x
x
x
Lützerath
  • Polizei und Aktivisten rüsten sich zum „Tag X“.
  • Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Aktivisten gegen Polizei: Showdown für den letzten Kohle-Kampf in Lützerath

Es soll das letzte Dorf sein, das dem Kohleabbau weichen muss. Rund vier Wochen werden für die Räumung veranschlagt. Denn Klima-Aktivisten wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Lützerath den Baggern zum Opfer fällt. Oder es zumindest so schwierig wie möglich machen, dass dies geschieht. Polizei und Aktivisten – beiderseits reisen Tausende an. Und rüsten sich zur letzten Schlacht. So martialisch muss man es bei den Bildern fast nennen.

Helme sieht man in beiden Reihen – deutlich mehr allerdings aufseiten der Polizeibeamten. Deren Einsatzleiter hat sich sogar öffentlich grundsätzlich solidarisch mit den Zielen der Klima-Aktivisten gezeigt. Und: „Ich wünschte, die Räumung von Lützerath hätte sich vermeiden lassen.“

Räumung in den frühen Morgenstunden?

Ab Mittwoch soll das Räumkommando aber losgehen. Meist geschieht das in den frühen Morgenstunden. Erste Barrikaden wurden schon am Vortag entfernt. Der Einsatz könnte aber Wochen dauern. „Durchaus sorgenvoll“ schaue er auf den Einsatz, so der Aachener Polizeipräsident. Er verantwortet den Einsatz, zu dem Hundertschaften aus ganz Deutschland anrückten.

Diese geäußerte Sorge hat mit der Erfahrung aus früheren Einsätzen zu tun, vor allem einem bestimmten. Die Einsatzleitung befürchtet eine zweite Katastrophe à la Hambacher Forst. Bei der Räumung des Waldes – ebenfalls in NRW – starb 2018 ein junger Journalist, nachdem er durch eine Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern brach.

Gibt es eine Art „Hambi 2.0“?

Auch diesmal gibt es mehrere besetzte Baumhäuser – teils deutlich höher als damals im „Hambi“. Außerdem haben sich Aktivisten in sieben Häusern verbarrikadiert. Auch 2018 lieferten sich beide Seiten eine wochenlange Schlacht.

Und wer protestiert da? Polizei und Politik rechnen sowohl mit friedlichen als auch mit gewaltsamen Protestformen. Bereits seit zwei Jahren – damals begannen die ersten Rodungs- und Abrissarbeiten – halten Aktivisten Teile des Dorfes besetzt. Eine Kerntruppe von 300 sitzt in Lützerath selbst, weitere 250 in einem Nachbardorf. Zur finalen Räumung reisen nun einige Tausend weitere Menschen zur Unterstützung an. Am Samstag gibt es eine Groß-Demo.

„Lützerath unräumbar“ versammelt die Größen der Szene

„Fridays for Future“, „Extinction Rebellion“, „Letzte Generation“– das Who’s who der Klima-Szene hat sich im Bündnis „Lützerath unräumbar“ zusammengetan. Auch Luisa Neubauer war schon vor Ort, will den Kampf unterstützen. Und zwar explizit gegen die Pläne ihrer eigenen Partei, die Grünen.

Die nämlich war hauptverantwortlich für den aktuellen Kompromiss, vor allem in Person des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck und seiner NRW-Landeskollegin Mona Neubaur.

Das könnte sie auch interessieren: Klimaaktivistin Neubauer in Lützerath: „Das ist erschreckend“

Der Deal mit dem Energiekonzern RWE: Der Kohleausstieg wird vorverlegt auf 2030. Und fünf andere von Umsiedlung bedrohte Dörfer bleiben erhalten. Dafür muss Lützerath weichen. Laut Politik und RWE ist dies angesichts der durch den Ukrainekrieg bedingten Energiekrise alternativlos.

Luisa Neubauer & Co. bestreiten dies. Auch ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bezweifelt die RWE-Zahlen. Die jungen Menschen indes rüsten sich für den „Tag X“. (km)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp