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Weizsäcker-Prozess: Angeklagter bricht Schweigen – sein Geständnis schockiert

Berlin –

Während eines Vortrags von Fritz von Weizsäcker sprang Gregor S. auf und rammte dem Mediziner ein Messer in die linke Seite des Halses. Zu Beginn des Prozesses schwieg der Angeklagte, doch am zweiten Prozesstag am Dienstag in Berlin brach er sein Schweigen – und schockierte mit eiskalter Aussage.

Bei dem Messer-Angriff am 19. November in der Berliner Schlosspark-Klinik durchtrennte der Angeklagte die Luftröhre, Halsarterie und die Halsvene des Arztes, Weizsäcker starb sofort. Nun ergriff Gregor S. (57) vor Gericht das Wort: „Ich bin froh, dass er tot ist. Für mich war es notwendig“, erzählt er. „Die Sache ist für mich erledigt. Mehr Leid kann ich denen gar nicht zufügen, als ich gemacht habe.“

Sein Motiv für den Mord an Weizsäcker: Der Vietnamkrieg

Gregor S. handelte aus „Hass auf die Familie Weizsäcker“, so die Staatsanwältin am ersten Prozesstag. Dieser Hass hat jedoch eine lange zurückliegende Ursache: Den Vietnamkrieg. Bereits nach seiner Festnahme erzählte S. den Polizeibeamten, dass er sich mit dem vietnamesischen Volk verbunden fühle, auch wenn er keine weitere Verbindung zu dem Land habe und es auch nie besuchte, so berichtet die „Bild“.

Er sei vom Vietnamkrieg traumatisiert, erklärt Gregor S. am Dienstag vor Gericht die Umstände seiner Tat: „Sie erklären mich kurzerhand für geisteskrank, um mich mundtot zu machen. Ich bin nicht krank. Ich bin traumatisiert von dem, was in Vietnam passierte, ohne direkt davon betroffen zu sein“.

30 Jahre Hass: Angeklagter plante Mord an Richard von Weizsäcker

Doch eigentlich richtete sich sein Wunsch nach Rache nicht gegen Fritz von Weizsäcker, sondern gegen dessen Vater Richard. Der frühere Bundespräsident habe in den 60er-Jahren als Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens gearbeitet, das an der Herstellung eines tödlichen Kampfmittels im Vietnamkrieg beteiligt gewesen sei. Bereits vor 30 Jahren plante der Angeklagte daher den Mord an dem Ex-Bundespräsidenten, der bereits 2015 eines natürlichen Todes starb: „Den eigentlichen Adressaten habe ich zwar verfehlt, aber es hat mir Entlastung gebracht. Mir geht es gut“, so der Angeklagte.

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Für den Mord reiste S. von Andernach (Rheinland-Pfalz) extra nach Berlin – im Internet hatte er von dem bevorstehenden Vortrag des Mediziners Weizsäcker gelesen und wusste so, wo er diesen antreffen konnte. Die Tatwaffe, ein Klapp-Messer, kaufte er sich auf dem Weg, auf dem Klinikgelände zerstörte er vorher noch seinen Laptop.

Polizist sei „nur im Weg“ gewesen

Der Polizist Ferrid B. (33), der Weizsäcker zu Hilfe eilte und S. überwältigte, wurde von diesem schwer verletzt. Er trat am Dienstag als Nebenkläger im Gericht auf. „Den Polizisten wollte ich nicht töten“, so der Angeklagte, „der war nur im Weg.“

Vor Gericht gab der Angeklagte an, dass er vor dem Mord noch beim Friseur gewesen sei und sich Rasierzeug gekauft habe „um einen halbwegs vernünftigen Eindruck zu machen“ – das Gericht muss nun prüfen, ob der Angeklagte Gregor S. überhaupt schuldfähig sei. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er die Tat unter dem Einfluss einer psychischen Erkrankung beging. (vd)

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