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Moderna / Spikevax
  • Auch der US-Hersteller Moderna zog die Preise mitten in der Pandemie um 50 Prozent an.
  • Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Impfstoff-Recherche: Goldgrube für die einen, Milliardengrab für die anderen

„Kein Unternehmen“ werde sich mit Impfstoffen „eine goldene Nase verdienen“. So sagte es der Biontech-Chef Ugur Sahin noch im Jahr 2020. Eine aktuelle Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zeigt: 13,1 Milliarden Euro hat die Bundesregierung für Corona-Vakzine ausgegeben. Und gerade Biontech und Moderna haben mitten in der Pandemie ihre Preise heftig erhöht.

Dass der Mainzer Impfstoff-Hersteller Biontech in der Straße  „An der Goldgrube“ angesiedelt ist, hat schon für so manchen Lacher gesorgt. Einigen dürfte das Lachen aber im Halse stecken geblieben sein bei den von dem Recherche-Verbund der drei Medien kolportierten Zahlen.

Impfstoffe im Wert von 13,1 Milliarden Euro

Über die Verträge zwischen EU und Impfstoff-Herstellern  ist bislang nur wenig bekannt gewesen. Nun hat die Bundesregierung zugegeben: Bisher wurden Impfstoff-Dosen im Wert von 13,1 Milliarden Euro bestellt.

Auffallend unter anderem: Die unterschiedlichen Preise der Hersteller. Und vor allem: deren Entwicklung. Eine Dosis AstraZeneca kostete im Sommer 2020 rund 2,30 Euro – quasi ein Selbstkostenpreis. Johnson& Johnson kostet rund sieben Euro pro Dosis, Novavax etwa 18.20 Euro.

Biontech und Moderna erhöhten Preise um 50 Prozent

Die beliebten Vakzine von Biontech und Moderna aber schlugen noch einmal kräftig drauf. Im Dezember 2020 veranschlagte das Mainzer Unternehmen 15,50 Euro bei der Regierung, neun Monate später schon 23,20 Euro. Und der US-Hersteller Moderna stieg von 19,50 Euro – ebenfalls im Winter 2020 – binnen drei Monaten auf 29,70 Euro. Eine Preissteigerung von jeweils rund 50 Prozent.

Im Jahr 2021 etwa machte Biontech so einen Nettogewinn von 10,3 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 waren es nochmal 7,1 Milliarden.

Pharmabranche: Forschung war jahrelanges Minusgeschäft

Die aktuellen Zahlen wollte keins der Unternehmen wirklich kommentieren. Biontech deutete an, dass die Zahlen nicht stimmen. In der Pharmabranche hieß es, die Mainzer hätten schließlich jahrelang mehr für Forschung ausgegeben, als sie eingenommen hätten. Zahlen sind auch hier nicht bekannt. Das Argument stimmt aber insoweit, dass Biontech auch die neuen Gelder weiter in Forschung steckt, etwa nach eigenen Angaben kurz vor entscheidenden Durchbrüchen bei Krebs-Impfstoffen steht.

Kritik kam von Wolf-Dieter Ludwig  von der Deutschen Ärzteschaft: Die Preishöhe an sich finde er nicht anstößig, sie sei vergleichbar mit Grippe-Impfstoffen. Die Preise mitten in der Pandemie so anzuziehen sei aber „unseriös“ gewesen, zumal die Umsätze ja groß waren. Da wir die Vakzine dringend brauchten, hätten „die Pharmakonzerne diese Preise eben durchsetzen“ können.

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Ebenfalls in der Kritik: Die Menge der bestellten Vakzine.  Zu 672 Millionen Dosen hatte Deutschland sich verpflichtet. Also rund acht Dosen ppro Bundesbürger. Allein im Jahr 2023 sollen noch im Wert von 2 Milliarden Euro Impfstoffe reinkommen, so sehen es Verträge vor. Der Haushalts-Ausschuss-Vorsitzende Helge Braun (CDU) erwartet, dass etliche Dosen vernichtet werden müssen.

In ärmere Länder verschenken sei mittlerweile nicht mehr sinnvoll. Das globale Angebot an Vakzinen übersteige „bei weitem die Nachfrage“. (km)

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