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Ein Taliban-Kämpfer steht an einem Kontrollpunkt im Viertel Wazir Akbar Khan in der afghanischen Hauptstadt Kabul.
  • Ein Taliban-Kämpfer steht an einem Kontrollpunkt im Viertel Wazir Akbar Khan in der afghanischen Hauptstadt Kabul.
  • Foto: (c) dpa

Schüsse, Panik, Verzweiflung: So ist die Lage in Kabul

Die Situation am Flughafen in Kabul wird immer dramatischer: Am frühen Montagmorgen mussten deutsche Soldaten ein Flughafentor mit Schüssen gegen unbekannte Angreifer verteidigen – eine afghanische Sicherheitskraft wurde getötet, drei weitere verletzt. Die Zeit drängt. Jetzt hat die Bundeswehr ihre Taktik geändert.

Noch immer versuchen Tausende verzweifelter Menschen am Flughafen von Kabul einen Flug aus dem Land zu ergattern. Die Lage hat sich derart zugespitzt, dass Außenminister Heiko Maas (SPD) am Montag davor warnte, sich auf eigene Faust auf den Weg zum Flughafen zu machen. Die Situation habe sich weiter „chaotisiert“ und sei gefährlich.

Dramatische Szenen in Kabul – Angst für Terroranschlägen nimmt zu

„Wir haben unglaublich viele Flüchtlinge in der Stadt, wir haben eine verschlechterte Versorgungslage, wir haben zunehmend Drohungen auch von anderen terroristischen Gruppen“, sagte auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei „Bild TV“. Vor allem die Sorge vor Anschlägen des „Islamischen Staats“ nimmt zu.

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Weil es kaum noch Menschen zum Flughafen schaffen, wurde der Einsatz der Bundeswehr nun ins Stadtgebiet ausgeweitet. In einer rund einstündigen Mission wurde eine Familie aus München gerettet – dem „Spiegel“ und der „Bild“ zufolge durch Elitesoldaten des KSK. Die 19-Jährige, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter hatten schon versucht, zum Flughafen zu gelangen, waren von den Taliban mit Warnschüssen aber zurückgedrängt worden.

Evakuierungsaktion: Mehr als 26.000 Menschen in einer Woche ausgeflogen

Sie sind drei von mehr als 26.000 Menschen, die westliche Länder in der vergangenen Woche evakuiert haben. 17.000 Gerettete gehen auf das Konto der USA. Allein auf US-Seite sprach Präsident Joe Biden aber auch von 50.000 bis 65.000 Personen, die gerettet werden müssen.

Für Deutschland ist von mehr als 10.000 Menschen die Rede. „Wir müssen davon ausgehen, dass der Großteil der Ortskräfte noch im Land ist“, so Maas.

Deutschland will 10.000 afghanische Ortskräfte retten

Und die Zeit drängt: Sollten die USA oder Großbritannien die Evakuierungen über die Frist bis zum 31. August hinaus verlängern wollen, wäre die Antwort „Nein“, erklärte ein Taliban-Sprecher dem Nachrichtensender „Sky News“. Eine Verlängerung hatte Biden nicht ausgeschlossen. „Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen“, drohte nun der Taliban-Sprecher.

Weil der Flughafen vor allem durch amerikanische Soldaten gesichert wird, hängt auch die deutsche Evakuierungsaktion von den USA ab. Rund 3000 Menschen hat die Bundeswehr ausgeflogen, darunter 1800 afghanische Ortskräfte.

Kritik an GIZ: Bleibe-Prämie für afghanische Ortskräfte

In Deutschland ist unterdessen die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) massiv in die Kritik geraten: Sie hatte Ortskräften eine Bleibe-Prämie von einem Jahresgehalt angeboten, wenn sie versicherten, sich nicht auf eine der Evakuierungslisten setzen zu lassen. Die Opposition nannte das Vorgehen „abstoßend“ und „bitter“.

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Es sei „niederschmetternd, wie die Deutschen agierten“, zitiert der „Spiegel“ eine afghanische GIZ-Mitarbeiterin. „Wir wollen kein Geld, sondern Sicherheit.“ Sie wirft der Bundesregierung vor, die Zahl der geflüchteten Afghanen in Deutschland niedrig halten zu wollen.

Es gehe nicht darum, jemanden zum Bleiben zu drängen, verteidigte das Entwicklungsministerium die GIZ, sondern Menschen, die bleiben wollten, zu helfen. Die Ortskräfte könnten sich später immer noch auf die Ausreiseliste setzen lassen.

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