x
x
x
Claus Weselsky
  • GDL-Chef Claus Weselsky weiß die Mitglieder seiner Gewerkschaft hinter sich. Das spricht für eine längere tarifliche Auseinandersetzung.
  • Foto: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

Nach Chaos-Tagen: Warum jetzt immer wieder Bahnstreik droht

Übervolle Züge inmitten der Pandemie, ruinierte Urlaubsreisen und stundenlange Wartezeiten: Der Bahnstreik von Mittwoch und Donnerstag hat Millionen Menschen viele Nerven gekostet. Aber das dürfte nur der Auftakt gewesen sein. Über die kommenden Monate könnte es immer wieder kurzfristig zu Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kommen.

Norbert Quitter, der Vize-Chef der GDL, hat nun angekündigt, erst in der kommenden Woche über weitere Streiks entscheiden zu wollen. Zunächst wolle man abwarten, wie der Vorstand der Deutschen Bahn auf den ersten Streik reagiert.

Streiks der GDL: Mehr als jeder Zweite hat kein Verständnis

Die GDL will sich nicht unter Druck setzen lassen. Dabei ist der auch jenseits des Bahn-Managements bereits gewaltig: Laut einer Umfrage des Online-Portals Yougov haben 55 Prozent der Menschen kein Verständnis für den Streik der GDL – 31 Prozent können diesen verstehen.

Und auch aus Politik und Wirtschaft wächst der Druck. Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft warnte vor Millionen-Verlusten für die Corona-gebeutelte Wirtschaft. Der Stau bei Güterzügen gefährde Lieferketten.

Borjans kritisiert Vorgehen der Gewerkschaft

Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter Borjans kritisierte den Streik ebenso: Wirksame Interessenvertretung setze voraus, „Kräfte zu bündeln und Verständnis bei den Reisenden zu gewinnen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Beides gelingt nicht, wenn die Beschäftigtengruppen der Bahn auseinanderdividiert und die Kunden durch praktisch unangekündigte Streikaktionen düpiert werden.“

Das könnte Sie auch interessieren: Warum Lauterbach die Hoffnung auf Herdenimmunität aufgibt

Borjans spielte damit auf die Konkurrenz der Bahngewerkschaften GDL und EVG an. Beide kämpfen heftig um das Vertretungsrecht in den verschiedenen Bahn-Betrieben. Das macht den Tarifkonflikt aber besonders kompliziert, da nur die mitgliederstärkere Gewerkschaft das Vertretungsrecht erhält. Wer aber besonders radikal und konsequent auftritt und erfolgreich ist, zieht auch mehr Beschäftigte auf seine Seite.

Konflikt zwischen den Gewerkschaften

Für den Bahn-Experten Wolfgang Schroeder ist dieser Konflikt auch der Grund, warum er eher nicht an ein schnelles Ende glaubt, wie er der „Tagesschau“ erklärte. „Solange die GDL-Mitglieder davon überzeugt sind, dass es ein existentieller Konflikt ist für die Gewerkschaft, kann das ein sehr, sehr langer Streik werden.“  

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp