Paar mit Hund und Mütze
  • Wie bitte, noch mehr einsparen? Private Haushalte haben bereits tüchtig die Heizung runtergedreht.
  • Foto: imago/Westend61

Echt jetzt? Trotz massiver Gas-Einsparungen: Forscher fordern noch mehr

Warme Socken und eine Wolldecke – das sind die modischen Herbst-Trends 22. Die Deutschen drehen die Heizung runter, und das bringt aktuell die von der Bundesnetzagentur geforderten 20 Prozent Gas-Einsparungen. Nur leider reicht das jetzt doch nicht mehr. Eine neue Studie im Auftrag des Bundes sagt: Da muss mehr kommen!

Erstmal die guten Nachrichten: Die Bundesnetzagentur veröffentlichte am Donnerstag Daten, denen zufolge der Gasverbrauch in der vergangenen Woche im Vergleich zu den gleichen Kalenderwochen der Jahre 2018 bis 2021 um 27 Prozent gesunken ist – auf 1759 Gigawattstunden pro Tag. Das bezieht sich auf den kompletten Gasverbrauch, also inklusive der Industrie. Haushalte und kleine Firmen kriegen das Sparprogramm sogar noch viel besser hin: Da liegt das Minus sogar bei 31 Prozent. Netzagentur-Chef Klaus Müller ist voll des Lobes: Die „ersten Einsparungen beim Gasverbrauch“, die man sehe, seien „ermutigend, so müssen wir weitermachen.

Und zwar mindestens! Denn laut einer neuen umfassenden Energiestudie reichen die bisher geforderten 20 Prozent Einsparungen doch nicht. „30 Prozent des Gasverbrauchs aus Vorkrisenzeiten müssen runter“, sagte Gunnar Luderer, Vize-Leiter des vom Bund geförderten Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Neue Studie fordert: 30 Prozent Einsparungen

Wenn wir das hinbekommen, könnten wir nicht nur eine Gasmangellage mit Lieferunterbrechungen vermeiden. „Wir können damit auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß begrenzen“, so Luderer. Kurzfristig der beste Weg, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Widerstandskraft wieder zu erhöhen.

Und wie kriegen wir das über den Winter hin? Das größte Potenzial liege in einem geänderten Heizverhalten in den eigenen vier Wänden, sagte Christoph Kost vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Der Wissenschaftler sprach sich für das Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad, die Nutzung der Heizung nach Bedarf statt im Dauerbetrieb und intelligente Heizungsregler aus. „Zusammen mit einem beschleunigten Hochlauf von Wärmepumpen, dem Anschluss an Fern- und Nahwärmenetze und einer stärkeren energetischen Sanierung des Gebäudebestands ließen sich im Gebäudesektor kurzfristig gut 30 Prozent des Gasbedarfs einsparen.

Netzagentur verbreitet ein wenig Optimismus

Die Gefahr einer „Gasmangellage“ ist aber weiterhin gegeben: Wie aus einem Prognosepapier der Bundesnetzagentur hervorgeht, könnten die Speicher nach einem Kälteeinbruch Ende Februar so leer sein, dass die Mangellage ausgerufen werden muss. Dann bekäme die Wirtschaft weniger Gas zugeteilt und nicht mehr so viel wie sie möchte. Das wäre ein herber Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland, Jobs wären dann noch stärker in Gefahr als sie es ohnehin schon sind.

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Aus dem Papier der Netzagentur war aber auch leichter Optimismus herauszulesen. Denn die Fachleute hatten insgesamt vier Szenarien durchgerechnet, in drei von ihnen war das Ergebnis: Deutschland kommt gut durch den Winter. Nur im vierten Szenario – wenn es also richtig schlecht läuft – würden die Speicher nicht ausreichen.

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