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Boris Johnson mit einem Getränk in der Hand
  • Eine Party zu viel: Premierminister Boris Johnson steht politisch mächtig unter Druck.
  • Foto: picture alliance/dpa/PA Wire | Justin Tallis

Corona-Regeln? Gelten für andere! Promis feiern Party trotz Pandemie

Party in der Pandemie? Für die meisten ist klar: Keine so gute Idee. Zumal wenn sie aufgrund von Kontaktbeschränkungen offiziell verboten sind. Einige Prominente hatten jedoch offenbar das Gefühl, Corona-Regeln gelten vor allem für die anderen. Unter ihnen TV-Stars, Leistungssportler und Politiker. Sie feierten trotz allem große Partys mit vielen Gästen – und lösten Empörung aus. Der englische Premierminister Boris Johnson kämpft deshalb derzeit um seinen Job.

Boris Johnson steht unter Druck. Nicht nur der Brexit beschert ihm Negativ-Schlagzeilen und düstere Umfragewerte, sondern auch die sogenannte „Partygate“-Affäre. Der britische Premierminister soll am 20. Mai 2020 im Garten seines Amtssitz eine große Fete geschmissen haben. Die Einladung war von Johnsons Privatsekretär an rund 100 Menschen gemailt worden – dutzende Beschäftigte sollen der Einladung gefolgt sein. Das Problem: Während die Politiker Party machten, durften sich Menschen in Großbritannien mit maximal einer weiteren Person eines anderen Haushalts treffen.

Opposition fordert Rücktritt von Boris Johnson

Der Vorwurf gegen den Premierminister steht schon länger im Raum. Am Mittwoch gab Johnson im Parlament endlich zu, an der Veranstaltung teilgenommen zu haben. Und spielt die Naivitätskarte: Er sei in den Garten seines Amtssitzes gekommen, um sich bei Mitarbeitern zu bedanken und habe geglaubt, es habe sich um ein Arbeitstreffen gehandelt.


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Immerhin: Johnson hat sich entschuldigt. Doch wie die „Times“ berichtete, zeigte sich Johnson im Gespräch mit Parteikollegen nicht einsichtig, sondern trotzig. Er habe persönlich nichts falsch gemacht, soll er bei einem Treffen gesagt haben. Das Blatt kommentiert: Johnson habe sich mit der Entschuldigung Zeit gekauft. Die Zeitung „Daily Mirror“ nannte den Premierminister auf ihrer Titelseite am Donnerstag „eine Schande“. Die Opposition fordert Johnsons Rücktritt.

Die Zahlen sind derzeit schlecht für den Premier. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zeigt: Der Vorsprung der oppositionellen Labour-Partei zu Johnsons Konservativen wuchs um zehn Prozentpunkte – die größte Differenz seit Dezember 2013. Selbst Tory-Abgeordnete haben bereits den Rücktritt des Premierministers gefordert. Dass Johnson tatsächlich seinen Job verliert, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Damit das Parlament über seine Zukunft abstimmen kann, müssen 15 Prozent der 360 konservativen Abgeordneten dem Premier ihr Misstrauen aussprechen. Davon ist Johnson weit entfernt.

Weiterer Skandal um Boris Johnson: Mitarbeiter feierten wilde Partys während Staatstrauer

Noch mehr Wind in den Segeln der Opposition dürfte zudem der neueste Bericht der Zeitung „The Telegraph“ sein. Dieser berichtete am Donnerstagabend, dass Berater und Beamte Mitte April 2021 zusammenkamen, um den Abschied von zwei Mitgliedern des Teams des Regierungschefs zu feiern. Die neue Party fand dem „Telegraph“ zufolge anlässlich des Abschieds von Johnsons Direktor für Kommunikation, James Slack, und einem von Johnsons persönlichen Fotografen statt. Johnson selbst war nicht anwesend. Das Land befand sich damals in Staatstrauer wegen des Todes des Ehemanns von Queen Elizabeth II., Prinz Philip.

Die Bilder der Queen, die aufgrund der Corona-Beschränkungen allein in der ersten Reihe der Kirche saß, hatten damals die Härte des Lockdowns im Vereinigten Königreich symbolisiert – und nur kurz zuvor sollen Johnsons Mitarbeiter mit viel Alkohol und lauter Musik gefeiert haben. Laut „Telegraph“ sei sogar mit einem Koffer Alkohol-Nachschub aus dem Supermarkt geholt und im Garten die Schaukel von Johnsons Sohn zerstört worden.

