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Iran Proteste Teheran
  • Laut Amnesty International folterte das Regime zahlreiche Minderjährige. Im Bild eine Szene aus einer iranischen Schule.
  • Foto: Twitter/Jasmin_Ramsey

Schläge, Vergewaltigungen: Amnesty dokumentiert Folter an Kindern im Iran

Immer wieder Schläge, Elektroschocks an den Genitalien und schwere Drohungen: Es sind barbarische Methoden, mit denen Kinder und Jugendliche im Iran gefoltert wurden. Amnesty International hat das Grauen, dem die Minderjährigen durch Geheimdienste und Sicherheitsbehörden in den vergangenen Monaten ausgesetzt worden sein sollen, nun in einem Bericht dokumentiert.

Bereits im Transporter auf dem Weg zum Gefängnis sollen Polizisten immer wieder auf minderjährige Demonstrant:innen eingeschlagen haben, in der Haftanstalt ging das Martyrium dann weiter: Neben Elektroschocks an Genitalien, Auspeitschungen, der erzwungenen Verabreichung unbekannter Tabletten sowie schwerer Drohungen, gibt es auch Berichte von Vergewaltigungen. Bevor sie freigelassen wurden, drohten Staatsbeamte den Kindern oft mit der Verhaftung ihrer Verwandten, falls sie sich beschwerten.

Die Kinder werden laut Amnesty von Zivilbeamten häufig von der Straße verschleppt oder direkt bei den Protesten verhaftet. Laut der Menschenrechtsorganisation wurden aber auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre alt waren. Die Täter: Beamte der iranischen Revolutionsgarden, der paramilitärischen Basidsch-Miliz, der Polizei für öffentliche Sicherheit und anderen Sicherheits- und Geheimdienstkräfte.

Amnesty International dokumentiert schwere Folter im Iran

Ihr Ziel: Kinder bestrafen, demütigen, die Jugend des Landes unterdrücken – und ihren Protest zu brechen. „Diese Gewalt gegen Kinder offenbart eine gezielte Strategie, um die Jugend des Landes zu unterdrücken und sie davon abzuhalten, Freiheit und Menschenrechte einzufordern“, erklärt der Iran-Experte von Amnesty in Deutschland, Dieter Karg.

„Es ist abscheulich, dass Beamte ihre Macht auf diese Weise gegenüber schutzbedürftigen und verängstigten Kinder missbrauchen, ihnen und ihren Familien schwere Schmerzen und Ängste zufügen und sie mit schweren körperlichen und seelischen Narben zurücklassen“, so Karg weiter. Ihren Bericht stützen die Menschenrechtler:innen auf Zeugenaussagen Dutzender Inhaftierter und Angehöriger. Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Justiz offenbart, dass mindestens 22.000 Demonstrant:innen im Zuge der seit Monaten andauernden Proteste festgenommen worden waren, ein Großteil soll wieder auf freiem Fuß sein, wie es von offizieller Seite hieß.

Noch immer ungeklärt ist auch die Rolle des Regimes im Fall der Massenvergiftungen an iranischen Schulen. Seit Ende November litten Tausende Schulmädchen unter Symptomen wie Übelkeit und Atemnot, nachdem sie „unangenehme“ Gerüche auf dem Schulgelände bemerkt hatten. Nach offiziellen Angaben waren insgesamt mehr als 5000 Schülerinnen betroffen. Die iranische Regierung spricht bisher über gezielte Giftgasanschläge, vermutlich mit dem Ziel, Mädchen und Frauen von den Schulen und damit von der Bildung abzuhalten und macht islamistische Gruppierungen dafür verantwortlich. Eine Exil-Oppositionsgruppe hatte zuletzt die Vorwürfe der iranischen Regierung zurückgewiesen.

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Auslöser der Proteste im Iran war ursprünglich der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam. Zu Beginn richteten sich die Proteste der vor allem jungen Generation noch gegen die Kopftuchpflicht. Später forderten die Demonstranten den Sturz der Islamischen Republik. (alp)

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