Alter Mann sitzt im Bundestag und blättert in einer Zeitung
  • Alexander Gauland (83, AfD) im deutschen Bundestag.
  • Foto: picture alliance / dts-Agentur

„Andere haben Angst vor uns“: Ex-AfD-Chef Gauland macht Schluss mit Politik

Der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland hat seinen Rückzug aus der aktiven Politik angekündigt. In seiner Partei will er allerdings weiterhin bleiben.

„Ich habe mich dafür entschieden, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr zu kandidieren“, sagte Gauland der „Welt“ laut Meldung vom Mittwoch. „Ich glaube nicht, dass ich als 85-Jähriger noch richtig im Parlament bin.“ Der frühere Partei- und Fraktionschef ist heute 83 Jahre alt. „In meinem Alter ist das Ende absehbar“, sagte er dazu.

„Wenn nicht noch irgendetwas Außergewöhnliches passiert, ist das das Ende meiner parlamentarischen Karriere“, sagte Gauland weiter. In der AfD will er aber bleiben. „In der AfD bleibt man Mitglied, bis der Sargdeckel geschlossen wird“, sagte Gauland, der vor seinem Wechsel zur AfD Mitglied der CDU war. „Da werde ich mich weiter an Diskussionen beteiligen, das ist völlig klar.“

Gauland ist Mitbegründer der AfD

Vor seiner Karriere in der AfD war Gauland mehr als 40 Jahre lang in der CDU. Von 1987 bis 1991 leitete er die Hessische Staatskanzlei. Danach war er bis 2005 Herausgeber und Geschäftsführer der zur FAZ-Verlagsgruppe gehörenden „Märkischen Allgemeinen“. Geboren wurde er 1941 in Chemnitz, machte dort 1959 sein Abitur und floh anschließend in die Bundesrepublik.

Gauland war 2013 einer der AfD-Partei-Mitgründer und war seither Mitglied im Bundesvorstand. Zwischen 2017 und 2019 war er gemeinsam mit Co-Chef Jörg Meuthen Parteivorsitzender und führte die AfD 2017 gemeinsam mit der heute designierten Kanzlerkandidatin Alice Weidel erstmals in den Bundestag. Dort stand Gauland bis zur Wahl 2021 gemeinsam mit Weidel an der Spitze der Fraktion. 2019 wurde er Ehrenvorsitzender der Partei und 2021 der Fraktion.

Gaulands problematische Aussagen: Von Migration bis zum zweiten Weltkrieg

Der Publizist und promovierte Jurist gilt als rechtskonservativer Vertreter seiner in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften Partei. Mehrfach sorgte er mit Aussagen etwa zur deutschen Geschichte und zu Migrationsthemen für Diskussionen.

Die Nazi-Diktatur unter Adolf Hitler nannte er 2018 einen „Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“. Über den ehemaligen deutschen Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng sagte er, viele Menschen fänden ihn „als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“.

Rückzug aus der Politik trotz Umfragehoch der eigenen Partei

Die AfD ist derzeit nach den Wahlsiegen in Ostdeutschland im Aufwind und hat kürzlich angekündigt, ihre Parteichefin Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin bei der Bundestagswahl in einem Jahr aufstellen zu wollen. Für eine Regierungsbeteiligung fehlen ihr aber nach jetzigem Stand die potenziellen Koalitionspartner.

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Gauland sagte nun dazu in der „Welt“: „Wir wirken auch ohne Regierungsverantwortung. Unser Einfluss ist dadurch stark, dass die anderen Angst vor uns haben.“ Er halte seine Partei für „so gemäßigt, dass ich nicht wüsste, wo wir uns noch mäßigen sollen“. Die AfD habe „sich überhaupt nicht radikalisiert.“ (afp/mp)

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