„Wir hören Bomben. Momentan ist es unmöglich, die Stadt zu verlassen“
Wie fühlt es sich an, wenn draußen plötzlich Krieg herrscht? Gibt es noch so etwas wie Normalität? Nein, sagt Nick Lytvynenko. Der 25-Jährige absolviert gerade einen Freiwilligendienst beim Arbeiter Samariter Bund in der Ukraine. Die MOPO erreicht den jungen Mann in Kiew: „Ich bin heute morgen von Bomben geweckt worden, die ganz in der Nähe meines Hauses eingeschlagen sind“, sagt er – und klingt dabei gleichzeitig schockiert und ungläubig.
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Wie fühlt es sich an, wenn draußen plötzlich Krieg herrscht? Gibt es noch so etwas wie Normalität? Nein, sagt Nick Lytvynenko. Der 25-Jährige absolviert gerade einen Freiwilligendienst beim Arbeiter Samariter Bund in der Ukraine. Die MOPO erreicht den jungen Mann in Kiew: „Ich bin heute morgen von Bomben geweckt worden, die ganz in der Nähe meines Hauses eingeschlagen sind“, sagt er – und klingt dabei gleichzeitig schockiert und ungläubig.
MOPO: Wo erreichen wir Sie gerade?
Lytvynenko: Ich bin in der Wohnung meines Bruders und wir haben gerade Lebensmittel und warme Kleidung in den Keller gebracht. Wir rechnen damit, dass wir dort Schutz suchen müssen. Wir wissen momentan überhaupt nicht, wie es weitergeht.
MOPO: Wie geht es Ihnen?
Lytvynenko: Ich habe Angst. Und ich bin schockiert – ich habe wirklich nicht geglaubt, dass es so weit kommen würde. Wir sind in Europa. Es ist 2022. Und ja, es ist passiert: Es herrscht Krieg. Und das ist schrecklich und irgendwie fühlt es sich absurd an.
„In Kiew herrscht Ausnahmezustand“
MOPO: Wie ist die Situation in Kiew?
Lytvynenko: Ich habe gehört, dass einige Journalisten schreiben, das Leben würde hier einigermaßen normal weitergehen, das Menschen in Cafés sitzen. Das ist nicht wahr. Es herrscht Ausnahmezustand, alle haben Todesangst. Die Supermärkte sind überfüllt, weil sich die Menschen mit Lebensmitteln eindecken wollen, an Geldautomaten sind lange Schlangen und auf den Straßen gibt es kein Durchkommen.
MOPO: Plötzlich ist der Krieg furchtbare Realität …
Lytvynenko: Ja, und das spüren wir hier in jedem Moment. Wir hören Bomben. Und es werden nicht nur militärische Ziele angegriffen.
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MOPO: Planen Sie, Kiew zu verlassen?
Lytvynenko: Niemand weiß gerade, wie es hier weitergeht. Die Menschen packen ihre Sachen und verlassen ihr Zuhause, versuchen irgendwie, in den Westen des Landes zu kommen. Momentan wäre es mit dem Auto unmöglich, die Stadt zu verlassen, der Verkehr ist unglaublich. Und wir könnten auch gar nicht weg: Mein Bruder hat einen kleinen Sohn, der an Muskelatrophie leidet. Wir brauchen die Ärzte hier in Kiew. Die Situation ist wirklich verzweifelt gerade. Wir planen nur von einer Stunde zur anderen.