Darum lieben so viele Amerikaner Trump
Wie kann es sein, dass Donald Trump – der erste ehemalige US-Präsident mit einer strafrechtlichen Verurteilung – weiterhin eine so starke Unterstützung genießt? Der in Hamburg lebende US-Journalist David Patrician schreibt in der MOPO über die Verehrung eines Straftäters, Migration, Inflation und Parallelen zur AfD.
In wenigen Tagen werden die Amerikaner die nächste Präsidentin oder den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten wählen. Die Wahlkampagne der letzten Monate ist wirklich beispiellos: Präsident Joe Biden hat sich im Juli zurückgezogen, und Vizepräsidentin Kamala Harris ist nun die demokratische Kandidatin. Sie hofft darauf, die erste Frau und erste afroamerikanische und asiatisch-amerikanische Person an der Spitze der Nation zu werden. Der ehemalige Präsident Donald Trump versucht unterdessen einen historischen Wiedereinzug ins Weiße Haus. Doch angesichts der einzigartigen Aspekte dieses Wahlkampfs fragen sich viele: Wie kann es sein, dass Donald Trump – der erste ehemalige US-Präsident mit einer strafrechtlichen Verurteilung, den manche als Bedrohung für demokratische Prinzipien ansehen – weiterhin eine so starke Unterstützung genießt?
Trump steht für viele Amerikaner für „die gute alte Zeit“
Für viele Amerikaner ist Einwanderung ein zentrales Thema. Während der ersten drei Amtsjahre von Präsident Biden erreichten illegale Grenzübertritte Rekordwerte und beliefen sich zwischen 2021 und 2023 durchschnittlich auf zwei Millionen pro Jahr. Obwohl die Zahl der Übertritte im Jahr 2024 zurückgegangen ist, empfinden viele Trump-Anhänger diesen Fortschritt als zu wenig und zu spät. Im Vergleich dazu waren die jährlichen Grenzübertritte während Trumps Amtszeit deutlich niedriger, im Durchschnitt bei rund 600.000. Trump setzt sich weiterhin für eine strenge Einwanderungspolitik ein. Auch wenn sein Wahlversprechen von 2015, eine Mauer zu bauen, unerfüllt geblieben ist, findet sein anhaltender Fokus auf dieses Thema bei seiner Basis Gehör.
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Obwohl die Biden-Administration Fortschritte bei Beschäftigungszahlen und Lohnerhöhungen verzeichnet hat, argumentieren viele Trump-Anhänger, dass diese Erfolge durch einen steilen Anstieg der Inflation überschattet werden, wobei die Preise während Bidens Amtszeit um fast 20 Prozent gestiegen sind. Obwohl die Wall Street in den letzten Jahren gut abgeschnitten hat und die Arbeitslosenquote gesunken ist, haben viele das Gefühl, dass die steigenden Kosten für Dinge des täglichen Bedarfs wie Benzin, Lebensmittel und Wohnraum jede wirtschaftliche Verbesserung übersteigen. Dies führt dazu, dass sich Trump-Anhänger nach dem sehnen, was sie als „die gute alte Zeit“ wahrnehmen.
Anliegen der Trump-Anhänger spiegeln Sorgen der AfD-Wähler wider
Kulturelle und soziale Themen spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle für Trumps anhaltende Attraktivität. Viele seiner Anhänger äußern ihre Frustration über die „Woke“-Kultur, die sie als Überbetonung sozialer Themen wie Rassen-, Geschlechter- und sexueller Orientierung definieren. Während einige Republikaner gleichgeschlechtliche Ehen und interkulturelle Beziehungen unterstützen, haben sie das Gefühl, dass Medien und Werbung LGBTQ+ Themen zunehmend in den Vordergrund stellen, was sie als übertrieben empfinden. Für diese Wähler stellt Trump ein Gegengewicht zu dem dar, was sie als Übergriff progressiver Agenden sehen.
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Interessanterweise spiegeln viele der von Trump-Anhängern geäußerten Anliegen die Sorgen der AfD-Wähler hier in Deutschland wider. Themen wie illegale Einwanderung und innere Sicherheit sind zentrale Punkte der AfD. Die Tatsache, dass einige AfD-Politiker beschuldigt werden, faschistische und neonazistische Ansichten zu vertreten, wird als zweitrangig angesehen und den breiteren politischen Zielen untergeordnet. Ebenso akzeptieren viele Trump-Anhänger seine Vergangenheit mit strafrechtlichen Verurteilungen, Kontroversen im persönlichen Leben und Fragen zu seiner finanziellen Integrität. Sie sind bereit, diese Themen beiseitezuschieben und am 5. November für ihn zu stimmen.
Ob es für Kamala Harris oder Donald Trump am Ende reichen wird, entscheidet die Wahlbeteiligung. Auf den letzten Metern bleibt es somit spannend.