„Hölle ist auf die Erde gekommen“: Putin malträtiert Ukraine mit verbotenen Bomben
Man verbrennt bei bis zu 1300 Grad Celsius: Phosphorbomben sind eine besonders grausame Art, im Krieg Menschen zu töten. Der Einsatz der Munition ist deshalb international geächtet. Doch es gibt Hinweise, dass Russlands Präsident Wladimir Putin damit die Ukraine bombardiert. Welchen grausamen Schaden sie anrichten können, hat auch Hamburg bereits erlebt.
„Die Hölle ist auf die Erde gekommen“: Die im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Kämpfer sind nach eigenen Angaben von Russland mit Phosphorbomben beschossen worden, wie der lokale Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko auf Telegram mitteilte. Er veröffentlichte dazu ein Video mit Luftaufnahmen, auf denen ein Feuerregen zu sehen ist, der auf das Stahlwerk niedergeht. Auf den Aufnahmen unklarer Herkunft war zudem Artilleriebeschuss der Industriezone zu sehen.
Man verbrennt bei bis zu 1300 Grad Celsius: Phosphorbomben sind eine besonders grausame Art, im Krieg Menschen zu töten. Der Einsatz der Munition ist deshalb international geächtet. Doch es gibt Hinweise, dass Russlands Präsident Wladimir Putin damit die Ukraine bombardiert. Welchen grausamen Schaden sie anrichten können, hat auch Hamburg bereits erlebt.
„Die Hölle ist auf die Erde gekommen“: Die im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Kämpfer sind nach eigenen Angaben von Russland mit Phosphorbomben beschossen worden, wie der lokale Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko auf Telegram mitteilte. Er veröffentlichte dazu ein Video mit Luftaufnahmen, auf denen ein Feuerregen zu sehen ist, der auf das Stahlwerk niedergeht. Auf den Aufnahmen unklarer Herkunft war zudem Artilleriebeschuss der Industriezone zu sehen.
Радник мера Маріуполя Петро Андрющенко повідомив, що росіяни застосували проти українських захисників на «Азовсталі» запалювальні або фосфорні бомби pic.twitter.com/bf2X1WlTvq
— hromadske (@HromadskeUA) May 15, 2022
Andrjuschtschenko postete zudem Bilder, die Aufschriften auf Bomben zeigen. Demnach soll das russische Militär damit auf den Sieg der ukrainischen Band Kalush Orchestra beim Eurovision Song Contest (ESC) reagiert haben. Es war zunächst nicht klar, woher diese Fotos stammten.
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Auf den mutmaßlichen Bomben war demnach auf Russisch zu lesen: „Kalusha, wie gewünscht! Auf Azovstal“ und auf Englisch „Help Mariupol – Help Azovstal right now“ (Deutsch: Helft Mariupol – Helft Azovstal sofort) mit dem Datum 14. Mai. Der Sänger der Band hatte auf der Bühne in Turin diese Worte in einem Appell gesagt.
This is what Russians, who are currently bombing Azovstal, wrote on their bombs meant for the defenders after the on-stage plea by Kalush to save Mariupol:
— xena (@xenasolo) May 15, 2022
– “for Azovstal, just like you asked”
– “We heard the call to f up Azovstal hashtag Eurovision” pic.twitter.com/GX5fzV268a
Das Stahlwerk ist das einzige Gebiet in der südöstlichen Hafenstadt Mariupol, dass die Invasoren bislang nicht einnehmen konnten. Rund 1000 ukrainische Kämpfer harren dort weiter aus – unter äußerst prekären Umständen. Bereits Ende April beklagte der Vizekommandeur des eingeschlossenen Regiments, Russland habe „eine kolossale Menge an Phosphorbomben“ über dem Stahlwerk abgeworfen.
„Streubomben, Phosphor – alles war erlaubt“
Auch aus anderen Orten, vor allem im Osten und Süden der Ukraine entlang der Frontlinien, gibt es Berichte über den Einsatz dieser Munition. So sagte etwa der Militärgouverneur der Region Krywyj Rih, Oleksandr Vilkul, vergangenen Donnerstag im ukrainischen Fernsehen: „Die Besatzer schießen, auch unter Verwendung von verbotenem Phosphor.“
Russland soll Angriffe mit Phosphor indirekt erst kürzlich zugegeben haben: Der ukrainische Sicherheitsdienst veröffentlichte am Sonntag einen Audio-Mitschnitt, in dem sich mehrere Offizielle darüber unterhalten sollen.
