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  • Foto: imago images/UPI Photo

Bei Wahlrede: TV-Sender drehen Trump den Saft ab – und strahlen Faktenchecks aus

Washington –

Wenn er spricht, braucht es danach gleich mehr als einen Faktencheck – das hat seine letzte Rede erneut eindrucksvoll bewiesen: In seiner Ansprache log US-Präsident Donald Trump sich mal wieder die Welt zurecht. Gleich mehreren US-Fernsehsendern wurde es zu bunt. Sie brachen die Übertragung der Rede ab und bemühten sich stattdessen um Einordnung und Richtigstellung.

Er sei der Sieger der Wahl, die Demokraten würden das amerikanische Volk belügen und versuchten „die Wahl zu stehlen“, so Trump. Es dürfte vermutlich kaum mehr jemanden überraschen, doch: Viele Behauptungen des US-Präsidenten und einige Aussagen seiner Unterstützer nach der Wahl sind Medienberichten zufolge falsch oder zumindest irreführend.

Washington: Medienberichte kritisieren Trump für Falschaussagen

Der Sender MSNBC reagierte bei der Rede in der Nacht zum Freitag am schnellsten – bereits nach rund 40 Sekunden. „Hier sind wir wieder in der ungewöhnlichen Situation, den Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht nur zu unterbrechen, sondern den Präsidenten der Vereinigten Staaten auch zu korrigieren“, sagte Moderator Brian Williams. 

Es gebe weder illegale Stimmen, von denen man wisse, noch einen Trump-Sieg. Trump hatte zuvor davon gesprochen, die Wahl könne gestohlen werden, würde man „die illegalen Stimmen“ zählen.

Washington: US-Sender unterbrechen Trump-Rede für Faktencheck

Beim Sender CNBC wurde Trumps Rede ebenfalls abgebrochen und mit einem Live-Faktencheck versehen. „Wir werden nicht erlauben, dass das weiter geht, weil es nicht wahr ist“, sagte Moderator Shepard Smith. Er nahm sich daraufhin mehrere Aussagen des Präsidenten vor und ordnete sie ein.

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Auch CBS unterbrach Trumps rund 16 Minuten lange Ausführungen nach wenigen Minuten und bemühte sich um eine Einordnung. Beim Sender ABC gab es einen umgehenden Faktencheck in der Live-Schalte.

CNN und Fox News lassen Trump-Rede laufen

Der Sender CNN ließ Trumps Rede zwar laufen, lieferte aber direkt im Nachgang einen Faktencheck. Der CNN-Reporter Daniel Dale bezeichnete die Ausführungen sogar als „die unehrlichste Rede seiner Präsidentschaft“.

So hatte Trump etwa davon gesprochen, die Demokraten versuchten, die „Wahl zu stehlen“. Tatsächlich gibt es dafür keinerlei Belege.

In einer ganzen Liste mit Faktenchecks zählt CNN weitere Beispiele haltloser Behauptungen auf: So sei es falsch, dass alle Stimmzettel, die nach dem Wahltag eintreffen, nicht mehr gezählt werden – das hatte Trump auf Twitter behauptet.

CNN arbeitet ganze Liste an Faktenchecks nach Trump-Rede ab

Tatsächlich zählten mehrere Staaten Stimmzettel, die bis zu einem späteren Datum eintreffen – so lange sie rechtzeitig abgeschickt wurden. Auch Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany schloss sich den Falschbehauptungen ihres Chefs an und verkündete auf Fox News, Stimmen würden am Wahltag ausgezählt, denn dafür sei dieser Tag da.

Doch die beiden waren nicht die einzigen, die beim munteren Verbreiten von Unwahrheiten mitmachten. Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, schrieb auf Twitter: „Demokraten waren immer dagegen, dass man zum Wählen einen Ausweis vorzeigen muss.“ Das liege daran, dass sie „illegale“ Stimmen zählen wollten.

Ex-US-Botschafter verbreitet Unwahrheiten auf Twitter

CNN nahm sich auch diese Aussagen vor: Es gebe keine Belege, für eine derartige Absicht der Demokraten. Vielmehr gebe es verschiedene Wege, wie sich Wähler ausweisen könnten. Viele Demokraten seien jedoch tatsächlich gegen striktere Gesetze zur Ausweispflicht, da solche Gesetze bestimmte Wählergruppen benachteiligen könnten.

Der als Trump-freundlich geltende Sender Fox News unterbrach die Rede des Präsidenten ebenfalls nicht. Doch auch hier gaben die Moderatoren im Anschluss zumindest ihre Bedenken bekannt: Sie bezweifelten, dass Trump ausreichend Beweise habe, um die Auszählungen per Gericht stoppen zu lassen. (vd/dpa)

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