Großbritannien wirft seine Klimaziele über Bord
Der britische Premierminister Rishi Sunak will die Klimaziele seines Landes auf breiter Front aufweichen. Das bestätigte der konservative Politiker am Mittwoch bei einer Rede in London.
Der bisherig eingeschlagene Kurs bürde den Menschen in Großbritannien „inakzeptabel hohe Kosten“ auf. Am langfristigen Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, wolle er zwar weiterhin festhalten, betonte Sunak. Er fügte hinzu: „Aber wir können all dies auf eine fairere, bessere Weise machen.“
Laut Sunak soll das Aus der Fahrzeuge mit Verbrennermotoren von 2030 auf 2035 verschoben werden. Er gehe davon aus, dass bis Ende des Jahrzehnts ohnehin die meisten Neuwagen elektrisch sein werden, doch das solle den Verbrauchern nicht von der Regierung vorgeschrieben werden. Auch die Neuinstallation von Gasheizungen solle länger als bislang erlaubt bleiben, sagte Sunak.
Selbst Autokonzern über den Vorstoß Sunaks verärgert
Für bestehende Heizungen soll es gar keine Frist zur Umstellung auf Wärmepumpen geben. „Ich werde niemals irgendjemand dazu zwingen, seinen existierenden Boiler herauszureißen, um ihn durch eine Wärmepumpe zu ersetzen“, sagte Sunak.
Der überraschende Vorstoß Sunaks kurz vor der Parteitagssaison, über den die BBC bereits vorab berichtet hatte, rief teils wütende Reaktionen hervor – unter anderem auch in Sunaks konservativer Partei. Der Autohersteller Ford warf Sunak vor, die Bedürfnisse der Industrie zu missachten.
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„Unsere Branche braucht drei Dinge von der britischen Regierung: Ambitionen, Engagement und Konsistenz“, so eine Mitteilung des Unternehmens. Eine Lockerung des Verbrenner-Aus würde alle drei untergraben, hieß es weiter.
Ex-Premierminister und Sunaks Parteifreund Boris Johnson kritisierte, Unternehmen müssten Sicherheit über die Ziele für Klimaneutralität des Landes haben. „Wir können uns nicht leisten, jetzt einzuknicken“, sagte Johnson laut Mitteilung. Sunak stritt ab, mit dem Schritt hauptsächlich auf die schlechten Umfragewerte seiner Partei zu reagieren, die sich voraussichtlich im kommenden Jahr einer Parlamentswahl stellen muss. (dpa/mp)
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