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15 Menschen kamen ums Leben, als ein Student an der Karls-Universität in Prag das Feuer eröffnete.
  • 15 Menschen kamen ums Leben, als ein Student an der Karls-Universität in Prag das Feuer eröffnete.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Petr David Josek

15 Menschen an Prager Uni erschossen – Student ermordete zuvor seinen Vater

Ein Terrorhintergrund werde ausgeschlossen, hieß es am Abend. Laut Polizei ist auch der Schütze tot. Viele Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.

Ein Schütze hat an einer Universität in der Prager Innenstadt das Feuer eröffnet und mindestens fünfzehn Menschen getötet. Auch der Schütze sei tot, teilte Polizeipräsident Martin Vondrasek am Donnerstag mit. Man gehe davon aus, dass es sich um einen Studenten der Hochschule handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und deswegen gesucht worden sei. Die formelle Identifikation stehe aber noch aus.

Der mutmaßliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen. Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik sein.

Amoklauf in Prag: 24 Verletzte – kein Terrorhintergrund

Nach ersten Informationen wurden 24 Menschen verletzt, davon mindestens neun schwer bis lebensgefährlich. Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Rakusan rief die Bevölkerung dennoch auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen.

Zu den Schüssen kam es an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität am Jan-Palach-Platz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter waren Spezialkräfte. Der Jan-Palach-Platz ist nur wenige Hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau.

Die Polizei rief die Menschen auf, die Gegend weiträumig zu meiden und sperrte den Platz ab. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen. Auf Fotos war zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verließen. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Nova soll sich der Schütze zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei demnach zu hören gewesen.

Studenten verbarrikadierten sich in Hörsälen und Büros

Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen. Die Studenten und Hochschulmitarbeiter wurden bis zum frühen Abend aus dem Gebäude gebracht. Der Rettungsdienst schickte mehrere Rettungswagen, Notärzte und einen Großraumrettungswagen zum Einsatzort.

Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat rund 49 500 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8000 an der Philosophischen Fakultät Fächer wie Germanistik, Slawistik, Geschichtswissenschaft.

Tschechischer Präsident dankt Sicherheitskräften

Der tschechische Präsident Petr Pavel sprach den Angehörigen der Getöteten sein Beileid aus. Er dankte den Bürgern beim Kurznachrichtendienst X am Donnerstag dafür, dass sie den Anweisungen der Sicherheitskräfte gefolgt seien. Wie das Büro des Staatsoberhaupts mitteilte, brach Pavel seinen derzeitigen Frankreich-Besuch ab, um vorzeitig nach Tschechien zurückzukehren.

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Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. „Aufgrund der tragischen Ereignisse habe ich mein Arbeitsprogramm in Olomouc abgesagt und werde nach Prag zurückkehren“, teilte der liberalkonservative Politiker mit. „Ich stehe in Kontakt mit dem Innenminister und der tschechischen Polizei und bitte alle Bürgerinnen und Bürger, die Empfehlungen der Rettungsdienste zu beachten.“ Am späten Abend sollte die Regierung zu einer Krisensitzung zusammenkommen.

Amoklauf in Prag: „Das ist eine Tragödie“

Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. „Das ist eine Tragödie“, sagte er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. „Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind.“ Viele dächten, so etwas könne nur in den USA passieren, weil viele dort bewaffnet seien. Es zeige sich, dass dem nicht so sei. Zum Zeitpunkt der Schüsse sei er in seiner Residenz unweit der Universität gewesen. „Die Polizei hat uns eingeschlossen, wir durften das Gelände nicht verlassen“, sagte Svoboda.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, die Nachricht über die tödlichen Schüsse habe ihn zutiefst erschüttert. „Ich bekunde meine Solidarität mit den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen sowie mit dem tschechischen Volk und den tschechischen Behörden.“

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