• Foto: dpa

Zu wenig Corona-Impfstoff: EU hätte wohl mehr Dosen bestellen können

Brüssel –

Die Europäische Union hätte mehr Impfstoff gegen das Coronavirus bestellen können, als sie getan hat. Einem Medienbericht zufolge haben sowohl die Firmen Biontech und Pfizer als auch die Firma Moderna der EU mehr Impfdosen angeboten, als diese letztendlich geordert habe.

Wie der „Spiegel“ berichtete, hatten sich sowohl die USA, als auch Japan, Kanada und Hongkong bereits im Sommer und im Herbst möglichst viele Impfdosen der Biontech- und Moderna-Impfstoffe vertraglich gesichert. Die EU habe erst im November Verträge geschlossen – und dann auch noch weit weniger Dosen bestellt, als die Hersteller ihnen zur Verfügung gestellt hätten.

EU hätte mehr Impfdosen von Biontech und Moderna haben können

Biontech habe bis zu 500 Millionen Einheiten angeboten, zitierte der „Spiegel“ am Freitag aus Verhandlungskreisen. Auch die Firma Moderna hätte der EU mehr von ihrem Impfstoff liefern können als die vereinbarten bis zu 160 Millionen Einheiten, sagte Unternehmenschef Stephane Bancel dem Magazin.

Warum genau die EU-Kommission dies ablehnte, dazu wollte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides keine Angaben machen. „Wir äußern uns nicht zum Verlauf von Verhandlungen“, hieß es von einem Kommissionssprecher. Ziel der Verhandlungen mit den Pharmafirmen sei jedoch ein breites Portfolio verschiedener Anbieter mit unterschiedlichen Technologien gewesen. So hätten sich die Chancen erhöhen lassen, ein wirksames und preiswertes Vakzin gegen das Coronavirus zu bekommen.

Das könnte Sie auch interessieren: Politiker-Hoffnung: Bis Februar 1,5 Millionen Geimpfte in Deutschland

Die beiden Impfstoffe von Biontech und Moderna sind die ersten, die in der EU mit einer Zulassung rechnen können. Im Falle von Biontech/Pfizer wird dies für kommende Woche erwartet, bei Moderna Anfang Januar. In Deutschland sollen am 27. Dezember die Impfungen beginnen.

Corona-Pandemie: Biontech und Moderna-Impfstoffe deutlich teurer als andere

Der Preis der beiden einem neuartigen Verfahren entwickelten Impfstoffe liegt um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichen Mitteln, wie sie etwa Astrazeneca auf den Markt bringen will. Die belgische Staatssekretärin Eva De Bleeker veröffentlichte die bisher geheim gehaltenen Preise zeitweise auf Twitter, wie der Sender RTBF meldete. Demnach soll eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro kosten, eine von Biontech/Pfizer 12 Euro, eine von Astrazeneca 1,78 Euro. Der Tweet wurde später gelöscht.

Das könnte Sie auch interessieren: Studie zu Corona-Impfungen: Diese (völlig normalen) Nebenwirkungen kann es geben

Der herkömmliche Impfstoff bräuchte auch nicht bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden. Allerdings verläuft dessen Entwicklung derzeit langsamer, der Zeitpunkt der Zulassung ist offen.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem „Spiegel“: „Deutschland könnte auch bilateral direkt bei den Firmen zusätzlichen Impfstoff nachkaufen, und ich finde, das sollten wir auch tun.“ Doch seien die Produktionskapazitäten von Biontech und Moderna bis zum Sommer weitgehend ausgelastet, schrieb der „Spiegel“.

Experten: Corona-Impfungen werden Monate in Anspruch nehmen

Die Impfungen werden jedoch ohnehin Monate in Anspruch nehmen. Um die Corona-Pandemie zu stoppen, müssten nach Schätzung von Experten etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden; das wären in Deutschland bis zu 58 Millionen Menschen. (prei/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp