saporischschja brach ein Feuer in der Anlage aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss von Reaktorblöcken durch russische Panzer. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba befürchtete: „Wenn es explodiert, wird es zehnmal größer als Tschernobyl! Russen müssen SOFORT das Feuer einstellen“, forderte er auf Twitter.

Die Erleichterung am frühen Morgen: Das Feuer sei gegen 6.20 Uhr Ortszeit (5.20 Uhr MEZ) vollständig gelöscht worden, erklärte die ukrainische Katastrophenschutzbehörde auf Facebook, verletzt wurde demnach niemand.

Nach ersten Informationen waren von dem Brand keine kritischen Systeme betroffen, es wurde keine erhöhte Radioaktivität gemeldet. Das bestätigte auch die die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Deren Chef Rafael Mariano Grossi twitterte jedoch, er sei „zutiefst besorgt“. Am Freitagvormittag soll es dazu eine Pressekonferenz geben.

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Angesichts der Ereignisse in Saporischschja forderte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko ein Eingreifen der Nato. Der britische Premierminister Boris Johnson sagte, die „rücksichtslosen Aktionen“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin „könnten nun die Sicherheit ganz Europas direkt gefährden“. Er wolle „in den kommenden Stunden“ eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in dem Atomkraftwerk erreichen. US-Präsident Joe Biden forderte Russland auf, militärische Aktivitäten im Gebiet um das Kernkraftwerk einzustellen.

Ukrainische Botschaft bittet um deutsche Kampfpanzer und U-Boote

Die ukrainische Botschaft in Berlin bittet die Bundesregierung um Lieferung weiterer Waffensysteme für den Kampf gegen die russischen Angreifer, darunter Kampfpanzer, U-Boote und Kampfflugzeuge. Das geht aus einer sogenannten Verbalnote der Botschaft an das Kanzleramt, das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Begründet wird die Bitte damit, dass Putin einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Ukraine und die Ukrainer begonnen habe, in dem höchst moderne Waffensysteme eingesetzt würden – auch geächtete Waffen wie Kassettenbomben mit Streumunition.

Militärische Hotline zwischen Moskau und Washington

Das Pentagon hat wegen des Kriegs in der Ukraine eine neue Hotline mit Russland eingerichtet. Ziel sei, Fehleinschätzungen, militärische Zwischenfälle und Eskalationen zu vermeiden, teilte das US-Verteidigungsministerium auf Nachfrage mit. Die US-Regierung will keine Truppen in die Ukraine schicken. Sie ist aber besorgt, dass der Konflikt mit Russland auf Nato-Staaten übergreifen könne.

Scholz fordert von Schröder Aufgabe von Russland-Posten

Nach der SPD-Spitze hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den früheren Regierungschef Gerhard Schröder dazu aufgefordert, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen zu räumen. „Mein Rat an Gerhard Schröder ist doch, sich aus diesen Ämtern zurückzuziehen“, sagte Scholz in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Dies sei keine Privatsache. Zudem plädierte Scholz dafür, die Finanzierung des Büros des Altkanzlers aus Steuergeldern zu überprüfen.

Russlands Kreditrating sinkt weiter

Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat Russlands Kreditwürdigkeit aufgrund neuer westlicher Sanktionen wegen des Krieges gegen die Ukraine weiter abgestuft. Die Bonitätsnote wurde angesichts gestiegener Ausfallrisiken der Anleihen von „BB+“ auf „CCC-“ gesenkt, wie S&P in New York mitteilte.


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Vergangene Woche hatte die Agentur die Bewertung in den sogenannten Ramschbereich für spekulative Anlagen abgestuft. Nun ging es weitere acht Stufen nach unten – das Rating liegt nur noch knapp über der Kategorie für Zahlungsunfähigkeit.

Flugticket-Giganten streichen Aeroflot aus Buchungssystemen

Die russische Fluggesellschaft Aeroflot verliert wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine weitere wichtige Geschäftspartner. Mit dem US-Unternehmen Sabre und der spanischen Amadeus IT Group kappten zwei der größten Buchungssystemanbieter für Flugtickets am Donnerstag die Geschäftsbeziehungen zu der Airline. Sabre und Amadeus ermöglichen es Reisevermittlern, sowohl online als auch in ihren Läden Flugangebote zu vergleichen und für Kunden Tickets zu reservieren.

Das wird am Freitag wichtig

Die Außenminister der EU-Staaten kommen am Nachmittag erneut zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen. Erwartet wird auch die Teilnahme von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und des US-Außenministers Antony Blinken. Abzuwarten bleibt, ob Boris Johnson eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen kann. (mik/dpa)

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