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Der Machthaber in Belarus: Alexander Lukaschenko
  • Der Machthaber in Belarus: Alexander Lukaschenko.
  • Foto: imago/ITAR-TASS

Belarus-Diktator droht dem Westen: „Wir nehmen eure Hauptstädte ins Visier“

Mehr als vier Monate nach Beginn des Kriegs in der Ukraine mischt sich nun der russlandtreue Machthaber der Ex-Sowjetrepublik Belarus, Alexander Lukaschenko, zunehmend in den Konflikt ein. In einer Rede hat er die Ukraine bezichtigt, sein Land anzugreifen – und dem Westen eine kryptische Drohung ausgesprochen.

Inmitten von Spekulationen über eine zunehmende Verwicklung von Minsk in den Konflikt zwischen Kiew und Moskau hat der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko der Ukraine Raketenangriffe auf sein Land vorgeworfen. Seine Armee habe jedoch alle Geschosse abgefangen, sagte Lukaschenko am Samstag in einer Rede zum bevorstehenden Unabhängigkeitstag des Landes.

Belarus-Diktator behauptet: „Wir werden provoziert“

„Wir werden provoziert. Vor rund drei Tagen, vielleicht mehr, wurde von der Ukraine aus versucht, militärische Ziele in Belarus anzugreifen“, so Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. Gleichzeitig drohte er: Sollte es einen Angriff auf Belarus geben, werde sein Land „sofort“ reagieren.

Die Ukraine behauptete ihrerseits, vergangene Woche von Belarus aus angegriffen worden zu sein. Demnach seien mehrere Raketen auf ukrainisches Grenzgebiet abgefeuert worden. Lukaschenko wies am Samstag zurück, dass sein Land in den Konflikt eingreifen werde. „Wie ich vor mehr als einem Jahr gesagt habe, wir haben nicht die Absicht, in der Ukraine zu kämpfen“, sagte er.

Lukaschenko: „Wir nehmen eure Hauptstädte ins Visier“

Ganz ausschließen wollte er eine Beteiligung am Krieg allerdings nicht: „Wir werden nur in einem Fall kämpfen, wenn Sie in unser Land einfallen, wenn Sie unsere Leute töten, dann werden wir antworten“, sagte er in einer offenbar an Kiew und den Westen gerichteten Warnung. Wenn Gomel angegriffen werde, die Raffinerie Mosyr, der Flughafen von Luninets oder Brest, „dann wird die Antwort sofort kommen, in nur einer Sekunde“, sagte Lukaschenko.

Gute Freunde: Wladimir Putin (l.) und Alexander Lukaschenko. IMAGO / SNA
Gute Freunde: Wladimir Putin (l.) und Alexander Lukaschenko
Gute Freunde: Wladimir Putin (l.) und Alexander Lukaschenko

In einer etwas kryptischen, weiteren Drohung behauptete der 67-Jährige: „Vor weniger als einem Monat habe ich unsere Streitkräfte angewiesen, die Entscheidungszentren in Euren Hauptstädten ins Visier zu nehmen“. Dabei verwies er auf die von Putin versprochenen Raketen und den belarussischen Raketenwerfer Polones. Was genau er damit meinte, erläuterte er jedoch nicht. Er fügte hinzu: „Fassen Sie uns nicht an – und wir werden Sie nicht anfassen.“

Moskau und Minsk stellen sich selbst als Opfer vermeintlich feindlicher Politik des Westens dar

Ungeachtet der Tatsache, dass Russland selbst die Ukraine angegriffen hat, stellen sich Moskau und das verbündete Minsk immer wieder als Opfer vermeintlich feindlicher Politik des Westens und der Nato im Speziellen dar. Seit Ende Februar schon gibt es die Befürchtung, dass Belarus offiziell an der Seite Russlands in den Krieg einsteigen könnte. 

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Das Land diente in den Anfangstagen des Kriegs als Basis für die russischen Streitkräfte. Diese versuchten von dort aus, die Hauptstadt Kiew einzunehmen, bevor sie sich Ende März wegen des ukrainischen Widerstands zurückzogen. Lukaschenko hat bereits eingeräumt, dass in den ersten Kriegswochen russische Raketen von belarussischem Staatsgebiet aus auf die Ukraine abgefeuert wurden.

Angesichts massiver westlicher Sanktionen ist die Regierung in Minsk militärisch und wirtschaftlich stark abhängig von Russland. Vergangene Woche sicherte Kremlchef Wladimir Putin Lukaschenko die Lieferung von atomwaffenfähigen Iskander-M-Raketensystemen „in den kommenden Monaten“ zu.

Die Nato hatte bei ihrem zweitägigen Gipfel in Madrid eine deutliche Verstärkung der Ostflanke sowie den Start des Verfahrens zur Aufnahme von Finnland und Schweden beschlossen. Kremlchef Wladimir Putin kündigte daraufhin an, auf die mögliche Verlegung von Nato-Soldaten nach Finnland selbst mit Truppenverlegungen reagieren zu wollen. (mik/afp/dpa)

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