Ukraine-Krieg: Das hilft gegen die Angst-Spirale
Bilder von verängstigten Menschen in Bunkern und Meldungen über Atomwaffen-Drohungen: Der Ukraine-Krieg macht vielen Menschen auch hier in Hamburg Angst. Die MOPO hat Tipps gesammelt, wie Sie der Angst-Spirale entkommen können.
Warum haben jetzt so viele Menschen hier in Deutschland Angst?
„Die Geschehnisse jetzt sind mitten in Europa, das ist nicht weit weg“, sagt Angelika Erhardt, Leiterin der Ambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie am Max-Planck-Institut in München dazu im „ZEIT“-Interview. „Und Krieg ist ein Thema, welches sicherlich emotional bewegen darf.“ Diffuse Drohungen oder Begriffe wie „dritter Weltkrieg“ lösten Sorgen aus. Bei Menschen, die Krieg bereits selbst erlebt haben, können Traumata hochkommen. Bei jüngeren Menschen entstehe vor allem Unsicherheit – und das gerade in der Pandemie, in die Stressbelastung bei vielen ohnehin deutlich zugenommen hat. Insgesamt seien Ängste und Sorgen in einer solchen Situation aber normal, beruhigt die Psychiaterin. Sie bringen uns dazu, die Situation zu durchdenken und zu bewerten.
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Bilder von verängstigten Menschen in Bunkern und Meldungen über Atomwaffen-Drohungen: Der Ukraine-Krieg macht vielen Menschen auch hier in Hamburg Angst. Die MOPO hat Tipps gesammelt, wie Sie der Angst-Spirale entkommen können.
Warum haben jetzt so viele Menschen hier in Deutschland Angst?
„Die Geschehnisse jetzt sind mitten in Europa, das ist nicht weit weg“, sagt Angelika Erhardt, Leiterin der Ambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie am Max-Planck-Institut in München dazu im „ZEIT“-Interview. „Und Krieg ist ein Thema, welches sicherlich emotional bewegen darf.“ Diffuse Drohungen oder Begriffe wie „dritter Weltkrieg“ lösten Sorgen aus. Bei Menschen, die Krieg bereits selbst erlebt haben, können Traumata hochkommen. Bei jüngeren Menschen entstehe vor allem Unsicherheit – und das gerade in der Pandemie, in die Stressbelastung bei vielen ohnehin deutlich zugenommen hat. Insgesamt seien Ängste und Sorgen in einer solchen Situation aber normal, beruhigt die Psychiaterin. Sie bringen uns dazu, die Situation zu durchdenken und zu bewerten.
Wie gehe ich am besten mit Nachrichten und Sozialen Medien um?
Die Psychotherapeutin Franca Cerutti erklärt im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) die paradoxe Wirkung von Medienkonsum in Krisen: Menschen suchen nach Informationen, um sich Sicherheit zu verschaffen – wir nehmen an, etwas besser kontrollieren zu können, je mehr wir darüber wissen. Tatsächlich aber überfordert uns die Flut an Informationen und verunsichert dadurch noch mehr. Experten empfehlen, sich zwar zu informieren, aber auf wenige, seriöse Kanäle zu beschränken oder auf eine Zeitspanne zu begrenzen.
Wie stoppe ich das Gedankenkarussell?
Laut Cerutti hilft es, diffuse Sorgen in konstruktive Gedanken zu verwandeln und selbst aktiv zu werden. „In unserem Kopf haben wir quasi zwei Kreise. Das eine ist der Sorgen-Kreis und das andere ist der Einfluss-Kreis“, erläutert sie. Im Sorgenkreis sind die Gedanken, die im Konjunktiv stehen, und auf die man keinen Einfluss hat. Im Einflusskreis ist man selbst wirksam. „Das hilft uns raus aus der Hilflosigkeit und zeigt, dass wir unser eigenes Leben beeinflussen können“, sagt sie. Im Fall des Ukraine-Kriegs könnten etwa Mahnwachen oder Demos das Gefühl geben, im Rahmen eigener Möglichkeiten zu handeln. Auch spenden, sonstiges Engagement oder beten kann helfen.
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Wie spreche ich mit meinen Kindern über Krieg?
Eltern wollen ihren Kindern zwar Sicherheit geben, die Dinge sollten aber nicht verharmlost werden, rät Psychologin Elisabeth Raffauf im SWR3. Ein Mittelweg sei es, Distanz herzustellen – also zu betonen, dass sich das Kind keine Sorgen machen muss, weil der Krieg weit weg ist. Die Situation sollte zudem altersgerecht erklärt werden – weder zu viele Details noch zu viel Raum für Fantasie. Kindgerechte Nachrichten zu dem Thema gibt es auf der Internetseite des Kinderkanals KiKa.
Wie kann ich mich beruhigen?
Bei Angst werden Stresshormone ausgeschüttet, das Herz schlägt schneller, Muskeln spannen sich an. Deshalb hilft es, den Körper zu beruhigen. Sport hilft gut beim Abbau von Stress, auch Atemtechniken entspannen. Zudem sollte man aufrechterhalten, was stabilisiert, rät Cerutti. Dazu gehören Routinen und Normalität. Auch mit Freunden und Familie über seine Sorgen zu sprechen, wird von Experten empfohlen.
Hat man doch eine Panikattacke, sollte man sie laut der AOK akzeptieren. Es hilft, sich etwa zu sagen: „Ja, ich habe eine Panikattacke, und das ist völlig in Ordnung“, denn so bringt man Ruhe rein. Auch tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt, denn bei einer Panikattacke atmen wir flacher. Den negativen Gedankengang kann man unterbrechen, indem man mit jemandem spricht, rückwärts zählt oder sich mit einem Gummiband am Handgelenk mit einem leichten Schmerzreiz „aufweckt“.
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An wen kann ich mich wenden?
Brauchen Sie akute Hilfe ist die Telefonseelsorge jederzeit, kostenlos und anonym unter Tel. 0800 111 0 -111/-222 für Sie da. Auch das Hilfetelefon „Mutruf“ hilft bei Panik unter Tel. (04191) 27 49 280.