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Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité
  • Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité
  • Foto: dpa

Drosten vermutet: Grausame Praxis schuld an Pandemie

Ihnen wird bei lebendigem Leib das Fell vom Körper gezogen: Schleichkatzen und Marderhunde sind in China wichtige Rohstofflieferanten der Pelzindustrie. Der Virologe Christian Drosten vermutet, dass ihre Todesschreie die Corona-Pandemie ausgelöst haben.

Seit rund eineinhalb Jahren wütet Sars-CoV-2 weltweit – doch noch immer ist unklar, wo die Pandemie ihren Anfang nahm. Als gesichert gilt, dass das Virus von Tieren auf den Mensch übersprang – aber wie genau? Christian Drosten glaubt, dass der Ursprung in der chinesischen Pelzindustrie liegt. Zwar habe er dafür bislang „keinerlei Belege“, aber das sei hauptsächlich auf fehlende Nachforschungen in China zurückzuführen, so der 48-Jährige.

„Die Tiere stoßen Todesschreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande“

Er verweist bei seiner nun im Schweizer Online-Magazin „Republik“ geäußerten Hypothese auf das bereits bekannte Virus Sars-1, dessen Herkunft „klar belegt“ sei. Sars-CoV-2 sei „ein Virus der gleichen Spezies“ und „Viren der gleichen Spezies machen die gleichen Sachen und haben häufig die gleiche Herkunft“, so Drosten. Bei Sars-1 seien die Übergangswirte Marderhunde und Schleichkatzen gewesen. „Das ist gesichert.“ Das Virus hatte sich 2002 und 2003 nach einer Übertragung auf den Menschen von China ausgehend über die ganze Welt ausgebreitet, rund 800 Menschen starben

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Der Ende 2019 erstmals nachgewiesene Erreger Sars-CoV-2 ist mit dem damaligen Virus sehr eng verwandt. Und nach wie vor würden in China Marderhunde im großen Stil in der Pelzindustrie verwendet, erklärte Drosten. Dabei würden immer wieder auch wilde Marderhunde in die Zuchtbetriebe gebracht, die zuvor Fledermäuse – die als wahrscheinlichster Ursprung von Sars-CoV-2 gelten – gefressen haben können. „Marderhunden und Schleichkatzen wird lebendig das Fell über die Ohren gezogen“, so der Virologe. „Die stoßen Todesschreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande. Dabei kann sich dann der Mensch mit dem Virus anstecken.“

Pelztier-Hypothese gibt es schon länger

Drostens Hypothese ist indes nicht neu: Schon im April 2020 sagte er zum britischen „Guardian“, es gebe „keinen Grund anzunehmen, dass das Virus über Schuppentiere auf den Menschen gesprungen ist“. Eine „interessante Stelle in alter Literatur zum Sars-Virus“ lege jedoch nahe, dass Schleichkatzen und Marderhunde an der Ausbreitung beteiligt waren. Wenn es darum ginge, den Ursprung des Zwischenwirts zu finden, „dann würde ich mit der Suche dort anfangen, wo Marderhunde gezüchtet werden“, sagte Drosten schon damals.

Bloß: Das tat offenbar niemand. Es gebe bis jetzt überhaupt keine Studien in diesem Bereich, zumindest seien keine öffentlich geworden, so Drosten. „2003 und 2004 gab es große Studien, die in China gemacht wurden und die für Sars-1 die Verbindung zu Marderhunden und Schleichkatzen belegten.“ Diesmal jedoch nicht.

Drosten hält Labor-Theorie für unwahrscheinlich

Was dagegen untersucht wurde: Ob das Virus versehentlich oder absichtlich im Labor erzeugt wurde. Laut Drosten liege das zwar rein technisch betrachtet im Rahmen des Möglichen, aber: „Wenn jemand auf diese Weise Sars-2 entwickelt hätte, dann würde ich sagen, der hat das ziemlich umständlich gemacht.“ Mit dem ersten Sars-Virus als Grundlage hätte man zu Forschungszwecken am ehesten nur ganz bestimmte Bereiche verändert – Sars-CoV-2 aber sei voller Abweichungen zum ersten Virus.

Auch Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten nach einem Besuch in China einen Laborunfall als Ursprung der Pandemie als „extrem unwahrscheinlich“ bezeichnet. Allerdings gab es aus mehreren Ländern Klagen über unzureichenden Zugang für das WHO-Team und unvollständige chinesische Daten.

Aber: Auch im Bericht der WHO werden Marderhunde und andere kleine Raubtiere als mögliche Zwischenwirte genannt.

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