• „Diese Debatte kommt zu früh und ist voreilig“, sagt EZB-Chefin Christine Lagarde über Leitzinserhöhungen.

Die Inflation ist zurück

100 Euro sind 100 Euro. Könnte man meinen. Fakt ist: Steigt die Inflation, wird alles teurer, ein Hundert-Euro-Schein ist dann schnell quasi nur noch 80 oder 60 Euro wert – je nach Höhe der Inflationsrate. Nachdem diese während der Pandemie besonders niedrig – teils sogar negativ – war, deuten Prognosen nun an: Die Inflation kommt zurück! Vor allem für Ärmere und für Sparer:innen ist das eine schlechte Nachricht.

Es ist ein weltweites Phänomen. Nun liegen vom Statistischen Bundesamt die neuesten Zahlen für Deutschland vor. Noch sind die Inflationsraten in Europa nur halb so hoch wie in den USA. Aber vor allem im Großhandel zeigt sich: Durch knappe Rohstoffe und Arbeitsressourcen sowie infolge gestörter Lieferketten steigen die Preise. Und das dürfte sich weiter in die Höhe schrauben, denn schon jetzt geben die Unternehmer die Erhöhungen an ihre Kunden weiter, sagt etwa das Ifo-Institut.

Vor allem im Großhandel ziehen die Preise an

Im Mai lag die Inflationsrate insgesamt bei 2,5 Prozent. Im Großhandel lagen die Preise im selben Monat um 9,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im April hatte es ein Plus von 7,2 Prozent gegeben, im März von 4,4 Prozent. Ein Zeichen, dass die Teuerung sich bald verselbständigen könnte? Wohl eher nicht, zunächst einmal waren die Preise im vergangenen Jahr schlicht in den Keller gesunken. Nun ziehen die Preise wieder an: bei Holz etwa um 37,7 Prozent, bei Metall um 41,2. Dementsprechend schlagen natürlich vor allem Betriebe Alarm, die auf Materialien angewiesen sind.


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Ein weiterer Punkt: Staatliche Corona-Hilfen haben Haushalte zwar mit ausreichend Liquidität versorgt. Bisher aber wurde dieses Geld eher gespart als ausgegeben. Aber wenn Pauschalreisen gebucht, Klamotten gekauft und Restaurants besucht werden – steigen dank der Nachfrage die Preise.

Sparer:innen könnten draufzahlen

Gerade für Sparer:innen sind das schlechte Nachrichten: Bislang bekommen sie kaum noch Zinsen, zahlen ab und an Strafen – alles erträglich bei niedriger Inflation. Jetzt aber könnten sie sogar Geld verlieren! Was helfen würde: wenn die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins erhöhen würde.

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Die aber hält an ihrer Nullzinspolitik fest. Außerdem soll das Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP unangetastet bleiben. „Diese Debatte kommt zu früh und ist voreilig“, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde dazu. Der Aufschwung soll nicht gefährdet werden, gerade die milliardenschweren Rettungsprogramme der Regierungen könnten sonst leiden, so die EZB.

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Die meisten Expert:innen glauben auch noch nicht an eine dauerhafte Erhöhung der Inflationsrate. Dennoch sollte die EZB die Lage im Blick behalten. (km)

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