Merkel und Laschet in NRW
  • Kanzlerin Merkel schaut skeptisch, Kandidat Laschet nestelt an seinen Fingern herum.
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Oliver Berg

Analyse: Hat die CDU Laschet schon aufgegeben?

Wochenlang hielt sich Kanzlerin Angela Merkel aus dem Wahlkampf raus. Und als sie sich dann doch mal Armin Laschets erbarmt – kommt nur ein halbherzig-schmallippiges Bekenntnis dabei rum. In der Parteizentrale indes sollen angeblich bereits Pläne für die Zeit nach Laschet und nach der verlorenen Bundestagswahl geschmiedet werden. Hat die CDU ihren Chef etwa bereits aufgegeben?

„Sehr erfolgreich“ – so würde Armin Laschet das größte Bundesland Nordrhein-Westfalen führen, sagte Merkel am Sonntag beim Besuch der Flutgebiete. „Und wer so ein Land führen kann, kann auch die Bundesrepublik Deutschland als Kanzler führen.“ Es waren quasi die bisher ersten Wahlkampf-Worte der Kanzlerin zum möglichen Amtsnachfolger. Dabei wirkte sie etwas schmallippig und distanziert, wie sie da auf der Bühne neben Laschet stand. Leidenschaft sieht anders aus.

Spötter unkten schon: Merkel will Baerbock oder Scholz als Nachfolger

So lange hatte Merkel sich aus dem Wahlkampf rausgehalten, dass die ersten Hauptstadt-Journalist:innen schon unkten, sie hätte lieber die Grüne Annalena Baerbock im Kanzleramt oder ihren Vize Olaf Scholz (SPD). Tatsächlich stand Armin Laschet zwar meist hinter der Kanzlerin, etwa bei ihren Entscheidungen in der sogenannten „Flüchtlingskrise“ 2015.

Merkel selbst aber sagte bislang nie irgend etwas sonderlich Enthusiastisches über Laschet. Gerade in der Corona-Krise dürfte sie bisweilen ziemlich genervt von seinem Zickzack-Kurs und seinen verbalen Querschüssen gegen die Schutz-Maßnahmen gewesen sein.

In CDU-Kreisen wird schon die Zeit nach Laschet geplant

Dieselben Stimmen, die schon Merkels Vorliebe für Baerbock und Scholz vermuteten, erzählen nun, dass in CDU-internen Kreisen schon die Zeit nach Laschet geplant werde. „Welt“-Vizechefredakteur Robin Alexander etwa. Zwar wolle sich niemand im engeren Zirkel zitieren lassen, so Alexander. Aber – bei den aktuellen Umfragen ja auch verständlich – befassten sich viele schon mit der Zukunft nach Laschet.

Ein Name, der dabei immer wieder fällt: Markus Söder (CSU). Noch vor zwei Monaten wollten 70 Prozent der Unions-Anhänger:innen ihn nach einer Umfrage noch gerne in einer Blitz-Aktion als Kanzlerkandidaten einwechseln. Und seither sind die Laschet-Patzer nicht ausgeblieben. In den meisten Umfragen liegt die SPD mittlerweile deutlich vor der Union, das Kanzleramt scheint verloren. Zumal in diesem Jahr mit besonders hohen Briefwahl-Zahlen gerechnet wird. Und nun, drei Wochen vor der Wahl, steht der Trend gegen CDU und CSU.

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Weitere Namen, die mitunter fallen, wenn mögliche neue Machtverhältnisse Thema sind: Jens Spahn, Carsten Linnemann, Ralph Brinkhaus oder Norbert Röttgen. Gerade Gesundheitsminister Spahn galt lange als aufsteigender Stern am Unions-Firmament. Bis Corona kam.

Konservative in Europa und Bundesländern stürzten für lange Zeit ab

Ein Grund für Merkels bisherige Zurückhaltung: Die CDU-Strateg:innen fürchteten, dass Laschet neben ihrer Aura wenig würde glänzen können. Doch nun scheint die Lage eben doch zu ernst. Zumal wenn man sich Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Nachbarstaaten wie Frankreich anschaut. In denen haben sich die CDU oder konservative Schwesterparteien der Union nie wieder erholt, nachdem sie aus der Regierung gewählt worden waren.

Bei der Flut-Pressekonferenz am Sonntag sagte Merkel lediglich, sie wolle in der Schlussphase mit „vernünftiger Regierungsarbeit“ unterstützen. Und zur Abschluss-Veranstaltung kommen. Ansonsten sei sie vor allem „mit dem Herzen sehr dabei“.

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