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  • Foto: dpa

WHO musste nachhaken: Verschleppte China die Kommunikation über den Corona-Ausbruch?

Genf –

Wochenlang kursierte eine unbekannte virale Lungenentzündung in China. Doch die Regierung in Peking kommunizierte zunächst nichts darüber an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Später stellte sich heraus: Es ist Covid-19. Hat das Land tatsächlich, wie von US-Präsident Donald Trump wiederholt behauptet, versucht, den Corona-Ausbruch zu vertuschen?

Zweimal musste die WHO nachfragen, dann erst gab es die Bestätigung: China hat den Ausbruch einer mysteriösen Lungenkrankheit in Wuhan rund um den Jahreswechsel 2019/2020 erst mehrere Tage später zugegeben. Das geht aus einer aktualisierten Chronologie der WHO zur Pandemie hervor.

In der Ursprungsfassung der Chronik hieß es, die Gesundheitskommission der Stadt Wuhan habe am Silvestertag über mehrere Fälle von einer bis dahin unbekannten Lungenentzündung informiert: „31. Dezember: Die städtische Gesundheitskommission von Wuhan, China, meldet einen Cluster von Lungenentzündungen in Wuhan“, so der Wortlaut in der ersten Chronik. Wer an diesem Tag wen ins Bild setzte, stand dort jedoch nicht.

WHO-Mitarbeiter wurden selbst auf Mitteilung aufmerksam

Klar ist jetzt, dass es sich bei dieser Information am Silvestertag lediglich um eine Pressemitteilung auf der Webseite der Kommission handelte. Diese Mitteilung wurde aber nicht von Peking offiziell kommuniziert – Mitarbeiter des WHO-Büros in China wurden selbst darauf aufmerksam.

In der aktualisierten Chronik-Fassung heißt es zum 31. Dezember nun: „Das WHO-Länderbüro in China wurde auf eine Pressemitteilung auf der Webseite der städtischen Gesundheitskommission von Wuhan über Fälle von ,viraler Lungenentzündung’ in Wuhan, China, aufmerksam.“

Die WHO forderte nähere Informationen von China

Daraufhin habe die WHO am 1. Januar nähere Informationen angefordert und diese Forderung am 2. Januar erneuert. Erst am 3. Januar sei man diesen Bitten auf chinesischer Seite nachgekommen.

Bedeutet im Umkehrschluss: Hätten die Mitarbeiter des WHO-Büros in China die Wuhaner Pressemitteilung nicht selbst gefunden, wären womöglich noch mehr Tage ins Land gegangen, bevor der Ausbruch publik geworden wäre.

Der Vorgang, über die Veröffentlichung einer Pressemitteilung nicht zu informieren, sei nicht ungewöhnlich, sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Freitag in Genf. Oft müssten nationale Gesundheitsbehörden Angaben aus Provinzen erst verifizieren, bevor sie kommuniziert würden.

So wohl auch in diesem Fall: Nach Angaben von Ryan hatten die chinesischen Behörden auf Nachfrage zwar umgehend bestätigt, dass es sich bei der Pressemitteilung um ein offizielles Dokument handelte. Sie habe die darin genannten Fakten aber zunächst prüfen müssen.

Trump warf China immer wieder vor, zu langsam informiert zu haben

Wann genau die chinesischen Behörden was kommuniziert haben, ist brisant. US-Präsident Donald Trump hat China wiederholt vorgeworfen, zu langsam über den Ausbruch informiert zu haben. Trump macht das Land deshalb für die Ausbreitung des Virus um den ganzen Globus verantwortlich.

Der WHO wirft Trump vor, zu sehr auf chinesische Angaben vertraut zu haben. Die Organisation sei zudem nicht angemessen gegen das neuartige Coronavirus vorgegangen, so Trump. Deswegen fror der US-Präsident die US-Zahlungen an die WHO ein und verkündete Ende Mai schließlich den Austritt seines Landes aus der UN-Unterorganisation. China hat Vorwürfe, Angaben verschleppt zu haben, stets zurückgewiesen.

Michael Ryan: Es wütet immer noch die erste Corona-Welle

Mittlerweile wurden weltweit fast elf Millionen Corona-Infektionen nachgewiesen, mehr als 522 000 Menschen starben. Wie Ryan sagte, befinde sich die Welt aber immer noch in der ersten Welle der Pandemie: „Was wir jetzt (…) erleben, ist ein zweiter Höhepunkt der ersten Welle in vielen Ländern, wo das Virus nicht genug unterdrückt worden ist“, sagte Ryan.

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Umso mehr müssten Maßnahmen wie Hygiene, Abstand halten und Isolation von Infizierten und ihren Kontakten konsequent weiter angewendet werden. „Sonst könnten wir eine Situation bekommen, wo das Infektionsniveau anhaltend höher ist, als wir es wirklich wollen.“ (mik/dpa/afp)

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