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  • In Sicherheit: Geflüchtete werden an Bord eines Rettungsschiffs gebracht.
  • Foto: picture alliance/dpa/Mission Lifeline | Hermine Poschmann

Seenotrettung: „Eine noch nie da gewesene Belastungs-Situation“

Mehr als 800 Menschen, zusammengedrängt auf einer Fläche von 53 mal 11 Metern. Die Enge, die momentan an Bord der „Sea-Eye 4“ herrscht, ist unvorstellbar. Und immer noch kreuzt das Schiff vor Sizilien, auf der Suche nach einem sicheren Hafen.

„800 Gerettete auf einem einzigen Boot – das ist ein absoluter Ausnahmezustand“, so Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, zur MOPO. „Es befinden sich buchstäblich überall an Bord Menschen.“ Wie es zu dieser krassen Überauslastung des Schiffes, das eigentlich nur für 200 Menschen ausgelegt ist, kommen konnte?

Sea-Eye: 800 Gerettete auf einem einzigen Boot

Am Dienstag hatte das Schiff bei mehreren Einsätzen bis Donnerstag fast 400 Menschen an Bord genommen. Und dann das: Die Retter entdeckten ein leckgeschlagenes und völlig überfülltes doppelstöckiges Holzboot mit über 400 Menschen an Bord. Auf dem Kahn war bereits Wasser eingedrungen. Und es befand sich kein Rettungsschiff in erreichbarer Nähe. „Deshalb haben wir das Holzboot evakuieren müssen“, so Isler.

Die Lage auf der „Sea-Eye 4“ ist deshalb nun extrem – aber auf dem Schiff herrscht trotz Enge und psychischer Belastung (noch) keine Hoffnungslosigkeit: „Die Situation schweißt die Menschen zusammen. Es ist eine noch nie da gewesene Belastungs-Situation für alle Beteiligten, aber alle haben Verständnis und kooperieren“, sagt Gorden Isler. So dauert die Lebensmittelverteilung auf dem Schiff den ganzen Tag: „Überall sind hoffnungsvolle Gesichter, auf jedem Quadratmeter sitzen oder liegen Menschen“, sagt Isler, „die Krankenstation ist im Dauerbetrieb.“

„Ausnahmezustand“ auf dem Mittelmeer

Es sei allen Beteiligten, auch den italienischen Behörden, klar, dass es sich um eine humanitäre Notlage handelt. Und darum ist Isler auch optimistisch, dass sich kurzfristig ein Hafen für das Schiff findet.

Doch auch dann bleibt die Lage herausfordernd – denn die 800 Menschen müssen versorgt werden: mit Zelten, Decken, Nahrung. Und jeder Einzelne wird auf Corona getestet, bevor er an Land gehen darf: „Das Ausschiffen wird vermutlich zwei Tage dauern“, so Isler. Und es sind immer mehr Menschen, die Hilfe brauchen: „Auf dem Mittelmeer herrscht Ausnahmezustand“, sagt der Sea-Eye-Vorsitzende. Die Zahlen geben ihm recht: Das italienische Innenministerium registrierte in diesem Jahr bislang knapp 53.700 Migranten, die in Booten das Mittelmeerland erreichten. Im selben Vorjahreszeitraum waren es etwa 28.350.

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