• Bemalte Steine und Kinderzeichnungen bekunden die Trauer über den Tod von Greta.
  • Foto: picture alliance/dpa

Tod von Greta (†3): Wegen dieser Pannen konnte die Erzieherin weiterarbeiten

Viersen –

Im Fall der unter Mordverdacht stehenden Erzieherin (25) kommen immer neue verstörende Erkenntnisse ans Licht: Wie die MOPO bereits berichtete, sind die Ermittler auf frühere Vorfälle in anderen Kitas gestoßen – in mindestens zwei Kitas kam es zu Notarzt-Einsätzen. Doch wie kommt es, dass bisher niemand die verdächtige Erzieherin aus dem Verkehr zog?

Die wegen Mordes an Greta (3) angeklagte Erzieherin Sandra M. stand bereits in der Vergangenheit in Zusammenhang mit weiteren Vorfällen in Kitas – sowohl in Krefeld wie in Kempen musste der Notarzt gerufen werden. Einsätze dieser Art hätten eigentlich dem zuständigen Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mitgeteilt werden müssen. Daraufhin wäre geprüft worden, ob es sich um einen Unfall oder eine Straftat handle.  Doch in diesen Fällen geschah nichts.

Kita in Viersen

In dieser Kita in Viersen (NRW) kam es zu dem tödlichen Vorfall. 

Foto:

dpa

Viersen: Landesjugendamt über frühere Fälle nicht informiert

„Das LVR-Landesjugendamt wurde zu den oben genannten Fällen nicht informiert“, so Mariessa Radermacher vom LVR in der „Bild“. Hinzu kam, dass die Ärzte kein Fremdverschulden im Fall des Zweijährigen aus Kempen feststellen konnten. Die Unfallanzeigen seien daher nur über das örtliche Jugendamt an die Unfallkasse gegangen, so ein Stadtsprecher. 

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Unglaublich erscheint, dass die neuen Arbeitgeber nicht über die Vorfälle im alten Arbeitsverhältnis in Kenntnis gesetzt wurden. Das Problem: Es sei in dieser Branche nicht üblich Zeugnisse zu fordern, so Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (56). Erschwerend kommt laut Deutschem Kita-Verband hinzu, dass Fehlverhalten von Erziehern in den Zeugnissen ohnehin nicht erwähnt werden darf. Verbandschefin Waltraud Weegmann zum „WDR“: „Deshalb sind letztendlich alle Zeugnisse Makulatur.“

Politiker: „Ämter müssen genauer hinsehen“

Auch Politiker reagieren entsetzt auf diesen verstörenden Fall. Es könne nicht sein, dass die mutmaßliche Täterin in anderen Kommunen mehrfach auffällig wurde, ohne dass sich jemand alarmiert zeigte. „Die zuständigen Ämter müssen genauer hinsehen, ihre Erkenntnisse mit anderen Behörden teilen“, so Marc Henrichmann (43, CDU) aus Coesfeld.

CSU-Bundestagsabgeordneter Michael Kuffer (48) wirft ein: „Wenn Arbeitszeugnisse von Erzieherinnen keine Aussagekraft besitzen, dann sollten wir über die rasche Einführung eines Zentralregisters für solch sensible Berufe nachdenken.“

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Die Ermittlungen laufen noch, doch sollten sich die Vorwürfe gegen Sandra M. bestätigen, müsse „auch im Detail vor Ort der Frage nachgegangen werden, ob ernsthafte Frühwarnzeichen ignoriert wurden“, so das NRW-Familienministerium. Und auch die Eltern oder andere Erzieher müssen aufmerksam sein und darauf achten, ob sich das Verhalten ihrer Kinder drastisch verändere. (vd)

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