Basketball-Star Irving und Prinzessin Amalia feiern trotz Corona

Der britische Premierminister ist jedoch bei weitem nicht der Einzige, der die Corona-Regeln für schwungvolle Sausen gerne mal vergisst. Der millionenschwere Basketball-Star der Brooklyn Nets, Kyrie Irving, soll im Januar vergangenen Jahres ebenfalls auf einer illegalen Party gewesen sein – in geschlossenen Räumen. Durch die Regeln der nordamerikanischen Basketball-Profiliga war es den Spielern zu dem Zeitpunkt verboten, an Treffen mit 15 oder mehr Personen teilzunehmen. Der Aufbauspieler habe mit seinem Verstoß die Gesundheits- und Sicherheitsprotokolle verletzt, teilte die NBA mit. Ein Fehlverhalten, das Konsequenzen nach sich zog: Irving musste eine Geldstrafe von 50.000 US-Dollar zahlen.

Die niederländische Prinzessin Amalia machte ebenfalls Party in der Pandemie. Sie feierte ihren 18. Geburtstag mit rund 100 Gästen im Palast-Garten, meldete „De Telegraaf“. In dieser Zeit durften Bürger zu Hause nur vier Menschen empfangen. Ähnlich wie Johnson versuchte auch die Königsfamilie sich rauszureden: Man habe nur 21 Einladungen verschickt. Alle Gäste seien geimpft gewesen und sollten sich zusätzlich testen. Hat sich König Willem-Alexander zumindest entschuldigt? Nicht wirklich. Er ließ aber zumindest über Ministerpräsident Mark Rutte ausrichten, dass es „nicht gut war, das so zu organisieren“. Die Familie fiel bereits zuvor mit der Missachtung der Corona-Regeln auf.

Kardashian feiert auf Privatinsel – Grote in der HafenCity

US-TV-Star Kim Kardashian feierte im Oktober 2020 kurzerhand auf einer Privatinsel – mit mehreren Gästen, ohne Masken und Abstand. Sie postete die Bilder auf Twitter und schrieb dazu: „Nach zwei Wochen mit mehreren Gesundheitsuntersuchungen und der Bitte, dass sich alle in Quarantäne begeben, überraschte ich meinen engsten Kreis mit einem Ausflug zu einer privaten Insel, auf der wir so tun konnten, als wären die Dinge nur für einen kurzen Moment normal.“ Ein Post, der für Empörung sorgte. Schließlich durften US-Bürger in der Zeit nicht in den Urlaub reisen.

Doch auch unter Politikern ist Boris Johnson nicht alleine. Jeder Hamburger dürfte sich noch an die Corona-Party von Innensenator Andy Grote (SPD) erinnern. In Hamburg galten im Juni 2020 Beschränkungen und Verbote für Feiern. Grote setzte sich über die Regeln hinweg. Er feierte in einem Club in der HafenCity seine Bestätigung als Innensenator. CDU, Linke und AfD forderten seinen Rücktritt – Grote bestritt, gegen die Regeln verstoßen zu haben und sprach von einem „dummen Fehler“. Die zuständige Bußgeldstelle widersprach ihm. Der SPD-Politiker musste ein Bußgeld in Höhe von 1000 Euro bezahlen.

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Alberto Fernández, der argentinische Präsident, organisierte im Juni 2020 eine Geburtstagsparty für seine Ehefrau Fabiola Yañez. Ein Foto der Feier zeigte rund ein Dutzend Gäste bei dem Ehepaar – während in Argentinien strenge Ausgangssperren zur Eindämmung des Coronavirus galten. Feiern in geschlossenen Räumen waren per Dekret untersagt. Der Staatschef bat um Verzeihung und übernahm die Verantwortung für die Feier. Zudem bot er an, als Wiedergutmachung für vier Monate die Hälfte seines Gehalts an die medizinische Forschungsstelle Instituto Malbrán zu spenden. Vielleicht könnte Boris Johnson damit ebenfalls die Wogen glätten.

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