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  • Ein Tief führte in der spanischen Hauptstadt zu Jahrhundertschneefällen.
  • Foto: dpa/EUROPA PRESS

Wetter-Phänomen: Rekord-Minusgrade und tödliches Schnee-Chaos – ausgerechnet in Madrid

Madrid –

Ein „Jahrhundertschneefall“ hat am Wochenende rund um die spanische Hauptstadt für Spaß und Freude, aber auch für Chaos und Angst gesorgt. Während die einen rodelten und lachten, forderten die heftigen Schneefälle vier Menschenleben und legten fast das gesamte Verkehrssystem Madrids lahm. Aber mitten im Chaos kam es auch zu einer „wundersamen Geburt“.

In Spanien führte das Schnee- und Sturmtief „Filomena“ zum schlimmsten Winterchaos seit 50 Jahren und legte die Hauptstadt Madrid lahm. Ganze 30 Stunden lang fielen dicke weiße Flocken vom Himmel, der Schnee lag teilweise bis zu 60 Zentimeter hoch. Der Flughafen und die S-Bahn stellten den Betrieb zunächst bis Sonntagmittag komplett ein, die Eisenbahngesellschaft Renfe strich viele Verbindungen. In zahlreichen Häusern und Wohnungen gefror das Wasser in den Leitungen, Strom und Heizung fielen aus. Die ohnehin nur schleppend gestartete Corona-Impfkampagne wurde zusätzlich behindert.

Vier Tote nach heftigen Schneefällen in Spanien

Auf den Ringautobahnen und Landstraßen der Hauptstadtregion hielt der Schnee mehr als 1500 Menschen in Autos, Bussen und Lastwagen fest. Bei Temperaturen von bis zu fünf Grad minus wurden einige Menschen erst am späten Samstagabend nach mehr als 24 Stunden befreit – wie etwa die 58-jährige Giovanna Alfaro. „Ich hatte zum Glück genug Benzin und konnte immer wieder die Heizung meines Wagens anmachen. Bei einigen war der Tank bald leer“, erzählte sie der Zeitung „El País“. Sie habe gesehen, wie vor ihr ein Mann mit Unterkühlung und eine Familie mit vielen Kindern in Sicherheit gebracht worden seien.

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Auf den Bäumen wurden die Schneemassen teilweise so schwer, dass sie abknickten und auf Autos fielen.

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dpa/EUROPA PRESS

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Das Schneechaos forderte sogar Todesopfer. In Zarzalejo im Nordwesten der Region Madrid wurde ein 54-Jähriger tot geborgen, dessen Auto Schneemassen begraben hatten. Ein Obdachloser erfror in einem Park von Madrid. In Fuengirola in der südlichen Provinz Málaga starben ein Mann und eine Frau, als ihr Fahrzeug bei Überschwemmungen von Wassermassen mitgerissen wurde.

Madrid: Menschen in der spanischen Hauptstadt mit Langlaufskiern und Schlitten unterwegs

Trotz der Warnung der Behörden, dass sich auf Dächern liegende Schneemassen wegen der in den nächsten Tagen weiter sinkenden Temperaturen in schwere, gefährliche Eisblöcke verwandeln könnten, gingen tausende „Madrileños“ in der Stadt und den umliegenden Gemeinden der Hauptstadtregion auf die nahezu autoleeren Straßen, um sich Schneeballschlachten zu liefern oder staunend spazieren zu gehen – teils mit Langlaufskiern oder Schlitten. Ein Mann ließ sich von fünf Huskys ziehen und wurde zum Internet-Hit.

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Viele andere litten aber in Madrid unter dem Chaos – und nicht nur in der Hauptstadt. Auch die Nachbarregion Kastilien-La Mancha war vom Schneesturm schwer betroffen. In Regionen ohne Schnee brachte das Tief im Zusammenspiel mit anderen Wetterphänomenen Unwetter, starke Windböen, Dauerregen und hohe Wellen. Im ganzen Land wurden am Samstag rund 400 Autobahnen, Land- und andere Straßen gesperrt. Fußballspiele wurden abgesagt. Am Sonntag besserte sich die Lage. Aber noch in vier der insgesamt 50 Provinzen galt höchste Alarmstufe.

Minus 35,8 Grad: Kälte-Rekord in Spanien

„Filomena“ sorgte auch für einen Rekord: In Vega de Liordes in der Provinz León – rund 400 Kilometer nördlich von Madrid – wurde schon am Donnerstag mit minus 35,8 Grad laut Meteorologen die tiefste Temperatur verzeichnet, die jemals in Spanien gemessen wurde.

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Seit 50 Jahren hatte man in Madrid nicht mehr solche Schneemassen gesehen.

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dpa/XinHua

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Doch es gab auch ein tröstliches Ereignis: Die kleine Clara kam im dichten Schneetreiben auf einer Madrider Autobahn zur Welt. Eine „wundersame Geburt“, jubelte ein TV-Reporter. Die Mutter (34) und ihr Mann hatten sich in der Nacht zum Samstag verzweifelt ins Auto gesetzt, um ins Krankenhaus zu fahren, weil der bestellte Krankenwagen auch nach mehreren Stunden nicht kam. Der spanische Notfalldienst brachte das glückliche Trio sicher ins Krankenhaus.

Winterchaos auch in Italien

Wegen des Wintereinbruchs kam es am Wochenende auch in Italien zum Chaos: Kräftige Schneefälle bescherten der Feuerwehr zahlreiche Einsätze. Vor allem im Norden des Landes mussten die Rettungskräfte Straßen freiräumen und liegengebliebene Fahrzeuge wieder flottmachen, wie die Feuerwehr mitteilte. Der Schnee lastete auch auf den Dächern vieler verschneiter Orte in den Regionen Emilia Romagna und Lombardei.

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Im Dorf Sappada in der nordöstlichen Region Friaul-Julisch Venetien nahe der österreichischen Grenze mussten die Feuerwehrleute eine Kirche erklimmen, um die Schneemassen vom Dach des Gotteshauses zu schaufeln. Die Feuerwehr meldete insgesamt rund 200 Schnee-Einsätze aus den Regionen. (prei/dpa)

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