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Ein eigenes Haus ist der Traum vieler Mieter – und manchmal sogar günstiger.
  • Ein eigenes Haus ist der Traum vieler Mieter – und manchmal sogar günstiger.
  • Foto: imago/Westend61

Studie: Immobilienkauf oft billiger als Mieten – mit einem Haken

Eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen ist laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) oft deutlich billiger als zu mieten – gerade bei Neuverträgen. Aber: Der starke Anstieg der Kreditzinsen schmälert die Vorteile deutlich.

Immobilienkäufer:innen standen gegenüber Mietern 2021 in allen deutschen Regionen besser da, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse des IW, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Doch die Vorteile der Käufer:innen schwinden mit dem Zinsanstieg besonders in teuren Städten.

Immobilien verteuerten sich zuletzt viel schneller

Für die Studie des IW mit der Immobilienfirma Accentro wurden die Kosten von Selbstnutzer:innen jenen von Mieter:innen gegenüber gestellt. Auf Käufer:innen entfielen demnach Kaufpreis und Erwerbsnebenkosten wie Grunderwerbsteuer und Notar, die Belastung durch Kreditzinsen sowie entgangene Zinsen – Immobilienkäufer:innen hätten das Geld für eine Wohnung oder ein Haus ja auch anlegen können. Hier wurde die Rendite erstklassiger Unternehmensanleihen zugrunde gelegt.

Auch Kosten für Instandhaltungen und Wertverzehr wurden einberechnet sowie Wertsteigerungen gedeckelt bei drei Prozent pro Jahr. In den vergangenen Jahren verteuerten sich Immobilien viel schneller, der Boom sollte aber nicht übergewichtet werden. Auf der anderen Seite standen die Nettokaltmieten in Neuverträgen und bei Bestandsmieten.

Immobilien-Kauf oft günstiger als Miete

Das Ergebnis: Zahlten Selbstnutzer:innen in Deutschland 2021 – zu den damals sehr niedrigen Kreditzinsen von gut einem Prozent – im Schnitt 4,21 Euro je Quadratmeter, mussten Mieter:innen bei Neuvertragsmieten für vergleichbare Wohnungen 10,30 Euro je Quadratmeter hinlegen und bei Bestandsverträgen 7,04 Euro. Käufer:innen waren also mit knapp 60 Prozent gegenüber Mietern im Vorteil bzw. 40 Prozent bei Bestandsmieten.

Ein großer Vorsprung ergab sich laut der Studie selbst in den teuren Metropolen. „Die im vergangenen Jahr fallenden Zinsen haben den Anstieg der Kaufpreise überkompensiert“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Auch die Reform zur Teilung der Maklerprovisionen habe Käufer:innen entlastet. „Steigende Zinsen werden aber den Selbstnutzerkostenvorteil signifikant verringern.“

Aber: Mit der hohen Inflation sind Finanzierungen rasant teurer geworden. Seit Dezember haben sich die Zinsen für zehnjährige Standardkredite laut FMH-Finanzberatung von weniger als ein Prozent auf im Schnitt rund 2,5 Prozent mehr als verdoppelt – Tendenz steigend.

Das IW hat in drei Szenarien mit einem Anstieg der Bauzinsen auf zwei, 2,5 oder drei Prozent errechnet, ob Immobilienkäufer:innen dieses Jahr immer noch besser fahren als Mieter:innen mit Neuverträgen. So lässt schon ein Zinsniveau von 2,5 Prozent die Kosten von Selbstnutzer:innen auf mehr als das Doppelte steigen (8,55 Euro). Rechne man steigende Kaufpreise ein, ergeben sich 8,97 Euro je Quadratmeter. Bei drei Prozent Kreditzinsen steigen die Selbstnutzerkosten auf 10,63 Euro. In diesem Szenario sei mieten bereits in 86 der 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städten billiger als kaufen, schreiben die Autoren.

Wertsteigerungen bei Immobilien haben Eigentümer noch stärker begünstigt

Dennoch: Besonders im Umland der sieben größten deutschen Städte und dem von anderen Großstädten seien Käufer:innen aber auch bei höheren Zinsen im Vorteil. Der „neutrale Zins“ für eine zehnjährige Finanzierung, ab dem die Selbstnutzerkosten den Neuvertragsmieten entsprechen, liege im Umland der Metropolen bei 3,6 Prozent, in übrigen Großstädten bei 3,1 Prozent und in deren Umland bei 3,5 Prozent. Ist der Zins noch höher, sind Mieter:innen im Vorteil.

Für die übrigen Kreise kommt das IW auf einen neutralen Zins von 3,7 Prozent. In den sieben Metropolen, darunter Berlin, München und Hamburg, fahren Mieter:innen schon ab 2,8 Prozent besser als Käufer.

Die Autoren betonen, dass es sich um eine beispielhafte Rechnung handelt. Starke Wertsteigerungen bei Wohnungen und Häuser wie in den vergangenen Jahren haben Eigentümer:innen noch stärker begünstigt, als in der Studie dargestellt. Auf der anderen Seite schneiden Menschen mit günstigen Altverträgen in teuren Städten bei der Frage „Kaufen oder Mieten?“ gut ab. 

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Expert:innen des Geldratgebers „Finanztip“ verweisen ferner darauf, dass auch Mieter:innen große finanzielle Chancen haben können: Wer sein Geld langfristig in renditestarke Anlagen wie Aktien anlege, „kann auch als Mieter langfristig Vermögen aufbauen, in manchen Szenarien sogar ein höheres als beim Immobilienkauf“, schreiben sie. (dpa)

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