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Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär (Archivbild). Foto: dpa

Größtes Talent der CDU: Darum will Linnemann nicht Minister unter Merz werden

Carsten Linnemann hat seit Jahren auf den Einzug von Friedrich Merz ins Kanzleramt hingearbeitet. Der CDU-Generalsekretär galt nach dem Wahlsieg der Union schnell als voraussichtlicher Wirtschaftsminister im Kabinett der neuen schwarz-roten Bundesregierung. Nun verzichtet der 47-Jährige überraschend – und will weiter Generalsekretär bleiben.

Linnemann kommt wie Merz aus Nordrhein-Westfalen und gehört gleichfalls dem wirtschaftsnahen Flügel der Partei an. Er ist seit 2009 im Bundestag und vertritt dort den Wahlkreis seiner Geburtsstadt Paderborn.

Carsten Linnemann ist seit Juli 2023 CDU-Generalsekretär

Merz holte Linnemann im Juli 2023 an die Spitze des Konrad-Adenauer-Hauses, nachdem Kritik aus der Partei an mangelnder Profilschärfe zunahm. Er ersetzte dort den früheren Berliner Sozialsenator Mario Czaja, der zum Arbeitnehmerlager gehört und in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.

Ein Unbekannter war Linnemann in der CDU schon damals nicht. Von 2013 bis 2021 war er Bundesvorsitzender der mächtigen Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT). Er galt schon in dieser Funktion als Antreiber. Während der großen Koalition kritisierte er immer wieder sozialdemokratische Projekte wie die Rente mit 63, den Mindestlohn oder die Frauenquote in großen Unternehmen.

Nach der Wahlschlappe der CDU bei der Bundestagswahl 2021 wurde Linnemann kurzzeitig auch als möglicher Parteichef gehandelt. Er übernahm stattdessen im Auftrag von Merz den Vorsitz der Programm- und Grundsatzkommission, die der Partei 2024 ein neues Grundsatzprogramm gab.

Den Posten behielt er auch als CDU-Generalsekretär. Von Anfang 2022 bis zur Übernahme des Generalsekretärpostens war er auch einer der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden. Für die Berufung zum Generalsekretär hat sicher nicht geschadet, dass Linnemann sich schon im April 2023 ohne Wenn und Aber für Merz als Kanzlerkandidaten bei der Bundestagswahl 2025 ausgesprochen hat.

Linnemann bezeichnet sich selbst als „modern konservativ“

Linnemann wurde in Paderborn als Sohn eines Buchhändlerehepaars geboren. Privat erholt er sich gerne in seiner Heimat bei Skatrunden in seiner Stammkneipe und beim Joggen. Seit 2018 ist er ehrenamtlich Vizepräsident des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07.

Der promovierte Volkswirt begann seine Karriere bei der Deutschen Bank als Assistent des damaligen Chefökonoms Norbert Walter. 2007 bis 2009 arbeitete er in Düsseldorf bei der IKB Deutsche Industriebank als Volkswirt im Bereich Konjunktur und Mittelstand.

In die Junge Union trat Linnemann schon als 17-Jähriger ein. „Modern konservativ“ nennt Linnemann sich. Eigenverantwortung und Leistungsgedanke sind sein Credo. In seinem 2022 erschienenen Buch „Die ticken doch nicht richtig!: Warum Politik neu denken muss“ proklamierte er das auch im Wahlkampf gerne wiederholte Motto „einfach mal machen“.

Linnemann will Wiederaufbau der Partei fortsetzen

Vor der Bundestagswahl warb er vehement für einen „Politikwechsel“ mit der Union als Wahlsiegerin und proklamierte einen harten Kurs in der Migrationspolitik. Dass er sein Wahlziel nicht erreichte, CDU und CSU über die 30-Prozent-Marke zu bringen, dürfte Linnemann gewurmt haben. Zugleich war er wohl erleichtert, dass eine Zweierkoalition mit der SPD noch möglich war – und nicht ein schwieriges Dreierbündnis mit den Grünen, die er im Wahlkampf scharf attackiert hatte.

Über seine Motive, nun doch Generalsekretär zu bleiben, dürfte noch lange spekuliert werden. Linnemann wird nachgesagt, dass ihn die Herausforderungen als Arbeits- und Sozialminister mehr gereizt hätte. Dieses Ressort bekommt nun aber die SPD.

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Linnemann selbst begründete seine Entscheidung gegenüber der „Bild“-Zeitung mit dem noch nicht abgeschlossenen Wiederaufbau der Partei. „Ich will diesen fortsetzen“, sagte er. Merz findet die Entscheidung nach Angaben aus seinem Umfeld gut: Damit könne der Fehler vergangener Jahre vermieden werden, die Partei regelmäßig zu einem bloßen Anhängsel des Kanzleramts zu machen. (afp/mp)

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