• So verwaist war der Hamburger Hauptbahnhof im März während des ersten Lockdowns. 
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Verschärfte Corona-Maßnahmen: Die letzten Waffen gegen das Virus – was bringen sie?

Die Corona-Zahlen sind weiterhin hoch und die beiden neuen, ansteckenderen Virusmutationen machen der Politik Sorgen. Schon am nächsten Dienstag findet deshalb der nächste, vorgezogene Corona-Gipfel statt, bei dem über weitere Verschärfungen des Lockdowns beraten wird. Doch mit welchen Maßnahmen könnte der Lockdown überhaupt noch verschärft werden? Und was haben die Regeln dort gebracht, wo sie bereits gelten – zum Beispiel in anderen Ländern?

Allgemeine Ausgangssperre

Zeitlich begrenzte Ausgangsbeschränkungen wurden an verschiedenen Orten Deutschlands und in benachbarten Ländern wie Frankreich umgesetzt. Ein besonderes Modell gibt es in Griechenland: Seit Anfang November befindet sich das Land in einem strengen Lockdown. Für den Arbeitsweg gibt es eine Bescheinigung des Arbeitgebers. Ansonsten darf man das Haus nur verlassen, wenn man zuvor eine SMS an den Zivilschutz gesendet hat – die Polizei kontrolliert. Auch innergriechische Reisen ohne triftigen Grund sind verboten. In Griechenland zeigt der harte Lockdown Wirkung.

Nächtliche Ausgangssperre in Griechenland

Ein Polizist kontrolliert die Papiere einer Passagierin in Griechenland. Hier gilt auch eine nächtliche Ausgangssperre.

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dpa/Xinhua

Schulen und Kitas komplett schließen 

Je nach Bundesland sind Schulen bereits geschlossen oder die Anwesenheitspflicht ist ausgesetzt. Doch das ginge noch strenger: In den Niederlanden sind Schulen und Kitas seit Mitte Dezember geschlossen und Schüler werden mit nur wenigen Ausnahmen digital unterrichtet. Die Rolle der Schulen bei der Verbreitung des Virus wird seit Monaten diskutiert. In den Niederlanden gehen die Corona-Zahlen bislang nicht zurück, daher wurde der Lockdown verlängert – vielleicht werden Grundschulen und Kitas vorher wieder geöffnet. Laut Epidemiologe Timo Ulrichs sind Schulschließung bei hohen Infektionszahlen aber sinnvoll: „Sie sind zwar keine Treiber der Pandemie, aber sie können sehr stark betroffen sein und dazu beitragen, dass sich das Virus noch weiter ausbreitet.“

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Bundesweite FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Raum

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) macht es vor: Ab Montag gilt in dem Bundesland eine FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und Nahverkehr. Diese Regelung könnte auch bundesweit ausgedehnt werden. Die FFP2-Masken können auch den Träger der Maske vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen. Offen bleibt jedoch, wie diese Maßnahme in allen Bundesländern umgesetzt werden sollte.

Schließung aller Läden – auch die des täglichen Bedarfs

Schon jetzt sind fast alle Läden in Deutschland geschlossen. Doch wie die „Welt“ berichtet, hat im Libanon gerade ein extrem harter Lockdown begonnen: Elf Tage lang schließen sogar die Supermärkte, können ihre Kunden aber beliefern. Laut der „Welt“ hat das zu Hamsterkäufen und Gedränge in Läden kurz vor dem Lockdown geführt. Wie sich der harte Lockdown auswirkt, bleibt abzuwarten.

Libanon im Lockdown

Der Libanon befindet sich zurzeit im bereits dritten landesweiten Lockdown.

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dpa/XinHua

„Support Bubbles“: Kontaktbeschränkungen auf eine festgelegte Person

In Deutschland gibt es bereits strenge Kontaktbeschränkungen, die sich nach der Anzahl der Personen richten. In England gibt es „Support“ und „Childcare Bubbles“, die aus wenigen, exklusiven Kontaktpersonen bestehen und offiziell als ein Haushalt gezählt werden. Allerdings bleiben die Corona-Zahlen in England trotzdem auf sehr hohem Niveau – nicht zuletzt wegen der ansteckenderen Virusmutation, die dort besonders verbreitet ist.

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Grenzkontrollen- oder schließungen

Für Einreisende aus Corona-Risikogebieten gelten bereits Test- und Quarantänepflichten, trotzdem könnten noch umfassendere Kontrollen oder gar Grenzschließungen beschlossen werden. Auch eine strikte Abriegelung von besonders stark betroffenen Gebieten innerhalb Deutschlands, wie es beispielsweise in Spanien praktiziert wurde, ist denkbar – schon jetzt bestehen Regelungen zur Einschränkung des Bewegungsradius. In Neuseeland sind die Grenzen seit Mitte März für Ausländer sogar ganz geschlossen. Auch nach Australien dürfen kaum Touristen einreisen und die inneraustralischen Grenzen waren zeitweise dicht. Beide Länder sind vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen.

Home-Office-Pflicht für alle Büro-Jobs

Schon häufig haben Politiker an die Wirtschaft für mehr Homeoffice appelliert – folgen nun verbindliche Vorschriften? Der Bundesgeschäftsführer des „Bundesverbands mittelständische Wirtschaft“, Markus Jerger, sagte hingegen, dass ein Homeoffice-Gebot ein schwerwiegender Eingriff in die betriebliche und unternehmerische Autonomie sei und eine Vielzahl arbeitsrechtlicher, gesundheitsrechtlicher und organisatorischer Probleme aufwerfen würde.

Betretungsverbote in Altenheimen ohne negativen Schnelltest 

In Schweden gab es über sechs Monate ein Besuchsverbot in den Altenheimen – eine der wenigen Einschränkungen im „Schwedischen Sonderweg“. Trotzdem machen Menschen ab 70 den Großteil der an oder mit Covid-19 Verstorbenen aus. In Schweden kann das Besuchsverbot derzeit auf lokaler Ebene fortgeführt werden. In Deutschland könnten verpflichtende Corona-Schnelltests bundesweit und vor jedem Dienstbeginn des Personals und Besuchen die Bewohner schützen.

Schnelltests

Mit Schnelltests vor dem Betreten von Altenheimen könnten die Bewohner geschützt werden.

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dpa

Weniger Passagiere im ÖPNV

Die „Bild“ hatte berichtet, dass das Kanzleramt über die Einstellung des ÖPNVs nachdenke, dies wurde von Regierungssprecher Steffen Seibert später dementiert. Eine Entlastung des ÖPNV könnte jedoch durch Platzreservierungen oder die Reduzierung der zugelassenen Passagieranzahl erreicht werden – das forderten auch die Grünen aus Schleswig-Holstein am Freitag. Auch durch mehr Homeoffice könnte der ÖPNV entlastet werden.

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Welche konkreten Maßnahmen am Dienstag beschlossen werden, bleibt abzuwarten. Nach RKI-Präsident Lothar Wieler gibt es jedoch in fast allen Bereichen „Luft nach oben“. Insgesamt müssten die Bürger verantwortungsvoller werden – und sich auch an bereits bestehende Maßnahmen halten. „Das ist, als ob Sie im Regen stehen, den Schirm nicht aufspannen“, sagt Wieler „und dann hinterher sagen, der Schirm funktioniert nicht.“

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