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  • Sie sind nach Europa geflohen – und hängen im Lager Moria fest.
  • Foto: Hami Roshan

Am Jahrestag der Brand-Katastrophe: Das sind die Menschen von Moria

Jeder kennt die Bilder des Flüchtlingslagers Moria – aber fast niemand die dort lebenden Menschen. Sie sind versteckt hinter Zahlen: in Statistiken, in Reden von Politikern. Vor einem Jahr brannte das Camp nieder – heute jährt sich die Katastrophe. Ein guter Zeitpunkt um den Ärmsten der Armen endlich ein Gesicht zu geben. MOPO-Fotograf Hami Roshan war vor Ort.

Eine Nacht des Horrors: Am Abend des 9. September 2020 wird in Moria auf der griechischen Insel Lesbos Feuer gelegt. 13.000 Schutzsuchende leben hier, sie sind in der Hoffnung auf Frieden nach Europa gekommen. Viele verlieren in den Flammen ihren letzten Besitz. Sechs junge Afghanen werden festgenommen, zwei von ihnen minderjährig. Ein Gericht urteilt: zehn Jahre Haft. Ob sie wirklich für die Katastrophe verantwortlich sind, bleibt unklar. Beobachter sprechen von einem Schauprozess, die Männer gehen in Berufung.

Ein Jahr nach dem Brand: Die Geflüchteten sind noch immer auf Lesbos

Für die Geflüchteten bedeutet der Brand den Umzug in ein neues „temporäres“ Lager: Moria II. Es soll für drei bis sechs Monate als Aufnahmelager dienen – bis die EU und die Vereinten Nationen eine humane Lösung für die Menschen finden. Heute ist klar: Das Camp wird bleiben. Die ersten festen Unterkünfte sind im Bau. Bei vielen Bewohnern schwindet die letzte Hoffnung, die Insel endlich verlassen zu dürfen.

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„Wenn ich noch einen Monat länger hierbleiben muss und wie ein Tier eingesperrt lebe, dann bringe ich mich um!“, sagt Ramin (27, Name geändert). Er stammt aus dem Iran und musste fliehen, da die Regierung Mitglieder der LGBTIQ-Community verfolgt.

Moria: Die Zahl der Suizidversuche steigt

Reza, der Vater einer vierköpfigen afghanischen Familie, erzählt: „Als man uns Asyl gewährt hat, war ich überglücklich. Ich weinte vor Freude.“ Vor drei Jahren ist er mit seiner Familie vor der Taliban geflohen. Doch er und seine Familie sind noch immer im Lager. „Ich hätte nie gedacht, dass wir nach mehreren Monaten noch immer keine Ausreisepapiere erhalten haben, diese Insel und das Lager nicht verlassen dürfen. Stattdessen existieren wir nicht mehr: Seit dem Tag der Zusage haben wir kein Essen, kein Geld und keine medizinische Hilfe mehr bekommen.“

Die EU lässt sich Zeit, einige Länder blockieren jedes Vorankommen. Währenddessen steigt die Zahl der psychischen Erkrankungen in Moria, extrem viele verschreibungspflichtige Medikamente wie Opiate, Benzodiazepine und Tranquilizer sind im Umlauf. Bereits Kinder geraten in die Abhängigkeit. Die Zahl der Suizidversuche steigt – auch bei den Kleinen.

Fotograf Hami Roshan stellt seine Bilder „(Über-)leben in Moria II“ im September auch im MKG Hamburg aus.

Organisationen vor Ort:
Ärzte ohne Grenzen Spenden über IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00
Unicef Deutschland Spenden über IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00

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