Robert Habeck Lanz ZDF
  • Robert Habeck in der Video-Schalte bei Markus Lanz am Mittwochabend
  • Foto: ZDF/Cornelia Lehmann

Das könnte passieren: Habeck spricht bei Lanz Gas-Klartext

Die Gas-Preise steigen immer weiter und Wladimir Putin könnte wohlmöglich die Versorgung Ende des Monats ganz einstellen: Wo führt die angespannte Lage hin? Während von Kanzler Olaf Scholz (SPD) oft klare Worte fehlen, gab sein Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) beim TV-Talk mit Markus Lanz nun deutliche und transparente Antworten.

Recht am Anfang des Gesprächs machte Habeck, der schon in der Vergangenheit mit klaren Ansagen und politischen Erklär-Videos auf Instagram auffiel, ein großes Versprechen: Der Energiemarkt wird nicht kippen. „Das wird nicht passieren.“ Die Bundesregierung werde alles daran setzen, dies zu verhindern –„Whatever it takes“, so der Vizekanzler am Mittwochabend. Auch Lanz erkannte an: „Das ist eine ziemlich klare Ansage“.

Gas-Versorgung: Uniper macht hohe finanzielle Verluste

Derzeit werden bereits Hilfen für den in Not geratenen Energiekonzern Uniper – der eine zentrale Rolle in der deutschen Energieversorgung spielt und zahlreiche Stadtwerke versorgt – diskutiert. Uniper kämpft mit den Folgen der reduzierten Gas-Liefermengen aus Russland über die Pipeline Nord Stream 1 – und hatte die Bundesregierung vergangene Woche wegen finanzieller Probleme um Hilfe gebeten. Berichten zufolge soll das Unternehmen derzeit rund 900 Millionen Euro Verlust pro Monat machen.

Die Frage, die jedoch die meisten Deutschen bewegt: Wie viel teuerer wird die Energieversorgung noch? Auch dazu sprach der Wirtschaftsminister Tacheles: Verbraucher in Deutschland müssen sich in den kommenden Monaten auf noch deutlich höhere Energiepreise einstellen. Die Preiserhöhungen im Herbst und Winter 2022/23 würden pro Haushalt „im vierstelligen Bereich liegen. Und das kann dann eben auch mal ein Monatseinkommen für eine Familie sein.“

Besonders dramatische Folgen für die Rechnungen der Bürger könnte die Änderung des Energiesicherungsgesetzes haben: Damit hatte die Bundesregierung die Möglichkeit für Energieversorger geschaffen, die aufgrund des Krieges gestiegenen Preise direkt an die Verbraucher weiterzugeben. „Das sind scharfe, extrem scharfe Schwerter“, räumt Habeck bei Lanz ein und nannte das Gesetz ein „mächtiges und brandgefährliches Instrument.“ Fügte aber hinzu: „Wir sind in einer Situation, in der wir uns die Instrumente geben müssen.“

Habeck bei Lanz: „Können auf 28 Grad im Freibad verzichten“

Hintergrund für das Auffahren der schweren Geschütze, die der Grüne im TV recht transparent darlegte: das bange Warten auf den 20. und 21. Juli. Denn da könnte sich entscheiden, ob Putin Deutschland tatsächlich den Gashahn komplett zudreht. An diesen Tagen werden die zehn Tage andauernden und planmäßigen Wartungen an Nord Stream 1 beendet sein. Nicht wenige Beobachter vermuten, dass Putin die Arbeiten dazu nutzen könnte, um den Handel auf der Route ganz zu beenden.

Doch Habeck betonte: „Wir sind nicht nur passiv. Wir müssen nicht staunend daneben stehen, was da passiert.“ Schließlich sei es auch gelungen, trotz einer Reduktion der Gaslieferungen von 60 Prozent die Versorgungssicherheit in Deutschland aufrechtzuerhalten. Dafür müssten aber auch die Bürger ran, Habeck warb erneut für Verzicht und wurde konkret: „Wir können gut darauf verzichten, Freibäder auf 28 Grad zu heizen.“

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Außerdem tue es dem Wohlstand keinen Abbruch, wenn Großbäckereien nicht den ganzen Tag über neue Ware backten, nur um bis abends ein komplettes Sortiment im Angebot zu haben. Den Verzicht auf diesen Luxus könne man „problemlos zumuten“, so Habeck. „Das heißt, viel Gas, viel Energie wird aufgewandt, um ein Angebot zu schaffen, von dem wir wissen, dass wir es am Ende wegwerfen in großen Teilen“. (alp)

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