Bis Kiew vorgerückt: Diese Brutalo-Söldner sollen Ukraine-Präsident Selenskyj töten
Drei Attentatsversuche in nur einer Woche: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist seit Kriegsbeginn mehrfach nur knapp dem Tod entkommen. Es soll eines der erklärten Kriegsziele Wladimir Putins sein, Selenskyj aus dem Weg zu räumen. Dafür heuerte er offenbar mehrere Söldner-Milizen an, die als extrem brutal und gnadenlos gelten. Einige von ihnen sollen bis kurz vor Kiew vorgedrungen sein. Die MOPO erklärt, wer dahinter steckt – und warum sie bislang nicht erfolgreich waren.
Er gilt als Schlüsselfigur dieses Krieges: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Ukrainerinnen und Ukrainer mit seinen kämpferischen und motivierenden Ansprachen im Kampf gegen die russischen Invasoren geschlossen hinter sich gebracht. Solange er das Land anführt, dürfte es Wladimir Putin schwer haben, die Ukraine zu besiegen, da sind sich Beobachter einig.
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Drei Attentatsversuche in nur einer Woche: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist seit Kriegsbeginn mehrfach nur knapp dem Tod entkommen. Es soll eines der erklärten Kriegsziele Wladimir Putins sein, Selenskyj aus dem Weg zu räumen. Dafür heuerte er offenbar mehrere Söldner-Milizen an, die als extrem brutal und gnadenlos gelten. Einige von ihnen sollen bis kurz vor Kiew vorgedrungen sein. Die MOPO erklärt, wer dahinter steckt – und warum sie bislang nicht erfolgreich waren.
Er gilt als Schlüsselfigur dieses Krieges: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Ukrainerinnen und Ukrainer mit seinen kämpferischen und motivierenden Ansprachen im Kampf gegen die russischen Invasoren geschlossen hinter sich gebracht. Solange er das Land anführt, dürfte es Wladimir Putin schwer haben, die Ukraine zu besiegen, da sind sich Beobachter einig.
Von Putin bezahlt: Söldner sollen Selenskyj töten
Daher scheint es nicht verwunderlich, dass eines der erklärten Kriegsziele des russischen Präsidenten die Ermordung seines ukrainischen Amtskollegen sein soll. Das geht aus Geheimdienst-Informationen und Medienberichten hervor.
Auch die Klitschko-Brüder sollen auf entsprechenden Todeslisten stehen, gemeinsam mit weiteren hochrangigen Ukrainern. Für ihre Ermordung soll Putin mehrere Spezialeinheiten angeheuert haben, wie unter anderem die britische „Times“ berichtet.
Ramsan Kadyrow droht Kiew: „Lange habt ihr nicht mehr“
Eine der beteiligten Truppen, die Kadyrowzy, ist ein Sonderkommando unter Führung des tschetschenischen Warlords Ramsan Kadyrow. Sie kam vermutlich über Belarus in die Ukraine und ist mittlerweile offenbar bis kurz vor Kiew vorgerückt, wo sich Selenskyj weiter aufhält.
Kadyrow selbst teilte in der Nacht zu Montag ein Video auf Telegram, von dem er behauptet, es sei in Hostomel aufgenommen, einem Vorort nordwestlich der Hauptstadt. In dem Clip, der nicht unabhängig verifiziert werden kann, sind mehrere Männer in militärischer Kleidung mit Waffen und Kadyrow zu sehen, wie sie einen unkenntlich gemachten Plan auf einem Tisch studieren. „Neulich waren wir etwa 20 Kilometer von Ihnen entfernt, Kiewer Nazis, und jetzt sind wir noch näher, und raten Sie mal, wie nahe wir gekommen sind“, schreibt Kadyrow dazu. „Vielleicht sind wir bereits in Kiew und warten nur auf die nötigen Befehle?“
Auch droht Kadyrow in dem Telegram-Posting der Kiewer Führung: „Ihr könnt Euch eine Minute entspannen, denn ihr müsst uns nicht suchen – wir finden Euch selber“. Weiter behauptet er: „Oh, lange habt ihr nicht mehr. Besser, ihr ergebt euch und stellt euch neben uns, wie ich schon mehrmals vorgeschlagen habe, oder Euer Ende steht bevor.“
Die Kadyrowzy haben um sich selbst einen regelrechten Militärkult aufgebaut
Zur Kadyrowzy zählen Schätzungen zufolge mehrere Zehntausend Männer. Wie viele von ihnen nach Kiew fuhren, ist unklar. Kadyrow selbst spricht von mehreren Tausend, unabhängig prüfen lässt sich das nicht. Als gesichert gilt, dass eine Untereinheit der Kadyrowzy bei einem der vereitelten Anschläge auf Selenskyj ganz beziehungsweise teilweise „eliminiert“ wurde. Das teilte der Chef des ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Oleksij Danilow, mit.
Die Kadyrowzy haben um sich selbst einen regelrechten Militärkult aufgebaut. Sie gelten als brutal bis bestialisch, gut ausgebildet und skrupellos. Schon mehrfach waren sie in Kriegshandlungen involviert und sollen dabei Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Ihnen wird Mord und Folter vorgeworfen. Medien bezeichnen die Kadyrowzy als „Bluthunde“.
Kurz nach Kriegsbeginn kursierten Aufnahmen im Netz, die die tschetschenischen Kämpfer kurz vor ihrer Abreise in Richtung Ukraine zeigen sollen. Auf einem der Videos riefen die Männer demnach „Wir ziehen in den Dschihad“, berichtete der Direktor der renommierten Enthüllungs- und Fact Checking-Plattform „Bellingcat“, Christo Grozev, auf Twitter.
