Jaworiw
  • Rettungswagen eilten zum Militärcamp.
  • Foto: imago/Kyodo News

Jaworiw: Darum war der Angriff nahe der polnischen Grenze so brisant

Der Krieg rückt näher an die EU-Grenze. Am frühen Sonntagmorgen gab es einen folgenschweren russischen Raketenangriff auf das militärische Ausbildungszentrum Jaworiw bei Lwiw, keine 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Dutzende Menschen starben. Aus mehreren Gründen ist der Truppenübungsplatz ein besonders brisantes Angriffsziel gewesen.

Selbst im polnischen Przemysl habe man die Detonationen noch gespürt, berichtete eine dpa-Reporterin. Auch in der 700.000-Einwohner-Stadt Lwiw heulten die Sirenen. Zunächst war von Angriffen dort oder auf den nahe gelegenen Flugplatz die Rede. Definitiv trafen die Raketen das rund 40 Kilometer nordwestlich gelegene Militärgelände in Jaworiw.

Mindestens 35 Tote und 134 Verletzte

Laut ukrainischen Behördenangaben vom späten Nachmittag starben mindestens 35 Menschen, weitere 134 wurden teils schwer verletzt. Bilder des vollkommen zerstörten Geländes kursierten im Netz. Besonders brisant: Seit 2015 schicken die USA regelmäßig NATO-Ausbilder nach Jaworiw, um ukrainische Soldat:innen auszubilden. Zumindest bis kurz vor Kriegsbeginn geschah dies weiter.

Außerdem sollen laut „New York Times“ zum Zeitpunkt des Angriffs rund 1000 ausländische Kämpfer auf dem Gelände gewesen sein, die sich dort derzeit versammelten und Übungen unternähmen. Rund 20.000 Menschen aus dem Ausland sollen sich dem Kampf der Ukraine angeschlossen haben. Ob allerdings auch Ausländer bei dem Angriff starben, war am Sonntag zunächst unklar.

New York Times: Westliche Waffenlieferungen über das Camp

Zudem berichtet die „New York Times“, dass über das Camp auch Teile der westlichen Waffenlieferungen ins Landesinnere weiter verfrachtet werden.

Am Samstag erst hatte der Kreml angekündigt, auch Waffen-Konvois aus dem Westen anzugreifen. US-Präsident Joe Biden hatte am selben Tag verkündet, dass die USA der Ukraine Militärhilfen im Wert von weiteren 200 Millionen Dollar liefern. Erst zwei Wochen zuvor hatte er Hilfen über 330 Millionen Dollar bewilligt.

Gouverneur von Lwiw: 30 Raketen auf Stützpunkt abgefeuert

Nach Angaben des Gouverneurs von Lwiw habe die russische Seite rund 30 Raketen auf den Stützpunkt abgefeuert. Einige seien aber abgefangen worden. Medien berichteten von knapp zehn eingeschlagenen Raketen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow forderte nach dem Angriff erneut eine Flugverbotszone über dem Land.


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Der Krieg rückte nahe wie nie an die EU- und NATO-Grenze. Der polnische Präsident Andrzey Duda warnte Russland am Sonntag direkt: Falls das Land Chemiewaffen einsetzen wolle, müsse die NATO eine Reaktion genau prüfen.

Fluchtroute nach Polen führt durch Lwiw

Auch dass die Gegend direkt um Lwiw betroffen war, hat eine gewisse Brisanz: Die Stadt gilt als einer der wichtigsten Transitorte für Menschen auf der Flucht nach Westen. Die wichtigste Route nach Polen mit täglich Tausenden Flüchtenden führt hier hindurch.

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Auch in Charkiw und rund um die Hauptstadt Kiew gab es nach ukrainischen Angaben heftige Kämpfe, die humanitäre Lage werde immer schlechter. Allein am Samstag seien etwa 20.000 Menschen evakuiert worden. Im Südosten versuchten russische Einheiten zudem weiter eine Erstürmung der tagelang belagerten Hafenstadt Mariupol, nach ukrainischen Angaben starben dort bereits mehr als 1500 Zivilisten.

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