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Jugendliche mit Alkohol
  • Jugendliche prosten sich mit Drinks zu.
  • Foto: imago images/Westend61

Drogenbeauftragter fordert: Alkohol erst ab 18 Jahren

Er will eine „Neuausrichtung der Drogenpolitik in Deutschland“ – und er weiß auch schon, in welche Richtung die gehen soll: Burkhard Blienert von der SPD ist Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Im Interview mit der „Welt“ erklärt er, was er von „begleitetem Trinken“ hält – und warum Alkohol seiner Meinung nach viel zu früh verfügbar ist für Jugendliche.

Und wie sieht’s beim Kiffen aus? Die Ampel-Koalition ist sich bekanntlich einig, dass Cannabis-Konsum raus aus der Illegalität soll. Also, wann dürfen die Deutschen legal am Joint ziehen? „Die kontrollierte Abgabe kommt in dieser Legislaturperiode. Es gibt eine große Bereitschaft bei den Koalitionspartnern“, erklärt Blienert im „Welt“-Interview. Einen ganz konkreten Zeitpunkt nennt er allerdings nicht, denn „wir brauchen dafür einen breiten Austausch in der Gesellschaft, Politik und Wissenschaft“.

Anders als beim Kiffen plädiert der SPD-Mann in Sachen Alkohol für eine Verschärfung der vorhandenen Regeln. „Für mich sprechen viele medizinische Argumente dafür, das Erwerbsalter für Bier, Wein und Schaumwein auf 18 Jahre zu erhöhen“, sagt er.

Wer früh anfängt, trinkt später womöglich zu viel Alkohol

Eines der medizinischen Argumente, die Blienerts Vorstoß rechtfertigen: Wer schon sehr jung anfängt mit dem Alkohol, der trinkt später womöglich zu viel davon. Wissenschaftler des Mannheimer Zentralinstituts für Seelische Gesundheit haben in einer Langzeitstudie das Trinkverhalten von 283 jungen Menschen in der Pubertät untersucht. Im Alter von 19, 22 und 23 Jahren wurden die Teilnehmer dann wieder zu ihrem aktuellen Konsum befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Jugendliche, die schon mit 12 bis 14 Jahren getrunken hatten, im Erwachsenenalter ein deutlich erhöhtes Risiko für einen missbräuchlichen Alkoholkonsum hatten.

Der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD). imago/Sven Simon
Blienert
Der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD).

Alkohol also erst ab 18? Burkhard Blienert hofft auf Unterstützung in der Koalition: „Was politisch möglich ist, werden wir sehen“, kündigt er in der „Welt“ an.

Der Spirituosen-Industrie dürften seine Ideen gar nicht schmecken – denn die Umsätze mit Bier, Korn, Schnaps und Wein sind in den letzten Jahren sowieso schon rückläufig: Laut Statista wurden im Jahr 2005 mit Spirituosen noch rund 3,22 Milliarden Euro umgesetzt – im Jahr 2020 nur noch rund 2,2 Milliarden Euro. Während auch der Bierdurst der Deutschen seit Jahren kontinuierlich sinkt, bleibt zumindest die Lust auf Wein konstant: Um die 20 Liter trinkt jeder Deutsche durchschnittlich jährlich.

Jugendliche dürfen schon mit 14 Jahren „begleitet trinken“

Und das hierzulande schon ganz legal mit gerade einmal 14 Jahren! Laut Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche nämlich ab 14 im Beisein einer sorgeberechtigten Person Bier, Wein oder Schaumwein trinken. Unmöglich, findet der Drogenbeauftragte: „Was jedenfalls so gar nicht geht, ist das sogenannte begleitete Trinken“, so Blienert im Interview. Und erklärt: „Wir müssen von einem freien Wildwuchs sukzessive zu einem regulierten, kontrollierten Umgang mit Tabak und Alkohol kommen“, sagt er. „Die Verfügbarkeit ist zu niedrigschwellig.“

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Noch ein Anliegen des Drogenbeauftragten: Für Alkohol und Tabak soll nicht mehr so einfach geworben werden. Es sei „erforderlich, die Werbemöglichkeiten für Alkohol und Tabak ganz deutlich zu beschränken.“ Über die kontrollierte Abgabe von Cannabis hinaus forderte Blienert eine „Neuausrichtung der Drogenpolitik“. Im Mittelpunkt soll in Zukunft „die Gesundheit stehen, nicht das Strafrecht“.

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