Obwohl sie faktisch selbstständig sind beziehungsweise der russischen Teilrepublik Tschetschenien unterstehen, pflegen sie schon lange eine Nähe zum Kreml. Kadyrow selbst gilt als Statthalter Putins in Grosny. Laut „Times“ wurde seine Einheit gezielt von Russland angeheuert und bezahlt, um Selenskyj zu töten.
Die Gruppe Wagner ist nach einem Nazi-Fan benannt
Dieses Ziel verfolgt auch die sogenannte „Gruppe Wagner“. Auch sie ist nach mehreren Medienberichten in der Ukraine als vom Kreml bezahlte Söldner-Gang im Dienst – und zwar laut „Times“ schon mehrere Wochen. Bei der Einheit handelt es sich um eine private, russische Miliz, die es eigentlich aber gar nicht gibt. Offiziell leugnet die russische Regierung die Existenz der Gruppe, inoffiziell soll sie sie gezielt beauftragen, im Ausland für russische Interessen zu kämpfen.
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Wie die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) analysiert, waren die Söldner auf Geheiß des Kremls bereits in Syrien sowie in den drei afrikanischen Staaten Libyen, Sudan und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR). Auch bei der Krim-Annexion 2014 und in den seit Jahren umkämpften ukrainischen Gebieten im Donbass war die Gruppe Wagner demnach beteiligt. Dabei schrecken auch diese Kämpfer nicht vor schlimmster Gewalt zurück: Laut BpB waren sie bereits an Folter und Mord beteiligt, etwa bei der Hinrichtung syrischer Widerstandskämpfer.
Der deutsche Name der Truppe geht auf einen russischen Unternehmer und Soldaten zurück. Der mit Nazi-Symbolen tätowierte Dmitri Utkin gab sich selbst in Anlehnung an den deutschen Komponisten Richard Wagner, von dem auch Adolf Hitler großer Fan war, den Kampfnamen „Wagner“.
Nachdem Utkin aus dem offiziellen Militärdienst ausgeschieden war, gründete er seine Spezialeinheit, der immer noch hauptsächlich russische Ex-Soldaten angehören sollen.
Schätzungen zufolge ist die Gruppe Wagner um die 3500 bis 4000 Mann stark. Auch hier ist unklar, wie viele von ihnen derzeit in der Ukraine im Einsatz sind. Laut „Times“ soll eine 400-köpfige Einheit explizit nach Kiew geschickt worden sein, um Selenskyj auszuschalten. Auch sie soll bereits mindestens ein Attentat versucht haben, das allerdings scheiterte. Dabei wurde die Spezialeinheit Berichten zufolge ebenfalls ganz oder teilweise vom ukrainischen Militär zerschlagen. Der ukrainische Journalist Illia Ponomarenko postete jüngst Fotos auf Twitter, die Erkennungsmarken von getöteten Wagner-Söldner zeigen sollen.
Darum ist Wolodymyr Selenskyj noch am Leben
Warum aber waren beide Einheiten, obwohl sie als gut ausgebildet und skrupellos gelten, bislang nicht erfolgreich? Offenbar, weil sie verraten wurden – und zwar indirekt aus den eigenen Reihen.
Wie die „Times“ berichtet, wurden Selenskyj und seine Leute vor jedem Attentatsversuch gewarnt. Die Informationen sollen dabei aus allerhöchsten russischen Kreisen gekommen sein, und zwar vom Geheimdienst FSB. Unter Berufung auf eine der Gruppe Wagner nahestehende Quelle schreibt die Zeitung, die Miliz fände es „unheimlich“, wie gut Selenskyjs Sicherheitsteam informiert zu sein schien. Auch Danilow bestätigte: „Ich kann sagen, dass wir Informationen vom FSB erhalten haben, die sich nicht an diesem blutigen Krieg beteiligen wollen.“
Dass es beim FSB offenbar mindestens eine Person gibt, die geheime Informationen nach außen durchsticht, legt auch ein kürzlich aufgetauchter Bericht nahe. Darin behauptet ein angeblicher Geheimdienst-Insider, Russland stecke „bis zum Hals in der Scheiße“, weil Putin sämtliche Entscheidungen zum Einmarsch in die Ukraine weitgehend allein getroffen habe und immer noch treffe. Dadurch sei niemand im Kreml auf irgendetwas vorbereitet gewesen und es herrsche einfach nur blankes Chaos. „Bellingcat“ stufte den Bericht als authentisch ein.
Moskau setzt Kadyrow- und Wagner-Söldner wohl heftig unter Druck
Gerüchten zufolge soll Putin extrem ungehalten sein, weil weder die Kadyrow-Söldner noch die Gruppe Wagner bislang mit ihren Attentatsplänen erfolgreich waren. Die Einheiten stünden „stark unter Druck“, schreibt die „Times“. Es würde ein „sichtbarer Sieg“ gebraucht.
Wie nah die Angreifer Selenskyj bei ihren bisherigen Anschlagsversuchen kamen, ist nicht bekannt. Der ukrainische Präsident hatte aber schon länger damit gerechnet, im Fadenkreuz zu sein. Bei einer Videokonferenz mit internationalen Unterstützern soll er kurz nach Kriegsbeginn bereits gesagt haben, es könne „das letzte Mal sein, dass sie mich lebend zu Gesicht bekommen.“