Viele Mutationen: Wie gefährlich ist die Corona-Variante aus Südafrika?
Ausgerechnet mitten in die vierte Welle platzt die Meldung einer neuen Corona-Variante aus Südafrika. Wegen ungewöhnlich vieler Mutationen könnte diese noch ansteckender sein und für mehr Impfdurchbrüche sorgen. Wissenschaftler zeigen sich besorgt. Am Freitag wurde auch ein erster Fall in Europa gemeldet. Einige Länder reagieren bereits mit Reisebeschränkungen – auch Deutschland.
Bisher grassiert die Delta-Variante des Coronavirus in Europa und bringt die Gesundheitssysteme einiger Länder bereits an ihre Grenzen. Jetzt verbreitet sich in Südafrika eine neue Variante mit ungewöhnlich vielen Mutationen. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529, die erstmals am 11. November in Südafrika entdeckt wurde, wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.
Neue Corona-Variante: 22 Fälle in Südafrika, ein Infizierter in Israel
- Deutsch (Deutschland)
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Ausgerechnet mitten in die vierte Welle platzt die Meldung einer neuen Corona-Variante aus Südafrika. Wegen ungewöhnlich vieler Mutationen könnte diese noch ansteckender sein und für mehr Impfdurchbrüche sorgen. Wissenschaftler zeigen sich besorgt. Am Freitag wurde auch ein erster Fall in Europa gemeldet. Einige Länder reagieren bereits mit Reisebeschränkungen – auch Deutschland.
Bisher grassiert die Delta-Variante des Coronavirus in Europa und bringt die Gesundheitssysteme einiger Länder bereits an ihre Grenzen. Jetzt verbreitet sich in Südafrika eine neue Variante mit ungewöhnlich vielen Mutationen. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529, die erstmals am 11. November in Südafrika entdeckt wurde, wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.
Neue Corona-Variante: 22 Fälle in Südafrika, ein Infizierter in Israel
Laut dem südafrikanischen Institut für ansteckende Krankheiten NICD waren bis Donnerstag 22 Fälle der neuen Variante nachgewiesen. Auch in Israel wurde nach offiziellen Angaben eine Person identifiziert. Zwei weitere Personen seien Verdachtsfälle, die noch auf ihre Testergebnisse warteten, teilte das Gesundheitsministerium mit. Am Freitag wurde auch in Belgien ein erster Fall mit der neuen Corona-Variante gemeldet.
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Wie gefährlich die neue Variante tatsächlich ist, ist bislang noch unklar. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte sie am Freitagabend als „besorgniserregend“ ein. Diese Klassifizierung ist laut WHO-Definition ein Signal, dass eine Variante ansteckender ist oder zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Außerdem besteht bei „besorgniserregenden Variante“ die Gefahr, dass herkömmliche Impfungen, Medikamente oder Corona-Maßnahmen weniger wirksam sind. Nach Ansicht des britischen Experten James Naismith, Professor für Strukturbiologie an der Universität Oxford, sind die derzeit verfügbaren Corona-Impfstoffe „fast sicher“ weniger effektiv gegen die neue Variante.
Biontech: Impfstoff lässt sich schnell an neue Variante anpassen
Auch die Experten vom Impfstoffhersteller Biontech vermuten, dass es sich um eine „Escapevariante“ handeln könnte, der Impfschutz also deutlich umgangen werden kann. Biontech teilte am Freitag mit, dass man mit Untersuchungen begonnen habe. Innerhalb von zwei Wochen sollen Ergebnisse vorliegen. Biontech kündigte an, dass man innerhalb von sechs Wochen eine Anpassung des Impfstoffes vornehmen könnte. Die nötigen Vorkehrungen habe man gemeinsam mit Pfizer bereits vor Monaten getroffen.
Ob sie auch leichter übertragbar sei, könne anhand der vorliegenden Daten bislang noch nicht mit Sicherheit gesagt werden erklärte Naismith von der Uni Oxford in der Radiosendung „BBC 4 Today“. „Wir vermuten das und es gibt einige frühe Daten“, so Naismith. Sollte sich eine leichtere Übertragbarkeit bestätigen, sei es unvermeidlich, dass die Variante auch nach Großbritannien gelange, so der Experte weiter.
Expertin über Mutation: „Die besorgniserregendste, die wir je gesehen haben“
Die Wissenschaftlerin Susan Hopkins vom Imperial College in London bezeichnete die neue Variante als „die besorgniserregendste, die wir je gesehen haben“. Die in Südafrika bislang festgestellte Übertragungsrate (R-Wert) liege bei 2. Das ähnele den Werten zu Beginn der Pandemie, so Hopkins im BBC-Radio. Noch seien mehr Daten notwendig, um zu einer abschließenden Bewertung zu kommen.
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Fakt ist: Die neue Corona-Variante hat Mutationen an mehreren entscheidenden Stellen des Virus. „Insbesondere in diesem Spike-Protein“, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Freitag. Das Spike-Protein ist der Teil des Virus, mit dem es sich an menschliche Zellen bindet. Gegen das Spike-Protein sind auch viele Impfstoffe gerichtet. Laut Wieler gibt es einige Mutationen an Stellen, an die neutralisierende und therapeutische Antikörper binden.
Noch keine Fälle in Deutschland und Europa bekannt
Zudem habe B.1.1.529 Mutationen in der Nähe der sogenannte Furin Cleavage Site, die eine Rolle bei der Aufnahme des Virus in menschliche Zellen spielt. „Das spricht dafür, dass es eine erhöhte Transmission sein könnte.“ Zwar müsse man noch untersuchen, ob die steigenden Fallzahlen in Südafrika wirklich mit diesem Virustyp zusammenhängen, aber: „Wir sind tatsächlich in sehr großer Sorge“. Er hoffe sehr, dass die Ausbreitung der Variante stringent durch Reisebeschränkungen begrenzt werde. In Deutschland ist die Variante laut Wieler bislang nicht nachgewiesen.
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Am Freitag teilte Gesundheitsminister Jens Spahn mit, dass Südafrika zum Virusvariantengebiet erklärt wird. Die Regelung trete in der Nacht zum Samstag in Kraft, Fluggesellschaften dürften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. Gegebenenfalls seien auch Nachbarländer Südafrikas betroffen. Er forderte zudem alle Menschen, die in den vergangenen Tagen aus Südafrika und der Region nach Deutschland gekommen sind, dazu auf, sich mit einem PCR-Test sicherheitshalber auf das Virus testen zu lassen.
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Obwohl die UN-Gesundheitsorganisation WHO bislang keine Reisebeschränkungen empfiehlt, wurden sie in einigen Ländern bereits verhängt. Israel reagierte bereits am Donnerstag und stufte mehrere afrikanische Länder als „rote Länder“ ein. Andere Länder wie Österreich, Italien, Malta, Großbritannien, die Niederlande, Tschechien, Frankreich und Belgien zogen nach und schränkten Einreisen aus dem südlichen Afrika ein. (jek)