російські загарбники підтверджують, що використовують в Україні фосфорні і касетні засоби ураженняросійські загарбники підтверджують, що використовують в Україні фосфорні і касетні засоби ураженняЦе особливо небезпечні та негуманні види озброєнь, заборонені міжнародними конвенціями. Таким чином, рф продовжує грубо порушувати закони та звичаї війни, маючи на меті знищити якомога більше мирних українців. Про це свідчить нова телефонна розмова російських загарбників, яку вдалося перехопити СБУ.«Да все ждут, когда Володьку (прим. путіна) это все зае*ет, он войска выведет и «Тополя», нах*й, сюда накидает. А так, видишь, все, что международными конвенциями было запрещено: кассеты, фосфор – нам все разрешили, все пускаем туда», – говорить один окупант іншому. З 2014 року СБУ неодноразово фіксувала використання російськими окупантам заборонених засобів ураження у районі проведення АТО/ООС. Після початку широкомасштабного вторгнення ці воєнні злочини вчиняються окупантами по всій лінії фронту. Служба безпеки України документує кожен із них.Перехоплення та зібрані дані увійдуть до матеріалів у міжнародних судах, щоб жоден російський військовий злочинець не уникнув покарання.#СБУ#ЗупинимоОкупантів#stoprussia
Posted by Служба безпеки України on Sunday, May 15, 2022
Einer von ihnen sagt demnach, Putins Plan sei, „die Truppen abzuziehen und verdammt noch mal ,Topols‘ (ballistische Raketen, Anm. d. Red.) hierher zu feuern. Und alles, was internationale Konventionen verboten haben: Streubomben, Phosphor – alles war erlaubt, wir ließen dort alles fallen.“
Darum sind Phosphorbomben so gefährlich
Bei Phosphorbomben handelt es sich um Brandbomben, die ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk enthalten, erklärt die Organisation „International Physicians for the Prevention of Nuclear War“ (IPPNW). Wenn weißer Phosphor mit Luft in Verbindung kommt, entzündet er sich. Aus der chemischen Reaktion entsteht eine Flamme, die bis zu 1300 Grad Celsius heiß werden kann. Zudem wird dichter, weißer Rauch gebildet.
Die Folge sind verheerend: „Weißer Phosphor und seine Dämpfe sind hochgiftig. Er verursacht schmerzvolle Verbrennungen zweiten und dritten Grades“, schreibt die IPPNW. Die Wunden haben demnach eine gelbliche Färbung und riechen nach Knoblauch. Da die fettlöslichen Phosphorpartikel bis zum Knochen vordringen können, sind die Verletzungen oft sehr tief. Die Reaktion kommt erst dann zum Erliegen, wenn der Weiße Phosphor vollständig verbrannt ist oder wenn die Wunde luftdicht abgeschlossen wird, so die IPPNW.
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Die Organisation berichtet von einem jungen Mann, der 2009 mit Phosphor-Brandwunden in ein Krankenhaus im palästinensischen Gaza kam: „Fünf Stunden nach dem erlittenen Angriff entwich noch weißer Rauch aus den Wunden.“ Den Anästhesisten habe beim Säubern versehentlich ein winziger Phosporrest am Hals getroffen, heißt es bei der IPPNW weiter. An der Stelle des Kontakts habe der Arzt jetzt selbst eine Brandwunde.
Das Heimtückische: Der Tod tritt bei Kontakt mit Phosphor oft nicht sofort ein. Opfer quälten sich laut der Organisation fünf bis zehn Tage lang, da die Giftwirkung auf einer Störung der Eiweiß- und Kohlenhydratsynthese besteht. Mittlerweile ist der Einsatz solcher Brandwaffen gegen Zivilisten laut Genfer Konvention verboten – trotzdem werden sie immer wieder in Kriegsgebieten abgefeuert, etwa in Syrien.
Auch Hamburg wurde bereits mit Phosphorbomben beschossen
Im Zweiten Weltkrieg gab es das Verbot noch nicht. Phosphorbomben wurden damals in krassem Ausmaß auch auf Hamburg geworfen. Während der „Operation Gomorrha“, die in der Nacht auf den 25. Juli 1943 begann, kamen zwischen 35.000 und 50.000 Menschen in unserer Stadt deshalb ums Leben.

Dabei spielten sich furchtbare Szenen ab: Überschüttet mit Phosphor und brennend wie lebende Fackeln sprangen die Menschen in die Fleete – was aber nichts brachte, denn sobald sie wieder auftauchten, loderten die Flammen weiter. Andere verbrannten auf der Straße. Die, die in den Kellern Schutz gesucht hatten, wurden entweder verschüttet oder bekamen keine Luft mehr. Ihre Körper dörrten zu Schrumpfleichen zusammen. Es war, wie es Beobachter beschrieben, ein tagelanges Inferno, ein alles verschlingender Feuersturm durch Hamburg.
Daher auch der Name der Operation: Gomorrha ist der Name der biblischen Stadt, die Gott mit Feuer und Schwefel zerstört haben soll. Plan der Alliierten war, in ähnlicher Weise Hamburg vollständig dem Erdboden gleich zu machen. Die „Operation Gomorrha“ markierte gleichzeitig den Beginn einer neuen Phase des Zweiten Weltkriegs: Jetzt wurden auch zivile Ziele in Nazi-Deutschland attackiert, um möglichst schnell den Kriegswillen der Bevölkerung zu brechen und das Land zu besiegen.