Wie Südafrika Omikron entdeckte – und dafür bestraft wurde
Südafrika ist es zu verdanken, dass die Welt von Omikron weiß. Die dortigen Labore entdeckten die Mutation, die Regierung machte den Fund öffentlich. Die Reaktion: Viele Staaten straften Südafrika und weitere Länder mit Reisebeschränkungen und Abschottung. Jetzt kommt raus: Dass Omikron seinen Ursprung in Südafrika hatte, wird immer unwahrscheinlicher.
Am Flughafen der südafrikanischen Metropole Johannesburg herrscht derzeit gähnende Leere: Check-in-Schalter sind geschlossen, Sicherheitskontrollen unbesetzt, Abflug-Gates verwaist. Nach der Entdeckung von Omikron haben viele Länder Reisebeschränkungen von und nach Südafrika verhängt, um eine weitere Ausbreitung der Virusvariante zu verhindern.
Südafrika ist es zu verdanken, dass die Welt von Omikron weiß. Die dortigen Labore entdeckten die Mutation, die Regierung machte den Fund öffentlich. Die Reaktion: Viele Staaten straften Südafrika und weitere Länder mit Reisebeschränkungen und Abschottung. Jetzt kommt raus: Dass Omikron seinen Ursprung in Südafrika hatte, wird immer unwahrscheinlicher.
Am Flughafen der südafrikanischen Metropole Johannesburg herrscht derzeit gähnende Leere: Check-in-Schalter sind geschlossen, Sicherheitskontrollen unbesetzt, Abflug-Gates verwaist. Nach der Entdeckung von Omikron haben viele Länder Reisebeschränkungen von und nach Südafrika verhängt, um eine weitere Ausbreitung der Virusvariante zu verhindern.
Staatspräsident Cyril Ramaphosa ist wütend. „Diese Beschränkungen sind eine unfaire Diskriminierung unseres Landes und unserer Schwesterstaaten“, polterte er jüngst. Es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für Reisebeschränkungen. „Sie werden nur weiter den Ökonomien der betroffenen Länder schaden und ihre Fähigkeit unterwandern, auf die Pandemie zu reagieren und sich von ihr zu erholen.“ Schon jetzt wird der wirtschaftliche Schaden durch wegbrechenden Tourismus auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt.
Ursprung von Corona-Variante Omikron weiterhin unklar
Dabei ging Südafrika extrem transparent mit seiner Entdeckung um: Unmittelbar nachdem Forscher bei der Sequenzierung aktueller Proben auf die Mutation gestoßen waren, warnte das Land andere. Südafrika ist aufgrund seiner Erfahrungen etwa mit dem HI-Virus im Bereich Labor-Analyse exzellent ausgestattet, kaum ein anderes Land sequenziert in der Corona-Pandemie derart umfangreich.
Nur weil Omikron in Südafrika entdeckt wurde, bedeutet das aber nicht, dass die Mutation auch dort entstand. Im Gegenteil: Die Hinweise darauf, dass die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 schon vor der Entdeckung am 24. November in Europa zirkulierte, verdichten sich.
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Am Dienstag gaben niederländische Gesundheitsbehörden bekannt, dass Omikron-Fälle gefunden wurden, die bereits bis zu elf Tage zurückliegen – und damit älter als die in Südafrika identifizierten Fälle sind. Demnach konnte die neue Variante in Proben vom 19. und 23. November nachgewiesen werden. Ob sich die Infizierten zuvor im südlichen Afrika aufgehalten haben, ist noch nicht geklärt. Auch in Deutschland und Belgien deuten Proben darauf hin, dass Omikron schon vor dem Tag der südafrikanischen Entdeckung in Europa wütete. In Schottland gehen neun bestätigte Fälle auf einen Ausbruch auf einer Privatfeier am 20. November zurück.
Experten weltweit gehen davon aus, dass das Vorkommen der Variante über die bisherigen Nachweise hinausgeht. Der Zeitraum, in dem Reisende Omikron bereits international verbreiteten, betrage sicher Wochen, sagt Oliver Keppler vom Max-von-Pettenkofer-Institut in München.
Expertin hält Umgang mit Südafrika für gefährlich
War es also richtig, Südafrika und andere Länder mit Reisestopps zu belegen? Zunächst scheint die Maßnahme nachvollziehbar. Doch Südafrika-Forscherin Melanie Müller hält den Umgang mit dem Land – vor allem im Hinblick auf weitere mögliche Mutationen – für gefährlich. „Es birgt das Risiko, dass Staaten, die ähnliche Coronavirus-Varianten entdecken, sich in Zukunft vielleicht dazu entscheiden, ihre Informationen erst mal zurückzuhalten“, sagt sie im „Spiegel“-Interview.
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Der Grund: „Sie denken, dass sie, wenn sie zu früh damit herausgehen, ebenfalls ökonomische Nachteile erleiden könnten. Für die Pandemiebekämpfung wäre das fatal“, warnt Müller. Sinnvoller sei es, Anreize für andere Staaten zu schaffen, damit sie sich künftig ein Beispiel an Südafrika nehmen.