„Er ist in Gefahr“: Kremlkritiker Nawalny aus Straflager verschwunden
Wo ist Alexej Nawalny? Der gerade erst zu neun Jahren Haft verurteilte Kremlgegner ist nach Angaben seines Anwalts und seiner Mitarbeiter nicht mehr in dem bisherigen Straflager. „Alexej ist verschwunden, es gibt keine Angaben dazu, wo er sich befindet“, sagte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Dienstagabend in der YouTube-Sendung „Populjarnaja Politika“.
Der Anwalt habe im Straflager in Pokrow keine Auskunft dazu bekommen, wohin der 46 Jahre alte Oppositionsführer verlegt wurde, hieß es. „Er ist in Gefahr“, sagte Jarmysch. Er könne in dem brutalen Straflagersystem getötet werden, meinte sie mit Blick auf den Giftanschlag auf Nawalny im August 2020. Nawalny, der nur knapp überlebte, macht den russischen Präsidenten Wladimir Putin für das Attentat verantwortlich.
Jarmysch kommentierte auch Medienberichte, nach denen Nawalny in das Straflager 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow verlegt worden sein könnte. „Es gibt keine Bestätigung. Wir können das nicht glauben, bis der Anwalt ihn sieht“, sagte sie. Auch Nawalnys Frau Julia hat demnach keine Erkenntnisse. Das Lager mit besonders harten Haftbedingungen liegt rund 150 Kilometer weiter entfernt von der Strafkolonie Pokrow. Das sind etwa 260 Kilometer nordöstlich von der russischen Hauptstadt Moskau.
Alexey #Nawalny wurde heute ohne Ankündigung verlegt. Womöglich in ein anderes russisches Straflager. Sein genauer Aufenthaltsort ist allerdings unbekannt. Wir sind besorgt um seine Sicherheit, um sein Leben. Dem System #Putin sage ich in aller Deutlichkeit: #freeNavalny! CL https://t.co/ye5wQ26Yks
— Christian Lindner (@c_lindner) June 14, 2022
Kremlgegner Alexej Nawalny ist verschwunden
Der Machtapparat tue alles, um den Kontakt der Anwälte und der Familie zu Nawalny zu erschweren, sagte Jarmysch. Im Mai hatte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe gegen Nawalny wegen angeblichen Betrugs bestätigt. Damit wurde die Verlegung in ein Straflager mit härteren Haftregeln rechtskräftig. In russischen Haftanstalten für Schwerverbrecher dürfen die Insassen seltener Angehörige treffen, Päckchen und Briefe empfangen oder zum Ausgang an die frische Luft.
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Ende Mai hatte Nawalny selbst über eine neue Anklage der russischen Justiz informiert. Diesmal gehe es um Extremismus und ein Strafmaß von möglichen weiteren 15 Jahren Haft. Zuvor war in Russland seine Anti-Korruptions-Stiftung als extremistisch eingestuft worden. Mit seinen Enthüllungen über Korruption und Machtmissbrauch im russischen Staatsapparat hat er sich viele Feinde gemacht. Bisher endete jede Anklage gegen den bekanntesten Gegner Putins mit einem Schuldspruch. (alp/dpa)
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