Polizistin ermittelt gegen Kinderpornografie im Netz (Symbolbild).

Polizistin ermittelt gegen Kinderpornografie im Netz (Symbolbild). Foto: dpa | Arne Dedert

16.000 Fälle von Kindesmissbrauch – in nur einem Jahr

In Deutschland werden weiter erschreckend viele Kinder Opfer von Sexualstraftaten. 16.354 Fälle von Kindesmissbrauch zählten die Behörden im vergangenen Jahr – nur minimal weniger als 2023, als ein Rekord gemeldet wurde. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) zeigte sich entsetzt und kündigte schärfere Maßnahmen an.

„Die Fallzahlen sind auf einem nach wie vor sehr hohen Niveau“, sagte Dobrindt. Er sprach von einer „unglaublichen Dimension“. Oft würden Kinder über längere Zeit immer wieder missbraucht. Das Dunkelfeld sei „sehr hoch“.

Die Zahlen beziehen sich auf Kinder bis 13 Jahre. Auch bei Jugendlichen bis 17 Jahren lag die Fallzahl über dem Fünf-Jahres-Schnitt, wenn auch knapp unter der von 2023.

Dimension bleibt erschütternd

Trotz leichtem Rückgang um 0,1 Prozent bleibt die Dimension erschütternd: 18.085 Opfer wurden erfasst, 12.368 Tatverdächtige ermittelt. 95 Prozent waren männlich. Knapp drei Viertel der Opfer waren Mädchen, in mehr als der Hälfte der Fälle kannten Täter und Opfer einander. Ein Drittel der Verdächtigen war selbst minderjährig.



Besorgt zeigte sich BKA-Chef Holger Münch über Kinder- und Jugendpornografie: „Rund 40 Prozent der Verdächtigen sind nicht einmal 18 Jahre alt.“ Viele würden Inhalte „unbedacht über Chats und Messenger“ weiterleiten. 6901 Fälle von Jugendpornografie wurden registriert – ein neuer Höchststand. Bei Kinderpornografie gingen die Zahlen zwar erstmals zurück, mit 42.854 Fällen liegen sie aber immer noch deutlich über dem Schnitt der vergangenen Jahre.

Immer größerer Teil der Taten online begangen

Ein immer größerer Teil der Taten wird online begangen: Cybergrooming, Live-Streaming, internationale Plattformen. „Im Netz explodiert das Risiko sexueller Gewalt“, warnte Kerstin Claus, Bundesbeauftragte gegen Missbrauch. „Noch nie war es für Täter so leicht, Opfer zu erreichen.“ Sie fordert besseren Schutz bei Smartphones und Tablets: „Mobile Endgeräte dürfen nicht länger Tatwerkzeuge sein.“

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Dobrindt will die Strafverfolgung verschärfen. „In den nächsten Wochen“ solle sich die Regierung auf Vorratsdatenspeicherung einigen. BKA-Chef Münch befürwortet eine dreimonatige Speicherung von IP-Adressen: „Das wird unsere Ermittlungserfolge deutlich steigern.“

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) setzt auf „Aufklärung, Prävention und effektive Strafverfolgung“. Auch der Deutsche Richterbund drängt: Die befristete Speicherung von IP-Adressen sei überfällig. (afp/mp)

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