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  • Zwei Männer in Schutzanzügen transportieren den Sarg mit dem Leichnam eines Corona-Opfers. 
  • Foto: picture alliance/dpa/AP

Während Europa aufatmet: In Argentinien explodieren jetzt die Corona-Zahlen

Buenos Aires –

Er wollte es besser machen als Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, der sein Land in die große Corona-Katastrophe taumeln ließ. Doch nun scheitert auch Argentiniens Staatschef Alberto Fernández im Kampf gegen das Virus. Die Neuinfektionen explodieren, die Krankenhäuser sind überlastet, die Impfkampagne lahmt. Inzwischen herrscht wieder ein strenger Lockdown – die Wirtschaft ist am Boden, viele Menschen hungern.

„Wir durchleben gerade den schlimmsten Moment der Pandemie“, erklärte Präsident Fernández vor wenigen Tagen. Seit Samstag ist die Hauptstadt Buenos Aires im Rahmen des Lockdowns quasi abgeriegelt, die Menschen dürfen sich nur noch im engen Umkreis ihres Wohnortes bewegen – Schulen, Restaurants, Cafés und Fitnessstudios sind geschlossen.

Pandemie: Argentinien erneut im harten Lockdown

Argentinien verzeichnet seit Beginn der Pandemie rund 3,56 Millionen Corona-Fälle, hat 74.480 Tote zu beklagen – auf deutsche Verhältnisse umgerechnet wären das rund 140.000 Corona-Tote. Zum Vergleich: Deutschland steht derzeit bei 87.461 Covid-19-Todesfällen. Die Zahl der Neuinfektionen (Stand 25. Mai) in Argentinien liegt bei mehr als 226.000, die Inzidenz bei dramatischen 505 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

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Die rasche Verbreitung des Virus ist dabei vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zum einen grassieren in Argentinien die ansteckenderen Virusvarianten, zum anderen ist das Gesundheitssystem des Landes chronisch unterfinanziert und längst an seine Grenzen gekommen.

Wirtschaftskrise: Armut in Argentinien angestiegen

Hinzu kommt der Zusammenbruch der Wirtschaft und eine Armutsrate, die extrem angestiegen ist: In Argentinien lebt mittlerweile fast die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Die Schlangen der Hungernden vor den Suppenküchen werden immer länger.

In Argentinien, wie auch in anderen Ländern Südamerikas, haben viele Menschen keinen festen Arbeitsvertrag. Sie arbeiten oft als Strandverkäufer, Putzhilfen oder auch schwarz auf dem Bau. Wer nicht zur Arbeit erscheint, bekommt kein Geld und hat folglich kein Essen auf dem Tisch – Arbeit im Homeoffice ist hier für viele nur ein Traum.

Impf-Rückstand: Totengräber drohen mit Streik

Der erneute Lockdown, auch wenn er mit Blick auf die Pandemie sinnvoll ist, dürfte die Wirtschaftskrise noch verschlimmern: Das öffentliche Leben ist weitgehend lahmgelegt und wirtschaftliche Aktivitäten werden zum Großteil ausgesetzt. Nur Geschäfte, die lebenswichtige Produkte verkaufen, dürfen offen bleiben, berichtet „Tagesschau.de“. Zwischen 18 Uhr und 6 Uhr gilt eine Ausgangssperre.

Neben den Maßnahmen soll die Corona-Lage durch Impfungen unter Kontrolle gebracht werden – doch auch hier hakt es. Argentiniens Präsident setzt vor allem auf den russischen Impfstoff Sputnik V, doch die Russen können derzeit nicht pünktlich liefern.

Laut dem Portal „Infobae“ warten derzeit sechs Millionen Argentinier auf die zweite Dosis. Die meisten Menschen wurden jedoch noch gar nicht geimpft. Zu ihnen gehören auch die Totengräber, die nun mit Streik drohen. „Wir haben Angst und deshalb wollen wir den Impfstoff für alle“, sagt Totengräber Emerto Fabian Aguirre den Journalisten von „ZDF Heute“. „Wir hätten gerne noch ein paar Jahre zu leben.“ 

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