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  • Kunden vor der Gamestop-Filiale in Queens, New York.
  • Foto: imago images/Levine-Roberts

„Gamestop“-Hype: Aktien-Wahnsinn: Wie Kleinanleger die Börse crashen

Wahnsinn an der US-Börse: Seit Anfang des Jahres ist der Aktienkurs des wirtschaftlich angeschlagenen Unternehmens „GameStop“ plötzlich um über 2000 Prozent in die Höhe geschnellt. Der Grund? Wie bei einem Flashmob verabreden sich amerikanische Kleinanleger über Internetforen, die Aktie zu kaufen – und bringen damit gestandene Hedgefonds ins Wanken.

Einige Hamburger kennen vielleicht das Geschäft in der Europapassage: Der Händler für Computerspiele „GameStop“ mit Hauptsitz in Texas. Das Unternehmen hatte wegen des Online-Handels finanziell eigentlich zu kämpfen. Ende 2020 lagen die Aktien bei einem Rekordtief von 2,57 Dollar, über Weihnachten verzeichnete das Unternehmen im Vergleich zum vorherigen Jahr einen Umsatzrückgang von drei Prozent.

Und trotzdem: Seit Beginn des Jahres kennt sein Aktienkurs nur noch eine Richtung: steil nach oben. Zeitweise kostete die Aktie rund 380 Dollar, mittlerweile ist „GameStop“ an der Börse über 20 Milliarden Dollar wert.

Flashmob im Aktienhandel: Kleinanleger verbünden sich

Und wie kommt es zu diesem Rekordanstieg? Junge amerikanische Kleinanleger haben ihre Macht entdeckt. Sie organisieren sich in Internetforen wie „WallStreetBets“ auf Reddit, kaufen viele Aktien und treiben so Nachfrage und Preis in die Höhe. Zugute kommen den Kleinanlegern die niedrigen Handelsgebühren am US-Finanzmarkt – die Wertpapierhandelsapp „Robinhood“ hatte zuletzt einen regelrechten Preiskrieg zwischen Online-Brokern ausgelöst.

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Derartige Aktionen sind nicht neu: Bereits seit Jahren gibt es Social-Trading-Plattformen, auf denen sich Nutzer austauschen, um gemeinsam Kaufideen zu entwickeln. Gerade während der Corona-Krise ist Aktienhandel in den USA bei vielen Jüngeren aber zu einer Art Volkssport geworden. Auch die Aktien der kürzlich noch als Pleitefirma gehandelten weltgrößten Kinokette „AMC“ stiegen so um mehr als 300 Prozent.

Elon Musk pusht die Kleinanleger

Bei dem Rekordanstieg der „GameStop“-Aktien wirkte auch der Unternehmer und Milliardär Elon Musk mit: Er teilte den Link zu einem Gamestop-Reddit-Thread auf Twitter – und schaffte so noch mehr Aufmerksamkeit.

Und wer verliert? Hedgefonds, die mit Leerverkäufen auf den Fall der „Gamestop“-Aktie gewettet hatten. Bei Leerverkäufen verkaufen Anleger Aktien, die sie gar nicht selbst besitzen, sondern nur geliehen haben – und verpflichten sich dabei, die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukaufen. Ist der Kurs in der Zwischenzeit gefallen, machen sie so Gewinn.

Doch entgegen ihrer Vorhersagen steigt nun der „GameStop“-Kurs. Sie müssen teure Preise zahlen – und treiben den Aktienwert dabei selbst noch weiter in die Höhe. „Short Squeeze“ wird das Phänomen genannt.

„Krieg“ an der Börse: Kleinanleger gegen Hedgefonds

Und genau das scheint für einige der Kleinanleger das Ziel zu sein. Mit Memes wird im Internet gefeiert, wie der bekannte und milliardenschwere Hedgefonds „Melvin Capital“ ins Straucheln gerät – und von eigentlich konkurrierenden Hedgefonds gerettet werden muss. Das „Wall Street Journal“ schrieb gar von einem „Krieg“, der zwischen Hedgefonds und Amateurhändlern ausgebrochen sei. Melvin Capital hat mittlerweile alle Aktien zurückgekauft, die es musste.

Viele Online-Broker hatten angesichts des regen Betriebs am Markt technische Probleme. Forderungen nach einem Handelsstopp wurden laut, um die Lage zu beruhigen. Die Börsenaufsicht SEC teilte mit, die Situation genau im Blick zu haben und kündigte eine Untersuchung an. Eine Sprecherin des Weißen Hauses erklärte beim Presse-Briefing, dass auch ein Team des Finanzministeriums die Lage beobachte.

„Zockerei“ an der Börse: Analysten warnen

Analysten warnen derweil, dass der massive Kursanstieg nichts mit der Realität zu tun habe. Experte Jens Rabe etwa meint, der Höhenflug der Gamestop-Aktien schade dem Ansehen der Börse, da der Vorgang als „Zockerei“ wahrgenommen werde. Er fordert sogar ein Durchgreifen der Aufsichtsbehörden, da Aktien kleiner Firmen als Spielball missbraucht werden könnten.

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Eine andere kleine Firma hat von dem Börsenhype zumindest vorläufig profitiert: Einige Kleinanleger wollten mitmachen und kauften versehentlich die Aktien eines australischen Rohstoffunternehmens, deren Börsencode dem von „GameStop“ ähnelt. Hier schnellte der Kurs um über 50 Prozent nach oben. (ncd/dpa)

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