• Little Richard im Jahr 2005 bei einem Auftritt in Paris
  • Foto: picture alliance/dpa

Trauer um Legende : Rock’n‘ Roll-Pionier Little Richard ist tot

New York –

Little Richard, einer der Pioniere des Rock’n Roll, ist tot. Er starb mit 87 Jahren, wie das Musikmagazin „Rolling Stone“ am Sonnabend unter Berufung auf den Sohn des Musikers berichtete. Sein Sohn bestätigte den Tod inzwischen der „New York Times“.

Zur Ursache war zunächst nichts bekannt. Über seine Gesundheit war nach einer Hüftoperation bereits jahrelang spekuliert worden. Little Richard, 1932 als Richard Penniman geboren, gilt als US-Musik-Legende, die eine ganze Generation begeisterte und zahlreiche andere Musiker inspirierte, darunter auch Rockstars wie Buddy Holly, Jerry Lee Lewis und Elvis Presley. 

Little Richard tot – Rock’n’Roll-Pionier starb mit 87

Wie Chuck Berry oder Fats Domino schuf Little Richard in den 50er Jahren ein neues Musik-Genre. Seine Fans riss er mit Hits wie „Tutti Frutti“, das gleichzeitig seinen Durchbruch bedeutete, und „Long Tall Sally“ sowie seiner wilden Bühnenpräsenz inklusive verrückter Kostümierung und Maske zu Begeisterungsstürmen hin.

Musikerkollege Kelvin Holly trauert um Little Richard

Kelvin Holly, der lange Jahre als Gitarrist mit Richard zusammen arbeitete, bekundete auf Instagram seine Trauer. 

„Ruhe in Frieden, Richard“, schrieb Holly. „Das schmerzt wirklich. Meine Gedanken gehen an all meine Bandmitglieder und Fans auf der Welt. Richard war wahrlich der König!“

Little Richards legendäres „A wop bop a loo lop a lop bam boo“

In die Musikwelt des Rock’n’Roll katapultierte sich Little Richard vor 65 Jahren mit einem einzigen unverständlichen Schrei: „A wop bop a loo lop a lop bam boo“, rief der Musiker 1955 bei den Aufnahmen zum Song „Tutti Frutti“ in einem Tonstudio in New Orleans ins Mikrofon. Auf der Bühne war ihm kurz zuvor die Idee zu dem Ausruf gekommen, ein Schlagzeug-Rhythmus hatte ihn inspiriert. „Tutti Frutti“ kletterte hoch in die Charts und der bis dahin unbekannte Musiker wurde zum Superstar. Das Lied habe „eine neue Ära der Musik“ eingeleitet, heißt es sogar in der US-Nationalbibliothek, die den Song aufgenommen hat.

Little Richard: Der Glaube gab ihm Kraft

Die Hauptrolle in seinem Leben spielte die Kirche, wie er in einem Interview sagte. „Gott war gut zu mir. Jeden Samstag gehe ich in die Kirche, jeden Samstag, das verpasse ich nie. Und freitags eröffne ich den Sabbattag.“ Am Sonnabend starb Little Richard im Alter von 87 Jahren, wie das Magazin „Rolling Stone“ und die US-Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Familie und enge Freunde berichteten.

Kindheit in Armut: So kam Little Richard zu seinem Namen

Geboren wurde Richard Wayne Penniman 1932 in äußerst ärmliche Verhältnisse einer afro-amerikanischen Familie im südlichen US-Bundesstaat Georgia – mitten in die brutale Trennung von Weißen und Schwarzen hinein.

„Ich komme aus den Slums – das vergisst man nie“, sagte der als Kind sehr schmächtige und deshalb „Little Richard“ gerufene Musiker einmal. Sein Vater war Schmuggler und wurde ermordet, als Little Richard – das dritte Kind unter zwölf Geschwistern – 19 Jahre alt war. „Alles in mir brach damals zusammen.“ Aber das Erlebnis gab ihm auch Kraft, „und die Überzeugung und die Beharrlichkeit zu wissen, dass ich es eines Tages schaffen würde“.

Kindheitserlebnisse inspirierten Little Richards Musik

Schwarze lebten in Georgia damals nur in den unerträglich lauten Gegenden direkt neben den Bahngleisen, wie sich der vielfach preisgekrönte Künstler erinnerte. „Die Züge haben ihre Häuser nachts durchgeschüttelt. Als Kind habe ich das gehört und gedacht: „Irgendwann mache ich einen Song, der sich genau so anhört“.“

Little Richard schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, beginnt mit Gospel, singt sich von Auftritt zu Auftritt und bekommt schließlich einen ersten Plattenvertrag. Neben „Tutti Frutti“ veröffentlicht er in den Jahren darauf Songs wie „Good Golly, Miss Molly“ und „Lucille“, die von Stars wie Elvis Presley gecovert und weiterentwickelt werden – der Rock’n’Roll ist geboren.

Little Richard im Jahr 2000 bei einem Auftritt in London

Little Richard im Jahr 2000 bei einem Auftritt in London

Foto:

picture-alliance / dpa

Partys, Männer, Frauen: Little Richard auf der Erfolgswelle

Knapp drei Jahre lang schwimmt Little Richard auf der Erfolgswelle, tourt durch die Vereinigten Staaten und feiert offen bisexuell wilde Partys mit Männern, Frauen und Alkohol. Seine Konzerte, bei denen der häufig als „Gott des Rock’n’Roll“ gefeierte Musiker mit dünnem Schnurrbart, hochtoupierten Haaren, greller Schminke, falschen Wimpern und wilden Kostümen auftritt, bringen mitten in der Rassentrennung Weiße und Schwarze zusammen – zum Entsetzen radikal-konservativer Politiker und Vereine.

Eine Australien-Reise verändert sein Leben

Aber dann ist plötzlich Schluss. Bei einer Konzertreise nach Australien 1957 entscheidet sich Little Richard spontan, die Musik hinzuschmeißen und Priester zu werden. Seitdem lebt der schrille Künstler zwischen zwei Welten – der Kirche und der Musik.

Immer wieder startet er Comeback-Versuche, kämpft gegen das abebbende Interesse am Rock’n’Roll, verhilft dem jungen Jimi Hendrix zum Karrierestart, tourt mit den damals noch weitgehend unbekannten Rolling Stones durch Europa, versucht sich als Schauspieler und veröffentlicht grundsteinlegende Funk- und Soul-Alben. Aber immer wieder zieht er sich auch in seine religiöse Welt und den Gospel zurück.

Little Richard inspirierte Stars – von Elvis Presley bis Bruno Mars

Stars von Elvis Presley über Otis Redding, Jerry Lee Lewis, Tina Turner, Prince, Mick Jagger, Rod Stewart, David Bowie, Elton John, Paul McCartney, Bob Dylan und Freddie Mercury bis hin zu Bruno Mars geben Little Richard als ihr musikalisches Idol an. Aber nach der Grundsteinlegung für den Rock’n’Roll traten andere in den Vordergrund. An den Welterfolg von „Tutti Frutti“ konnte keines der Lieder von Little Richard mehr anschließen – aber vielleicht brauchte es das ja auch gar nicht. „Ich habe immer gedacht“, schrieb Bob Dylan einmal, „dass ‚A wop bop a loo lop a lop bam boo‘ alles gesagt hat.“ (afp/dpa/max)

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