Uni stellt Virologen Kekulé „vorläufig“ frei: War der Professor zu oft im TV?
Die Pandemie hat ihn bekannt gemacht: Virologe Alexander Kekulé (63) erklärt in Talkshows, Interviews und in seinem Podcast regelmäßig die aktuelle Corona-Lage. In der Medienwelt wird er geschätzt. Ganz anders sieht es jedoch an seinem Arbeitsplatz aus: Die Universität Halle hat ihn nun vorläufig vor die Tür gesetzt.
Der Rektor der Uni, Christian Tietje, hat eine „vorläufige Dienstenthebung“ für den Virologen Alexander Kekulé ausgesprochen. Hintergrund sei ein Disziplinarverfahren, bei dem es auch um die Unterrichtsverpflichtungen des Professors geht. Eine Sprecherin der Hochschule wollte den Fall nicht näher kommentieren. Kekulé kündigte rechtliche Schritte an. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ) berichtete zuerst.
Virologe Kekulé soll Forschung vernachlässigt haben
Die Pandemie hat ihn bekannt gemacht: Virologe Alexander Kekulé (63) erklärt in Talkshows, Interviews und in seinem Podcast regelmäßig die aktuelle Corona-Lage. In der Medienwelt wird er geschätzt. Ganz anders sieht es jedoch an seinem Arbeitsplatz aus: Die Universität Halle hat ihn nun vorläufig vor die Tür gesetzt.
Der Rektor der Uni, Christian Tietje, hat eine „vorläufige Dienstenthebung“ für den Virologen Alexander Kekulé ausgesprochen. Hintergrund sei ein Disziplinarverfahren, bei dem es auch um die Unterrichtsverpflichtungen des Professors geht. Eine Sprecherin der Hochschule wollte den Fall nicht näher kommentieren. Kekulé kündigte rechtliche Schritte an. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ) berichtete zuerst.
Virologe Kekulé soll Forschung vernachlässigt haben
Alexander Kekulé wurde vor mehr als 20 Jahren als Professor an die Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) berufen. Er ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum. Seine Aufgaben: Lehren und Forschen.
Doch genau hier soll das Problem liegen: Kekulé ist zwar in der Medienlandschaft allgegenwärtig, doch an seinem Arbeitsplatz wohl eher ein Gast – und kein sehr beliebter.
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Er hat etliche Kritiker an seiner Fakultät. Sie werfen ihm vor, dass er seine Forschung und Lehre nicht ernst genug nähme und kaum anwesend sei. So äußerte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Michael Gekle, gegenüber dem „Spiegel“, die Forschungstätigkeit von Kekulés Institut sei „äußerst gering“. Und der Professor für Molekulare Zellbiologie in Halle, Stefan Hüttelmaier, kritisiert: „Kekulé füllt den Lehrstuhl nicht ausreichend aus.“
Dekan der Fakultät: „Eine der unglücklichsten Berufungen“
Der frühere Direktor der Universität Halle, Wolfgang Fleig, gehörte 1999 zu der Berufungskommission, die Kekulé nach Halle holte. Mittlerweile bereut Fleig die Entscheidung: „Aus meiner Sicht war das eine der unglücklichsten Berufungen, die man machen konnte, weil Herr Kekulé im Wesentlichen nicht präsent war.“
Der Virologe weist die Kritik entschieden zurück. Er arbeite 60 Stunden in der Woche für den Lehrstuhl, meist sei er dafür in Halle. „Ich habe nach meiner Erinnerung in über 20 Jahren noch nie einen dienstlichen Termin in Halle abgesagt, weil ich nicht in der Stadt gewesen wäre“, sagt er dem „Spiegel“.
Kekulé sieht die Uni als Schuldigen in dem seit Jahren köchelnden Streit, der nun eskaliert ist. Man habe ihm damals bei seiner Berufung Versprechungen gemacht, die noch immer nicht erfüllt seien: „Es gibt natürlich Spannungen, weil ich die Zurverfügungstellung einer Minimalausstattung fordere und die Fakultät die Mittel lieber unter sich verteilt.“
Alexander Kekulé sieht Uni Halle in der Schuld
Zudem bekomme er viel zu wenig Geld, klagt er – vor allem wenn man beachte, dass er ein international anerkannter Mikrobiologe sei. Andere Professoren würden wesentlich mehr bekommen. Kekulé zog deswegen bereits vor Gericht, verlor jedoch. Seine Klage wurde zu großen Teilen abgewiesen, er musste 75 Prozent der Verfahrenskosten zahlen. Was ihn trösten dürfte: Seine zahlreichen Auftritte im Fernsehen und seine veröffentlichten Texte in Zeitungen dürften sein Honorar erheblich aufbessern.
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Wird der Virologe zu Unrecht beschuldigt, Forschung und Lehre zu vernachlässigen? Seiner Meinung nach: Ja. Doch Kollegen anderer Unis sehen sein wissenschaftliches Schaffen ebenfalls kritisch.
Berhard Fleckenstein, langjähriger Leiter des Instituts für Klinische und Molekulare Virologie der Uni Erlangen-Nürnberg, sagt: „Unsere Fachgesellschaft ist leistungsorientiert und Herr Kekulé hat in den zwei Jahrzehnten seit seiner Berufung (…) keine ernsthaften wissenschaftlichen Leistungen im Fach veröffentlicht. Er gibt leider das traurige Bild einer Fehlberufung auf einen universitären Lehrstuhl ab.“ Und auch Virologe Christian Drosten kritisierte seinen Kollegen im Mai auf Twitter, nachdem dieser einen Fachartikel kommentierte: „Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erst mal etwas publizieren.“