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Leere Werbetafel (Symbolbild)
  • Leere Werbetafel. (Symbolbild)
  • Foto: Imago / Zuma Wire

„Zéro Pub“: Diese Großstadt könnte bis 2025 werbefrei sein

Stellen Sie sich ein Stadtbild ohne Werbeplakate vor: weiße Wände statt Kredit-Karten-Werbung oder ein Kunstwerk statt eines halb nackten Modells. In Genf, der Hauptsitz der Vereinten Nationen (UN), könnte es 2025 so weit sein.

„Zéro Pub“ – „Null Werbung“, so heißt die Bürgerinitiative aus der Schweiz, die 2017 von einem linken Flügel in Genf gegründet wurde. Anlas dafür waren zwei Wochen, in denen insgesamt 3500 Plakatflächen leer blieben. Der Vertrag einer großen Werbefirma war abgelaufen, doch der neue trat erst nach zwei Wochen in Kraft. In dieser Zeit nutzten viele Künstler:innen die weißen Flächen und ließen ihrer Kreativität in Form von Zeichnungen und Sprüchen freien Lauf. Vielen gefiel das neue Stadtbild, woraufhin Bürger:innen die „Zéro Pub“-Initiative gründeten.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Schweiz (RTS) teilte ihren Bericht über „Zéro Pub“ via Twitter.

Die „Befreiung“ der Stadt

Ziel der Initiative ist eine langfristige Verschönerung des Stadtbilds wie auch eine Verbesserung der Mobilität. Besonders für körperlich eingeschränkte Menschen sei dies wichtig, da viele Werbeplakate in Genf auf Fußwegen aufgebaut werden. Auch schöne Ausblicke würden so wieder frei werden: „Ohne Werbung würden wir hier das Flussufer der Arve sehen und die schönen Bäume auf den Quais“, zitierte die „Tagesschau“ Emmanuel Deonna von „Zéro Pub“.


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Deonna beruft sich zudem auf einen Bericht der UN über kulturelle Menschenrechte, der besagt: „Kommerzielle Werbung drängt uns zu schädlichem Verhalten für Menschen und Umwelt. Deshalb sollte sie so weit als möglich eingeschränkt oder verboten werden, um unsere Unversehrtheit zu schützen.“ Demnach sei eine werbefreie Stadt eine „Befreiung“ für Genf.

Nur 300 Werbetafeln wären von der Anwendungsordnung betroffen

Vier Jahre nach ihrer Gründung wurde am 7. September die Initiative vom Genfer Parlament akzeptiert – ein Erfolg. Doch noch ist nichts „im Stein gemeißelt“, berichtete der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Schweiz (RTS). Als nächstes müsse der Vorstand der Stadt in den nächsten drei Monaten eine Anwendungsordnung ausarbeiten. Danach könnte diese Ordnung über einen Volksentscheid „angegriffen“ werden.

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Wenn sich die Initiative 2025 durchsetzt, würde man die freien Flächen nur noch für kulturelle Informationen nutzen oder abbauen. Doch wären es, laut RTS, lediglich 300 von 3600 Werbeflächen, die davon betroffen wären. Die restlichen Flächen sind Privateigentum und wären von der neuen Regelung ausgeschlossen – der eigentliche Einfluss ist also sehr begrenzt.

Roullet: „Zensur nach Sowjet-Manier“

Die konservativ-liberale Oppositionspolitikerin Michèle Roullet sieht die Initiative laut „Tagesschau“ kritisch. Durch das Verzichten auf Werbung würden der Stadt insgesamt vier Millionen Franken (ungefähr 3,6 Millionen Euro) entgehen. Genf hätte zudem bereits Schulden von etwa 42 Millionen Franken angehäuft. Darüber hinaus sei es „Zensur nach Sowjet-Manier (…) und es ist zu befürchten, dass die Kreativität der Bürger auf den frei werdenden Flächen scheußliche Graffiti hervorbringt“, erklärte Roullet.

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