Franziska Giffey
  • Ex-Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat eine Diskussion über „Ehrenmorde“ losgetreten.
  • Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Schwester von Brüdern getötet – war das ein „Ehrenmord“?

Zwei Afghanen (22 und 25) haben in Berlin ihre Schwester (34) getötet. Ihnen passte der „unmoralische“ Lebensstil der zweifachen Mutter nicht. Das politische Berlin streitet nun: Darf eine solche Tat „Ehrenmord“ genannt werden?

„Es muss klar benannt werden, dass das nichts anderes ist als ein schrecklicher Ehrenmord“, schrieb die ehemalige Bundesfamilienministerin und die SPD-Spitzenkandidatin in Berlin, Franziska Giffey, auf Twitter. Der Widerspruch kam prompt: „Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid“, sagte die Berliner Integrationsbeauftrage Elke Breitenbach (Linke).

Keine Frage der Herkunft, sondern des Geschlechts?

In Deutschland werde jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Dabei gehe es nicht um die Herkunft und die Nationalität der Täter, sondern um die Frage des Geschlechts, so Breitenbach weiter. Der Begriff Ehrenmord sei „unpassend“, denn „darin steckt die Rechtfertigung der Täter“.

Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) spricht lieber von „Femizid“ als von „Ehrenmord“. picture alliance/dpa | Annette Riedl
Elke Breitenbach (Die Linke)
Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) spricht lieber von „Femizid“ als von „Ehrenmord“.

Der CDU-Politiker Kai Wegner warf der Breitenbach vor, die Täter zu schützen: „Wer die religiös-kulturellen Hintergründe sogenannter Ehrenmorde abstreitet, schützt die Täter und lässt die Opfer im Stich“, erklärte er. Es dürfe „null Toleranz“ bei der Unterdrückung von Frauen im Namen einer vermeintlichen Ehre geben.

Wie der Duden „Ehrenmord“ und „Femizid“ definiert

Der Duden beschreibt „Ehrenmord“ als „Mord an einem (weiblichen) Familienmitglied, für den als Motiv die Wiederherstellung der Familienehre angegeben wird.“ Einen „Femizid“ beschreibt der Duden als „tödliche Gewalt gegen Frauen oder eine Frau aufgrund des Geschlechts“.

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Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklage einen geschickten Kompromiss gefunden: Sie spricht von einem „so genannten Ehrenmord“.

Serap Güler (CDU), Integrationsministerin in NRW, will sich mit solcherlei Wortklaubereien gar nicht weiter aufhalten. Sie legte auf Twitter Migranten, die sich durch Frauen in ihrer „Ehre“ gekränkt fühlen, kurzerhand die Ausreise nahe.

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