„Abschaum!“ Putin greift in Aggro-Rede eigene Landsleute an
Rund drei Wochen führt Wladimir Putin nun schon Krieg gegen die Ukraine. Dabei sollte die „Spezialoperation“ in seinen Augen nach spätestens vier Tagen erledigt sein. Offenbar liegen deshalb die Nerven nun blank beim russischen Präsidenten: In einer Videoansprache hat er verbal wild um sich geschlagen – auch gegen Landsleute.
Dass Wladimir Putin über den Verlauf seiner Invasion in der Ukraine alles andere als glücklich sein soll, wird schon länger vermutet. Immer wieder gibt es Berichte angeblicher Insider, wonach der russische Präsident zunehmend ungehalten ist ob der Tatsache, dass der Krieg in seinen Augen schon viel zu lange dauert.
In der Tat scheint die Laune bei Putin gerade schlecht zu sein. In einer Videokonferenz mit russischen Ministern, die im Staatsfernsehen übertragen wurde, hat er verbal wild um sich geschlagen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von dem Auftritt.
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Rund drei Wochen führt Wladimir Putin nun schon Krieg gegen die Ukraine. Dabei sollte die „Spezialoperation“ in seinen Augen nach spätestens vier Tagen erledigt sein. Offenbar liegen deshalb die Nerven nun blank beim russischen Präsidenten: In einer Videoansprache hat er verbal wild um sich geschlagen – auch gegen Landsleute.
Dass Wladimir Putin über den Verlauf seiner Invasion in der Ukraine alles andere als glücklich sein soll, wird schon länger vermutet. Immer wieder gibt es Berichte angeblicher Insider, wonach der russische Präsident zunehmend ungehalten ist ob der Tatsache, dass der Krieg in seinen Augen schon viel zu lange dauert.
In der Tat scheint die Laune bei Putin gerade schlecht zu sein. In einer Videokonferenz mit russischen Ministern, die im Staatsfernsehen übertragen wurde, hat er verbal wild um sich geschlagen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von dem Auftritt.
Wladimir Putin: „Russen können unterscheiden zwischen wahren Patrioten und Abschaum“
Eine der Attacken ging – wenig überraschend – in Richtung Westen, der sich „kollektiv“ zusammengeschlossen habe, um ein lange gehegtes Ziel zu erreichen: „die Zerstörung Russlands.“ Dafür bediente sich der Westen der „sogenannten fünften Kolonne“, zeterte Putin. Damit gemeint: „Vaterlandsverräter“, eine Gruppe von Russen, „die hier ihr Geld verdienen und da drüben leben“, so der russische Präsident.
Das beinhalte nicht unbedingt nur die tatsächliche geographische Gegebenheit, so Putin weiter. Er verurteile niemanden, „der eine Villa in Miami oder an der französischen Riviera“ habe, der „ohne Stopfleber, Austern und sogenannte Gender-Freiheit nicht leben“ könne – das sei nicht der Punkt, erklärte der russische Präsident.
Sondern: Viele dieser Auslands-Russen hätten sich auch hinsichtlich ihrer „Gedanken und Bewusstsein“ schon dem Westen angenähert. „Sie sind mental auch dort, und nicht hier, hier bei unserem Volk, bei Russland“, klagte er in seiner Ansprache. Der BBC-Journalist Faisal Islam teilte einen Ausschnitt daraus auf Twitter.
Solche Leute, zeterte Putin weiter, seien „bereit, ihre eigene Mutter zu verkaufen“, nur um am westlichen Lebensstil teilhaben zu dürfen. Aber: „Jedes Volk, und besonders das russische, kann unterscheiden zwischen wahren Patrioten und Abschaum und Verrätern.“ Letztere würden „einfach ausgespuckt wie eine Mücke, die einem versehentlich in den Mund geflogen ist“, so Putin.
So komme es zu einer natürlichen Selbstreinigung in Russland, die das Land nur stärken werde. Das Ziel des Westens, mit dieser „fünften Kolonne“ eine Spaltung der russischen Gesellschaft zu erzielen, werde nicht gelingen, sagte der Präsident mit vor Wut angespannten Gesichtszügen.
„Kein Wunder, dass Tausende voller Angst das Land verlassen“
Beobachter zeigten sich von der Aggressivität Putins überrascht. So schrieb etwa Reuters: „Der gehässige Ton war selbst für Putin auffällig.“
Der britische Journalist Bernard Kasparas sah in der Ansprache eine eindeutige „Drohung Putins gegen die Oligarchen“, wie er auf Twitter schrieb. Der russische Präsident habe seine Landsleute „auf orwellsche Weise in reine und unreine unterteilt“, twitterte der russische Politologe Andrei Kolesnikov. Der „Wall Street Journal“-Reporter Matthew Luxmoore stellte mit Blick auf Putins Äußerungen über eine „natürlichen Säuberung“ fest, es sei „kein Wunder, dass Tausende voller Angst das Land voller Angst verlassen“.
Putin: Russland lässt sich nicht mit „wirtschaftlichem Blitzkrieg“ überfallen
Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, widersprach Putin in seiner Ansprache außerdem dem Chef der russischen Nationalgarde, Viktor Solotow. Dieser hatte Anfang der Woche zugegeben, die russische Invasion, die in Russland nur „Spezialoperation“ genannt werden darf, laufe nicht „wie gewünscht.“ Putin jedoch behauptete, es laufe alles nach Plan. Der Einsatz sei zudem „die einzige Möglichkeit“, die es im Moment gebe.
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Auch die russische Wirtschaft sei keinesfalls nah am Kollaps, so der Präsident weiter. Zwar hätte der Westen seinem Land mit seinen Sanktionen einen „schweren Schlag“ versetzt, der treffe aber auch „die gesamte Weltwirtschaft, den Handel, das Vertrauen und den US-Dollar als Hauptreservewährung“. Die russischen Banken, Unternehmen, Transporteure und Logistikfirmen hätten jedoch alles getan, „großflächige Engpässe“ im Land abzuwenden. Es sei daher ganz offensichtlich, dass jeder Versuch, „einen wirtschaftlichen Blitzkrieg gegen Russland zu organisieren und unsere Gesellschaft zu demoralisieren“, zum Scheitern verurteilt sei, so Putin.