Penny Preise Lebensmittel
  • Eine Woche lang steigert Penny die Preise für neun Produkte.
  • Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Um 94 Prozent teurer: Das steckt hinter der Preis-Explosion bei Penny

Wiener Würstchen für 6 statt für 3 Euro und Mozzarella zum Preis von 1,55 Euro statt 89 Cent: Discounter-Riese Penny sorgt ab heute für einen Preisschock – aus gutem Grund. Für neun seiner 3000 Produkte kassiert das Unternehmen ab heute die „wahren Preise“, sprich: Sie sind dann so teuer, wie sie immer sein müssten, rechnet man die Folgen der Produktion für Umwelt und Gesundheit ein.

Es ist ein gewaltiger Preisaufschlag, den Penny ab heute eine Woche lang für die Produkte verlangt – rund 94 Prozent mehr müssen die Kund:innen hinlegen. Berechnet wurden die „wahren Preise“, bei denen neben den üblichen Herstellungskosten auch die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf Boden, Klima, Wasser und Gesundheit einbezogen wurden, von Wissenschaftler:innen der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald.

Um 94 Prozent teurer: Darum gibt’s bei Penny jetzt die Preis-Explosion

„Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir so tun, als hätte die heutige Lebensmittelproduktion keine versteckten Umweltfolgekosten“, sagt Wissenschaftlerin Amelie Michalke. Diese Kosten spiegelten sich zwar nicht im Ladenpreis wider, doch fielen sie der Allgemeinheit und künftigen Generationen zur Last.

Die Berücksichtigung dieser versteckten Kosten erhöht den Preis immens. Die 300-Gramm-Packung Maasdamer Käse etwa verteuert sich dadurch von 2,49 auf 4,84 Euro. Nach den Berechnungen kommen zum „normalen“ Preis noch versteckte Kosten in Höhe von 2,35 Euro: Allein 85 Cent für klimaschädliche Emissionen der Landwirtschaft wie Methan oder CO₂. Außerdem: 76 Cent für Bodenbelastungen durch intensive Landwirtschaft zur Futterproduktion, 63 Cent für Auswirkungen des Pestizideinsatzes und anderer Faktoren auf die Gesundheit der Landwirte. Und noch einmal etwas mehr als 10 Cent für die Belastung des Grundwassers etwa durch Düngemittel.

Doch der Preisaufschlag durch Einbeziehung der versteckten Umweltkosten ist nicht überall gleich: Deutlich geringer – nur 5 Prozent – fällt er bei einem veganen Schnitzel aus. Generell sei der Aufschlag bei rein pflanzlichen Produkten wegen der geringeren Umweltbelastung am niedrigsten, so Umweltökonom Tobias Gaugler. Der Preisaufschlag im Discounter-Regal ist ein gewagter Schritt in Zeiten, in denen viele Haushalte ohnehin unter der Explosion der Lebensmittelkosten leiden. Dem Händler ist das durchaus bewusst, er will aber trotzdem ein Zeichen setzten. „Wir müssen uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln“, sagt Penny-Manager Stefan Görgens. Die Mehreinnahmen will die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette nicht behalten, sondern unter anderem für ein Klimaschutz-Projekt spenden.

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Fragt sich nur, ob die Verbraucher:innen Verständnis für das Experiment haben. Marketing-Experte Martin Fassnacht prognostiziert: „Penny wird aller Voraussicht nach nicht viel von diesen Produkten verkaufen.“ Aber darum gehe es dem Unternehmen auch gar nicht, sondern um Bewusstsein für Nachhaltigkeit und darum, gleichzeitig die eigene Marke aufzuwerten, so Fassnacht. (alp)

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