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Lauterbach
  • Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Isolationsregeln nicht verändern – aber die FDP drängelt.
  • Foto: picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka

Corona: Ist die Isolationspflicht wirklich nicht mehr nötig?

Mehr als 1000 Menschen liegen momentan mit Corona auf den Intensiv-Stationen. Doppelt so viele wie im selben Vorjahreszeitraum. Trotzdem fordert Andreas Gassen, Chef der Kassenärzte, den Isolationszwang bei einer Corona-Infektion aufzuheben. Unterstützung erhält er aus der FDP.

Die Isolationspflicht sollte „bis auf weiteres aufgehoben werden, dadurch würde die Personalnot vielerorts gelindert“, hatte Gassen gefordert. Wer krank sei, solle zu Hause bleiben. Und: „Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit.“ Durch die Impfungen seien viele Menschen vor schweren Verläufen geschützt.

Hintergrund: Nicht nur in Krankenhäusern und Arztpraxen gibt es Engpässe, weil bei den hohen Infektionszahlen der vergangenen Wochen viele Corona-Infizierte zu Hause bleiben müssen. Nach einer Lockerung der Regelung im Frühling gilt momentan für die allgemeine Bevölkerung die Pflicht zur fünftägigen Isolationspflicht.

Kubicki: „Menschen sollen selbst entscheiden“

Die Diskussion sei völlig richtig, findet FDP-Vize Wolfgang Kubicki: „Aus meiner Sicht ist es sowohl epidemiologisch als auch aus Gründen der Eigenverantwortung überfällig, den Menschen diese Entscheidung wieder zu überlassen – so, wie es andere europäische Länder schon längst getan haben“, sagte er.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hält die aktuelle Regelung für den zu erwartenden Corona-Herbst mit hohen Infektionszahlen ebenfalls für untauglich. „Wir werden in systemrelevanten Bereichen vor enormen Herausforderungen stehen, wenn wir massenhaft positiv Getestete ohne Symptome in die Isolation schicken.“

Planbare Operationen werden verschoben

Diesen Befund teilt grundsätzlich auch Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft – ohne sich die Forderung nach einer Abschaffung der Pflicht zu eigen zu machen. „Die Belastung steigt stetig, der deutliche Mehraufwand durch die Pflicht zur Isolation nimmt zu“, erklärte er. Wegen des Ausfalls von Mitarbeitern müssten in zahlreichen Krankenhäusern planbare Operationen verschoben und zeitweise ganze Bereiche abgemeldet werden.

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Doch die Idee stößt nicht nur auf Gegenliebe. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lehnt den Vorschlag ab. „Infizierte müssen zu Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko“, erklärte er.

Deutlicher wird Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Er wirft Gassen „Opportunismus“ vor. „Die Isolation schützt. Denn so wird verhindert, dass sich andere anstecken“, erklärte er. Er verwies auf Long- und Post-Covid – also Beschwerden noch nach mindestens vier und mindestens zwölf Wochen nach der Infektion.

Holetschek: „Vorschlag kommt zur Unzeit“

Und auch die CSU hält von dem FDP-Anliegen wenig. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, der Vorschlag komme „zur Unzeit“. Angesichts der „hochdynamischen Infektionslage“ sollte man genau überlegen, ob es Sinn mache, die Regeln zur Isolation zu lockern, warnte er. „Im Herbst erwarten wir einen weiteren Anstieg der Infektionszahlen. Niemand weiß, welche Virusvariante dann vorherrschen wird“, teilte Holetschek mit.

Seit Wochen stimmen sich das FDP-geführte Justizministerium und das Gesundheitsministerium über die Corona-Maßnahmen ab. Bisher ist allerdings nur klar, dass eine Maskenpflicht für Innenräume wieder eingeführt werden soll.

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